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Editorial von Georg F. W. Tempel
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Georg_TempelLiebe Leser,
am 11. Mai steht erneut der Gratis Comictag ins Haus. Einige der 30 Comichefte, die speziell für diesen Tag produziert wurden, dürften die Sammlerherzen höher schlagen lassen. Allerdings ist nicht alles, was da auf dem Tisch liegt, auch tatsächlich neu, sondern besteht aus bekannten Inhalten zwischen neuen Covern.
Und wieder ist der Buchhandel an dieser nicht Aktion beteiligt, sondern sie ist allein dem Comicfachhandel vorbehalten. Was auch in diesem Jahr zu der Frage führt, ob dieser Event wirklich dazu dient, neues Publikum anzulocken, oder ob man nur in bekannten Gewässern fischt. Denn tatsächlich wäre es der Buchhandel, der mit seiner Laufkundschaft neue Comic-Leser generieren könnte. Die von diesem Tag angesprochenen Fachhandelsbesucher dürften sich vor allem aus dem Pool der Comicfans rekrutieren, die bereits ihre Leidenschaft für das Medium Comic entdeckt haben.
Mir stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, warum man auf der einen Seite große Anstrengungen unternimmt und mit den graphic novels sogar ein eigenes Genre kreiert, um dem Buchhandel und seinen Kunden das Thema Comic schmackhaft zu machen, diese an diesem Tag aber nur Zuschauer sein lässt?
Sind es wirklich nur die Kosten, die gerne als Argument für dieses Verfahren genannt werden? Was ich mir nicht vorstellen kann, da die einzigen variablen Kosten, die Druckkosten, von den Händlern getragen werden, da sie für die Hefte je nach Abnahmemenge zahlen müssen. Die Kosten für Übersetzung, Layout, Handling etc. sind von der Auflage völlig losgelöst und fix.
Oder hat es mit einer Art von Protektionismus zu tun – ähnlich dem Ruf nach einer Radioquote deutschen Liedgutes vor einigen Jahren –, um etwas zu beschützen und zu fördern, was alleine möglichweise nicht überlebensfähig wäre? Das wäre schade, denn zum einen kann sich ein gut und nach marktwirtschaftlichen Regeln geführter Comicladen sehr wohl gegen die Online- und Buchhandelskonkurrenz durchsetzen und bestehen. Und zum anderen vertut man die Chance, ein wirklich breites Publikum mit einem Event wie dem Gratis Comictag anzusprechen.
Ach ja, dem von der CSU angezettelten Gesetzesruf nach der Radioquote, der von Leuten wie Laith Al-Deen, Heinz Rudolf Kunze, Konstantin Wecker, Reinhard Mey oder Udo Lindenberg unterstützt wurde, ist nicht nachgekommen worden. Und heute werden die Charts von deutschen Künstlern dominiert – auch ohne Gesetz, denn letztlich zählt allein die Qualität. Im Falle von Comicläden die des Angebots, des Service und der Kundenberatung.

In diesem Sinne
Georg F.W. Tempel
(Chefredaktion)
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Special vom: 26.04.2013
Autor dieses Specials: Georg F.W. Tempel
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Abenteuer und Poesie: Theodor Pussel als Gesamtausgabe
Das Allerletzte
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