Optionen und weiterführende Links



In der Datenbank befinden sich derzeit 477 Specials. Alle Specials anzeigen...

Im Gespräch mit Ron Perlman
Seit Monaten hallt dem „Hellboy“-Film ein Ruf wie Donnerhall voraus. In Erlangen konnte man sich bereits von der Qualität des Films überzeugen und beinharte Fans haben natürlich längst die DVD aus den USA bestellt. Doch der hiesige Verleiher entschloss sich, den Film erst mit einem halben Jahr Verspätung in deutsche Kinos zu bringen. Würde das deutsche Publikum nach „Spider-Man 2“ schon wieder einen Superhelden-Film akzeptieren, lautete die bange Frage. Die Probe aufs Exempel machte man beim Fantasyfilmfest, bei dem sich „Hellboy“ rasch zu einem Publikumsmagneten entwickelte. Anlässlich der Vorstellung in Berlin gab sich auch der Hauptdarsteller Ron Perlman die Ehre.

COMIXENE: Laut www.imdb.com haben Sie in den letzten 20 Jahren fast 90 Filme gemacht, einen guten Teil davon Synchronarbeiten für Zeichentrickfilme und -serien. Haben Sie eine Beziehung zu diesen Stoff?

Ron Perlman: Nee, ich habe das nur wegen des Geldes getan. Synchronarbeit ist sehr angenehm, weil sie so zielgerichtet ist und relativ schnell geht. Und außerdem war es für meine Kinder verdammt cool, wenn sie in der Schule angesprochen wurden, weil ihr Vater wieder mal bei den Batman Adventures zu hören war.

CX:
Sie sind also kein Comic-Sammler wie Guillermo Del Toro?

Perlman:
Nein, der ist ein Nerd, ein Geek, ein verwirrter Fanboy.

CX:
Warum arbeiten Sie dann immer wieder mit ihm zusammen?

Perlman:
Weil er genau weiß, was er will, weil er seine Ziele erreichen kann und weil die Arbeit viel Spaß macht.

CX:
Könnte man sagen, er ist ihr Sternberg und Sie sind seine Dietrich?

Perlman:
(lacht) Wenn Sie so wollen. Ich bin sein Alter Ego, ich bin das Monster, dass er gerne sein würde. Und dann bin ich ihm einfach dankbar. Sehen Sie, Guillermo hätte Hellboy schon vor Jahren machen können, wenn er sich nicht in die Idee verbissen hätte, dass ausgerechnet ich die Titelrolle spielen soll. Aber ich filme gerne immer wieder mit denselben Regisseuren. Auch für Jean-Jacques Annaud stand ich schließlich schon mehrmals vor der Kamera.

CX:
Und Sie arbeiten gerne mit Masken. Das zieht sich vom Namen der Rose über Am Anfang war das Feuer und ihrer Fernsehserie Beauty And The Beast bis hin zu Blade 2 und Hellboy ...

Perlman:
Sehen Sie, meine Karriere war eine Anreihung von Zufällen, da war nichts geplant. Ich hatte einfach Glück, dass Annaud am Anfang meine Stärken erkannte, dass er mich für die Rolle des verkrüppelten Mönchs und des Neandertalers besetzte. Und dann kam eines zum anderen. Aber wenn ich es recht bedenke, haben Sie recht. Vielleicht möchte ich in einer tiefen, freudianischen Weise einfach nur meine hässliche Fresse verstecken (reibt sich das Kinn). Ich werde das beim nächsten psychiatrischen Kongress mal analysieren lassen.

CX:
Anders als viele andere amerikanische Stars arbeiten Sie auch sehr gerne in Europa. Gibt es dafür Gründe?

Perlman:
Weil ich kein Star bin, sondern ein ganz normaler Schauspieler. Ich verlange keine exorbitanten Gagen – wenn mir ein Drehbuch gefällt und es mir in den Zeitplan passt, komme ich gerne. Ich mag es nur nicht mehr, durch das Höllenfeuer des Vorsprechens zu gehen.

CX:
Viele andere Schauspieler beschweren sich oft, wenn sie stundenlang in der Maske sitzen müssen.

Perlman:
Ich hab' mich mehr darüber geärgert, wie lange es gedauert hat, das Zeug wieder runter zu machen, während die anderen schon durch die Prager Kneipen zogen. Aber Sie gehen von ganz falschen Voraussetzungen aus. Das ist mein Job und mein Job macht mir verdammt viel Spaß. Obwohl es arschkalt war, hatte ich auch beim Dreh in Prag drei Monate lang Spaß, Spaß, Spaß.

CX:
Das sieht man dem Film auch an.

Perlman:
Vielen Dank für das Kompliment.

CX:
Aber Mignola hat in seinen Drehberichten schon von verschärften Bedingungen gesprochen.

Perlman:
Weil er ein Mädchen ist.

CX:
Hey, er ist immerhin Ihr Schöpfer.

Perlman:
Ja, aber er ist ein Mädchen. Und außerdem hatte er in Prag nichts mehr mit dem kreativen Prozess zu tun, da wurde er krötig. Machen Sie mal ein Interview mit Mignola, während er gerade mitten in einer neuen Hellboy-Arbeit ist, da werden Sie nichts von Stress oder Anstrengung hören. Wenn Sie richtig kreativ sind, gibt es so etwas nicht. Und so geht es mir beim Drehen.

CX:
Ganz schönes Arbeitsethos. Und so haben Sie auch die Verletzung während des Drehs überstanden?

Perlman:
Genau. In der Szene, wo das Monster auf die U-Bahn springt, musste ich hinterher. Und dabei hat es gekracht. Also musste ich sechs Wochen mit einer gebrochenen Rippe drehen.

CX:
Wie übersteht man so was?

Perlman:
Ganz, ganz vorsichtig. Und man hofft, dass die Kamera keine Nahaufnahme macht, wenn einem das Wasser in die Augen schießt

CX:
Wann gehen die Dreharbeiten zu Hellboy 2 los?

Perlman:
Da mache mir jetzt noch keinen Kopf drum. Wenn ich nach Hause kommen steht erstmal mein erster eigener Film an. An dem arbeite ich seit sieben Jahren und jetzt scheint er endlich finanzierbar.

In COMIXENE 77, ab Anfang September im Handel, wird zusätzlich auch ein Interview mit Regisseur Guillermo Del Toro abgedruckt!


Special vom: 13.09.2004
Autor dieses Specials: Lutz Göllner
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Hellboy-Comics in Deutschland
Hit Comics Spezial 3: Hellboy
Das offizielle Magazin zum Film
Indy Heroclix - Hellboy in der Tasche
Zurück zur Hauptseite des Specials


?>