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Der unzufriedene Perfektionist - Interview mit Bas Heyman
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Bas_HeymansDie beiden Heymans Brüder, Bas und Mau, zählen nicht nur zu den bekanntesten, sondern auch den produktivsten Disney-Zeichnern aus den Niederlanden.
Beide waren 2012 zu Gast beim Comic-Salon in Erlangen, wo sie nicht nur für lange Schlangen bei ihren Signierstunden sorgten, sondern auch für gute musikalische Unterhaltung in den Abendstunden.
Mittunter auch einfach nach dem Abendessen in Erlanger Restaurants. Mau spielt nämlich Klarinette, und Bas beherrscht sowohl das Gitarrenspiel als auch das Akkordeon (und ab und zu das Piano).


Bastiaan „Bas“ Heymans, der Ältere der Brüder, zeichnet seit Mitte der 1990er Jahre Disney-Comics für das niederländische Comicheft Donald Duck. Bis heute hat Bas rund 1800 Comicseiten angefertigt. Erst 2012 erschien in der Ehapa Comic Collection ein Sammelband mit dem Titel Die besten Geschichten von Bas Heymans als Band 2 der neu lancierten Disney Autorenreihe. Für ZACK verabredete sich Matthias Hofmann mit Bas Heymans zum Interview und lernte einen Künstler kennen, der zwischen Kunst und Musik hin und her gerissen ist.

Bas, handeln wir zunächst die biografische Standardfrage ab, um uns dann gleich den Comics zu widmen … Wann wurdest Du geboren und wo?
Ich wurde am 21. März 1960 geboren, in einem niederländischen Städtchen namens Veldhoven. Das war früher mal eher ein Dorf, und heute ist es eher eine Kleinstadt mit fast 50.000 Einwohnern.

Du zeichnest genau wie Dein ein Jahr jüngerer Bruder Mau Comics. Wer von euch fing zuerst mit dem Zeichnen an?
Das war ich. Ich begann schon als Kind mit dem Zeichnen.
Ich glaube, ich war sechs oder sieben Jahre alt. Ich habe schon immer gezeichnet. Als ich 16 Jahre alt war, habe ich am liebsten Illustrationen angefertigt. Ganz besonders gerne Fantasy-Illustrationen, aber keine Comics. Ich las zwar Comics und mochte sie auch, aber ich habe in jungen Jahren keine Comics gezeichnet.
Die große Inspiration war für mich meine Tante Margriet, die in Holland eine berühmte Kinderbuchillustratorin ist, und auch durch meine andere Tante Annemie, die Kinderbücher geschrieben hat. Als ich zehn oder elf Jahre alt war, lebten wir eine Zeitlang bei Tante Margriet.
Ich schaute ihr manchmal beim Zeichnen zu, und sie fertigte wunderschöne Farbillustrationen an. Das hat mich sehr geprägt.

Was für Erinnerungen hast Du an deine Schulzeit?
Ich habe Englisch nicht gemocht. Das ist eine Sprache, die mir gar nicht gefiel. Während des Englischunterrichts habe ich grundsätzlich gezeichnet.

Beim_InkenIch dachte immer, die Niederländer wären viel Englisch-affiner als z.B. die Deutschen oder Franzosen …
Das mag so sein, aber nicht bei mir. Ich liebe die französische Sprache mehr. Ich kann sie fließend lesen und sprechen. Meine Familie reiste viel herum, und so verbrachte ich auch drei Jahre auf Korsika. Da war ich zwei, drei Jahre alt. Später lebte ich mit meinem Vater viele Monate in Frankreich. Und danach kamen regelmäßige Verwandtschaftsbesuche in Frankreich, vor allem in den Ferien, und so lernte ich die Sprache vor Ort. Als ich 17 Jahre alt war, verließ ich Holland, um in Frankreich zu studieren.

Welches Fach?
Ich studierte Kunst an der „École Supérieure des Beaux-Arts“ in Montpellier in Südfrankreich.

Dort hast Du also das Handwerk, die Basics, erlernt …
Nicht wirklich. Es gefiel mir überhaupt nicht. [lacht] Nach ungefähr einem Jahr habe ich abgebrochen und ein dreijähriges Französisch-Studium an der Uni Montpellier begonnen. Danach habe ich als Bedienung in Restaurants gearbeitet und mich mit verschiedenen anderen Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten. In dieser Zeit habe ich viele Gemälde gemalt. Aber keinerlei Comics. Ich fühlte mich nicht gut genug dafür.

Wenn ich mir Deine Disney-Comics anschaue, so kann ich klar erkennen, dass Du Talent dafür hast. Dein Donald Duck sieht aus wie Donald Duck. Es gibt viele Leute, die das nicht so stilsicher hinbekommen. Bei denen sieht alles irgendwie wacklig und stümperhaft aus. Das kann nicht nur jahrelange Übung bei Dir sein …
Du hast wahrscheinlich Recht. Dass ich Disney-Comics zeichne, ist eher Mau zu verdanken. Im Jahr 1994 zeichnete mein Bruder bereits seit einigen Jahren Donald Duck. Ich fertigte in jener Zeit Grafiken für die Werbeindustrie an, etwas das mir Geld einbrachte, was mich aber nicht wirklich befriedigte. Mein Bruder fragte mich, ob ich nicht auch mal eine Donald-Duck-Seite zeichnen will. Und so begann ich, Seiten meines Bruders zu tuschen.
Eines Tages wollte ich es wissen und versuchte, eine komplette Seite selbst zu zeichnen. Es war die große Herausforderung, ob ich das alleine schaffen würde. Der Chefredakteur von Donald Duck sah meine Seite und fand sie gut. Also fragten sie mich, ob ich für sie Disney-Comics zeichnen könnte. Die Idee gefiel mir und ich sagte ja. Allerdings dachte ich damals, dass ich das vielleicht ein Jahr lang machen würde. Inzwischen zeichne ich seit 18 Jahren Donald Duck und Co.

Ein Provisorium hält bekanntlich am längsten. Wie lange hat es gedauert, bis Du gespürt hast, dass Du diesen speziellen Disney-Stil beherrscht?
Ich bin mir nicht sicher, ob ihn jemals beherrschen werde ...

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Special vom: 24.03.2013
Autor dieses Specials: Matthias Hofmann
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