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MALCOLM MAX: Steampunk-Mystery meets „Italian Gothic“-Schauerroman
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Peter_MennigenUnter Nicht-Comiclesern besitzt Malcolm Max schon jetzt eine große Fangemeinde, denn der charismatische Dämonenjäger erblickte bereits 2008 in der gleichnamigen Hörspielserie das Licht der Welt. Nach einigen Episoden folgt nun der intermediale Flirt mit dem Comic. Angesiedelt im viktorianischen England an der Schwelle zum 20. Jahrhundert präsentiert das Künstlergespann Ingo Römling und Peter Mennigen den Auftakt der Steampunk-Mystery-Serie als symbiotischen Entwurf, der mindestens zwei Genretraditionen vereint: die Selbstironie der Buffy-Erzählungen und den Manierismus der Schauerromane des 19. Jahrhunderts.

Peter, zunächst hast Du Malcolm Max als Hörspielreihe konzipiert. Erzähl mal.
Peter:
Der Tigerpress Verlag suchte Ende 2007, Anfang 2008 ein Hörspiel-Thema für eine Heft-Beilage. Geplant war eine Neuauflage der Gespenster Geschichten aus dem Bastei Verlag.
Da die meisten dieser Geschichten von mir stammten, beauftragte der Verleger mich mit einem Hörspiel-Konzept. Inhaltlich schwebten ihm nicht sehr komplexe und relativ vorhersehbare Geschichten vor. Ich hatte dagegen etwas Zeitgemäßeres im Sinn. Eine Story mit einer Mischung aus Action, Gruselelementen und Humor. Mit einem Helden, der sich selbst nicht zu ernst nimmt, der neben Mut und Intelligenz auch gewisse menschliche Defizite offenbart. Außerdem fand ich es interessant, einem Vampirjäger eine Halbvampirin als Begleiterin zur Seite zu stellen. Das erste Malcolm Max-Hörspiel kam dann so gut an, dass Tigerpress gleich eine zweite Folge bei mir orderte.
In der Geister-Schocker-Reihe gibt es bisher vier Malcolm Max-Abenteuer. Inhaltlich schließen sie dort an, wo die beiden Tigerpress-Folgen aufhörten. Bei den Geister-Schocker-Publikationen handelt es sich bisher immer um Doppel-CDs. Den ersten beiden Folgen liegen die Neuauflagen der Tigerpress-Hörspiele bei. Danach habe ich für jedes Hörspiel ein Malcolm Max-Hörbuch als Beilage verfasst.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Splitter Verlag?
Peter:
Für mich kam für den Malcolm Max-Comic von Anfang an nur der Splitter Verlag in Frage. Das hat verschiedene Gründe. Es gibt hierzulande keinen anderen Verlag, der deutschen Comic-Künstlern so offen gegenüber steht und ihnen eine solche Publikationsmöglichkeit bietet. Außerdem sind die hochwertigen Alben von Splitter für mich das Maß der Dinge. Nachdem mit Ingo der ideale Zeichner für Malcolm Max gefunden war, habe ich mich mit den Verlegern von Splitter, Delia Wüllner-Schulz, Horst Gotta und Dirk Schulz, in Verbindung gesetzt. Sie fanden das Thema spannend und baten uns, ein paar fertig gezeichnete, kolorierte und mit Texten versehene Probeseiten plus das komplette Skript zu schicken. Das haben wir getan, erhielten daraufhin einen Vertrag, und der Rest ist Geschichte.  

Und wie bist Du mit Ingo zusammengekommen?
Peter:
Ich hegte schon seit vielen Jahren den Wunsch, einen Comic mit einem deutschen Zeichner zu machen. 2011 stieß ich durch Zufall auf Ingos Homepage. Seine Zeichnungen haben mich regelrecht umgehauen. Also schrieb ich ihm eine Mail, in der ich auf-zählte, was ich schon alles geschrieben habe, und fragte, ob er Lust habe, mit mir einen Comic zu machen. Anfangs hatte ich dabei noch nicht Malcolm Max im Sinn. Es gab einige andere Themen, die ich gerne umsetzen wollte. Ingo zeigte sich sehr interessiert und so planten wir zunächst eine Fantasy-Serie. Als wir dann das erste Mal telefonierten, wurde mir immer klarer, dass er der ideale Zeichner für Malcolm Max wäre. Noch während des Telefonats fragte ich, ob er Lust an dem Projekt habe. Ich erklärte ihm, worum es bei Malcolm Max ging, schickte ihm das Drehbuch von Body Snatchers und er fertigte umgehend erste Entwürfe an, die u.a. auch auf den Making of-Seiten des Albums abgedruckt sind.

Woran habt ihr bisher im Bereich Comic gearbeitet?Ingo_R__mling
Ingo:
Das wohl bekannteste Projekt dürfte Die Toten beim Zwerchfell Verlag sein. Da habe ich für die ersten drei Bände die Cover und diverse Stories illustriert. Das lief sehr erfolgreich und war für mich schon so eine Art Sprungbrett in die deutsche Comic-Szene. Davor habe ich mit dem Autor Alexander Frank Spreng den Funny-Band Sieben Jahre mit Garg und ein Bilderbuch mit dem Titel Varieté Obscur realisiert. In den letzten zehn Jahren habe ich aber hauptsächlich als Illustrator gearbeitet, da gab es nicht allzu viele Comic-Sachen.
Peter: Anfang 1977 verfasste ich ein paar Fix und Foxi-Geschichten für den Kauka Verlag. Das war sozusagen mein Einstieg als Autor in die Comic-, Buch-, Hörspiel- und Fernsehbranche. Im Herbst desselben Jahres bewarb ich mich dann als Comic-Autor bei der Jugendredaktion des Bastei Verlages. Dort stellte man gerade das Programm auf Eigenproduktionen um.
Von 1977 bis Mitte der 90er Jahre schrieb ich die meisten Skripte der eigenproduzierten Serien Gespenster Geschichten, Bessy, Phantom, Spuk Geschichten, Biggi, Manos, Vanessa, Lasso, Conny, Felix, Bibi Blocksberg, Ghostbusters, Benjamin Blümchen, Silberpfeil und wie sie alle hießen. Als die Jugendredaktion nach dem Tod von Gustav Lübbe geschlossen wurde, arbeitete ich im Comic-Bereich für Egmont, bzw. den Ehapa Verlag, als Autor für verschiedene Disney-Titel. Seit Beginn des neuen Jahrtausends schreibe ich mehrere Comic-Reihen für den Panini Verlag.

Worum geht es im ersten Abenteuer?  
Peter:
Das Album Body Snatchers dreht sich um einen mysteriösen Leichenhandel im viktorianischen London. Außerdem geht es um einen Serienmörder, der ein Jahr zuvor geköpft wurde und plötzlich wieder mordet. Und dann wäre da noch ein abstoßender Halunke, dem es auf rätselhafte Art gelingt, die schönsten Frauen gegen ihren Willen gefügig zu machen. Das alles hängt miteinander zusammen, wie Malcolm Max während seiner Ermittlungen feststellen wird. Wobei aber auch er selbst von Scotland Yard verdächtigt wird, ein skrupelloser Mörder zu sein.

Malcolm_MaxCharismaWie würdet ihr Malcolm Max stilistisch einordnen?
Ingo:
Zeichnerisch fahre ich mittlerweile einen semi-realistischen Stil. Da bin ich stark von den Disney-Zeichnern beeinflusst, auch wenn das Endergebnis nicht wirklich nach Disney aussieht. Vielleicht habe ich da meine eigene Art, das in meine Arbeit einfließen zu lassen. Ich habe von Disney eine Menge gelernt und immer einen Stil gesucht, der es mir ermöglicht, mit einem Comic-Charakter die ganze Facette von „ernst“ bis „komisch“ durchzuspielen. Was ich will, ist eine möglichst große Bandbreite im zeichnerischen Ausdruck - große Gefühle, Pathos, optische Knalleffekte, aber auch die leisen Töne.
Und auch mal unbeschwert ablachen.
Peter: In den Hörspielen ist Malcolm Max bisher eine Mystery-Serie. Im Comic finden sich dagegen auch eine Reihe Steampunk-Elemente, weshalb man das Album als Steampunk-Mystery bezeichnen könnte. Was den Schreibstil betrifft, verfasse ich Malcolm Max in der schnörkelhaften Art der „Italian Gothic“-Schauerromane. Ich denke, das gibt den Geschichten ein besonderes Flair.

Der Splitter-Verlag bewirbt Malcolm Max als Steampunk-Serie. Welche zeitlichen und stilistischen Steampunk-Elemente werden von euch in Malcolm Max aufgegriffen?
Ingo:
Malcolm Max spielt in der Epoche der industriellen Revolution, also Ende des 19. Jahrhunderts. In dieser Zeit der Erfindungen und Entdeckungen spielen sich die meisten Geschichten ab, die dem Steampunk-Genre zuzuordnen sind - oder sie greifen eben die visuellen Elemente dieser Zeit auf. In Malcolm Max mischen sich die Horror-, Fantasy- und SciFi-Elemente, wie man es eben auch aus dem Steampunk kennt: Es gibt zum Beispiel in diesem ersten Band Leichendiebe, finstere Wissenschaftler, Geheimlogen, Maschinenmenschen ... und auch eine Halb-Vampirin, die aber auf der Seite der Guten kämpft.
Peter: Wie ich vorhin bereits erwähnte, ist Malcolm Max ursprünglich als reine Mystery-Serie konzipiert gewesen, die in der viktorianischen Zeit spielt. Nun definiert sich „Steampunk“ literarisch als Genre, das in der Periode angesiedelt ist, die der Uhrmacher James Watt mit der Erfindung der Dampfmaschine eingeläutet hat. Allerdings spielen bei „Steampunk“ auch utopische Elemente eine wichtige Rolle. Dies ist bei den ersten beiden Comicalben von Malcolm Max der Fall. Deshalb kann man diese Geschichten wohl guten Gewissens diesem Genre zurechnen. Allerdings mache ich mir beim Schreiben keinen Kopf, ob das Ergebnis stilistisch in die Steampunk-,  Mystery- oder in was für eine genrespezifische Schublade auch immer gesteckt werden kann. Ich will eine möglichst originelle und unterhaltsame Geschichte schreiben.

Peter, wie lange hast Du für das Szenario des ersten Buches gebraucht? Sind Ideen aus den bereits entstandenen Hörspielen inhaltlich aufgegriffen worden?
Peter:
Die Hörspiele und Comic-Geschichten laufen strikt voneinander getrennt. In den Hörspielen geht es um die rätselhafte Vergangenheit von Malcolm Max, wie er Charisma kennen lernt, und um den Zyklus der „Schwarzen Engel“, der mit dem siebten Hörspiel beendet sein wird. Jedes Hörspiel beinhaltet eine in sich abgeschlossene Geschichte. Der Comic spielt zeitlich nach den Hörspielen.
Ich habe an dem Szenario von Body Snatchers etwa drei bis vier Monate gearbeitet. Dazu kommen noch etwa vier bis fünf Wochen Vorbereitungen, Recherchen und das Ausarbeiten des Exposés. Wie gesagt trenne ich die Storylines zwischen Hörspiel und Comic, sodass man für die Hörspiele nicht den Comic kennen muss und umgekehrt. Im Comic gibt es zudem eine Seite mit einer kurzen Einführung, sodass man als Leser die Hintergründe von Malcolm Max und Charisma kennen lernt und sofort in der Geschichte drin sein wird.

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Special vom: 02.07.2013
Autor dieses Specials: Michael Hüster
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Editorial von Georg F. W. Tempel
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