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Von Meckerern und Schmarotzern

BerndDeutschland ist ein komisches Land.
Es geht uns gut, wirtschaftlich wie auch gesellschaftlich gesehen. Manchmal habe ich aber das Gefühl, dass man sich hierzulande gerne und oft über Nichtigkeiten aufregt und beschwert. Jüngstes Beispiel ist das Comicfestival in München.
Die Veranstalter wurden als das Böse identifiziert, weil sie es gewagt hatten, die Eintritts-Preise zu erhöhen.
Da zahlte man also 20 € für alle vier Tage und hatte bei über 20 Ausstellungen in mehr als 20 Locations freien Eintritt. Insgesamt also sozusagen eine Flatrate für das Festival, und das mit einem gehörigen Mehrwert. Für mich sah das nach einem fairen Deal aus.
Und das bestätigte sich noch einmal wenige Tage vor dem Comicfestival. Denn ich hatte die Möglichkeit, mir ein ebenfalls als Comicfestival tituliertes Event in Mailand anzusehen. In Italien also, einem der wichtigsten Comicmärkte Europas und gleichzeitig auch eins der kreativsten Comicländer, mithin ein Markt, der deutlich größer ist als in Deutschland. Das „Festival“ fand in den Außenbezirken der Metropole am Po statt, nicht wie in München im Zentrum. Die Anreise war nur per Auto möglich, und der Eintritt kostete für zwei Tage 15 €. Zum Vergleich: In München kann man das Auto stehen lassen und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Das Festival in Mailand war darüber hinaus kein Festival, sondern eine schnöde Verkaufsausstellung. Nicht ein einziger Verlag war anwesend, kein Zeichner traute sich in die kalte Messehalle. Von Veranstaltungen und von Ausstellungen sprechen wir hier schon einmal gar nicht, denn außer einem Cosplay gab es nichts zu sehen. Und da stellt sich mir die Frage, worüber sich die Deutschen in München beschweren. Über viel Mehrwert für einen vergleichsweise geringen Preis? Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln.
Apropos beschweren: Im Nachklapp zum Gratis Comic Tag beschwerte sich ein Mitarbeiter eines Händlers in einem Blog (http://bit.ly/13UGHu9) lautstark über Kunden, die beim Gratis Comic Tag nur absahnen. Besagter Händler hatte die Gratis Comics nur unter der Vorbedingung herausgegeben, dass man sich bei ihm weitere Comics kauft. Warum dieser Händler das machte, bleibt sein Geheimnis, denn er wird auf diese Art und Weise potenzielle Kunden verschreckt haben. Der Witz am Gratis Comic Tag ist ja gerade, dass man unverbindlich in neue Comics reinschauen und sie später kaufen kann. Viele Händler (genauer 39 %, wie eine aktuelle Umfrage ergab) haben ohnehin an diesem Tag ihren umsatzstärksten Tag, und das ohne Vorbedingung.
Die Kunden, die aber genau das einforderten, was eigentlich nur recht und billig ist, nämlich ein paar Comics wirklich gratis zu bekommen, wurden von diesem Mitarbeiter folgendermaßen beschrieben: „So kam ich nicht darum herum, mit drei bis vier Möchtegern-Sammler, also den Schmarotzern, konfrontiert zu werden [...]“. Meine persönliche Meinung dazu: Hier war der Mitarbeiter deutlich übers Ziel hinaus geschossen. Wobei es noch zweifelhaft ist, ob das überhaupt ein Mitarbeiter war, denn der Name, der im Blog steht, deutet eher auf den Chef eines Comicladens in Berlin hin, was es noch schlimmer macht. Mein Kopfschütteln steigert sich gerade in der Form, dass eine heftige Migräne droht.

Ihr habt irgendeine Beschwerde? Dann schreibt doch an  bernd.glasstetter@splashcomics.de

Bis zur nächsten Ausgabe
Bernd Glasstetter

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Special vom: 02.07.2013
Autor dieses Specials: Bernd Glasstetter
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Editorial von Georg F. W. Tempel
Abenteuer im hohen Norden: 40 Jahre Turi & Tolk
MALCOLM MAX: Steampunk-Mystery meets „Italian Gothic“-Schauerroman
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