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Ulf K. - Der dunkle Comic-Romantiker
ulf_kPhantastische Liebesgeschichten, kafkaeske Abenteuer und melancholische Schauerromantik – Ulf Keyenburg, der sich als Künstler Ulf K. nennt, begeistert in seinen Comics mit sinisteren Pointen, erfundenen Symbolsprachen, sympathischen Anti-Helden und einem verschmitztem Humor.
2004 erhielt der deutsche Comicautor den Max-und-Moritz-Preis, und 2012 wurde sein Werk in der Ausstellung "Ulf K.- Der Poet unter den Comic-Zeichnern" in Oberhausen gewürdigt.


Rainer Bonhof oder Toni Kroos?
Vielleicht eher Toni Schuhmacher. Zumindest aus damaliger Sicht. Von den aktuellen Fußballspielern habe ich nicht wirklich Ahnung.

Was hatte Dich damals dazu bewegt, das Projekt mit Andreas Dierßen Das Jahr in dem wir Weltmeister wurden zu machen?
Es war einfach eine wunderbare Geschichte. Ich habe die WM ‘74 zwar nicht in dieser Form erlebt (ich bin von September ‘69, war also noch keine fünf Jahre alt), kenne aber natürlich trotzdem das Gefühl, das in dieser Geschichte transportiert wird. Außerdem mag ich Andreas‘ Art zu Schreiben.

Das Jahr in dem wir Weltmeister wurden ist 2012 auch als kolorierte Fassung erschienen. Was ist für Dich ausschlaggebend, eine Geschichte schwarzweiß oder farbig zu illustrieren?tango_de_la_mort
Im Grunde liegt die Entscheidung in der Produktion oder besser noch, im Budget der Produktion. Ein Heft oder Buch in Schwarzweiß zu produzieren ist nun mal günstiger. Aber genau daraus kann man dann natürlich auch seinen Vorteil ziehen. Meine früheren schwarzweißen Arbeiten sind ja deshalb so geworden wie sie sind, weil ich nur in Schwarzweiß veröffentlichen konnte. Da war es eine fast schon natürliche Entwicklung, dass ich mit so harten Kontrasten gearbeitet habe. Heute profitiere ich natürlich von den Erfahrungen, die ich in dieser Zeit gemacht habe, und kann, wenn es nötig ist und passt, auf diese Gestaltungsweisen zurückgreifen.

Wie bist Du generell zum Zeichnen gekommen?
Ich habe schon immer gerne gezeichnet und gemalt. Wie wahrscheinlich die meisten Kinder. Ich bin halt irgendwie dabei geblieben.

Und wann und warum hast Du dann begonnen, Comics zu zeichnen?

Ich habe mit 14 Jahren beschlossen, dass ich Comiczeichner werden möchte. Zu dem Zeitpunkt habe ich, wie die meisten meiner Kumpels in der Schule, immer gerne aus Comics abgezeichnet: Lucky Luke, Figuren von Don Martin. Unsere Kunstlehrerin hatte dann die Idee, dass wir im Unterricht doch mal eigene Figuren und Geschichten entwickeln sollten. Mich hat das so fasziniert, dass ich von da an wusste, dass ich das immer machen möchte.

Du hast auch viele Kinderbücher illustriert. Hast Du inzwischen selbst Kinder?
Ja. Zwei Jungs. Acht und drei Jahre alt. Spannende Sache das.

Ausschnitt_aus_Hieronymus_BWas zeichnest Du noch außer Comics und Kinderbücher?
Manchmal für Magazine. Selten für die Werbung.

Was macht Dir mehr Spaß: Schreiben, Zeichnen oder Kolorieren?
Im Grunde hat alles seinen Reiz. An erster Stelle steht aber schon das Zeichnen. Dicht gefolgt vom Schreiben. Das kolorieren überlasse ich manchmal auch gerne meiner Frau.

Was machst Du sonst so, wenn du nicht zeichnest?
Meine Hobbys sind Reiten, Schwimmen, Lesen .... Nein, im Ernst.
In diesem Jahr habe ich viel Zeit mit Feldarbeit verbracht. Wir hatten ein kleines Stück Acker gemietet. Das war toll. Das möchte ich im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder machen. Eigenes Gemüse anbauen und sich dann darum kümmern, dass das auch was wird, das war gut. Und es tat auch sehr gut. Irgendwie hat es den Kopf frei gemacht. Ansonsten verbringe ich natürlich die Zeit, in der ich nicht zeichne, sehr gerne mit meiner Familie.

Du warst für eine Weile in Frankreich, bist dann aber wieder in Deine Heimat zurückgekehrt. Was hat das Ruhrgebiet, das Paris nicht hat?
Eine Sprache, die ich beherrsche.

Was viele Deiner deutschen Leser vielleicht gar nicht wissen: Deine Bücher erscheinen auch in Ländern wie Spanien, Portugal, Frankreich, Schweden und den USA. Wie kam es dazu?
Einige der Kontakte stammen noch aus der Zeit, als ich regelmäßig in PANEL veröffentlicht habe. Der Herausgeber Bert Dahlmann hatte schon immer einige Kontakte in diese Länder. Und so habe ich schon recht bald dort in diversen Magazinen veröffentlicht.

Welche Comics liest Du?
Das ist sehr unterschiedlich. Zuletzt habe ich Goliath von Tom Gauld gelesen. Ist aber auch schon wieder ein halbes Jahr her.

Deine Comics sind meistens leicht phantastisch und wirken oft melancholisch und sogar morbide. Wie kommt diese außerordentliche exlibrisMischung zustande?
Das hat was mit meiner Persönlichkeit zu tun. Das Phantastische kommt daher, weil ich es mag zu wissen, dass man nicht alles erklären kann. Und mir gefällt es, dass die Menschen sich manche Dinge früher eben anders vorgestellt haben, als es, wie wir heute wissen, tatsächlich ist. Dazu trage ich schon einiges an Weltschmerz mit mir herum, woher dann die Melancholie in der Mischung kommt. Wahrscheinlich kommt daher auch das Morbide. Meine Mutter hat mir neulich erzählt, dass meine Oma mit mir immer auf dem Friedhof spazieren war, weil dort die Luft am besten und ruhig war und sie mir Pflanzen, Bäume und Blumen erklären konnte.

Viele Deiner Anti-Helden besitzen keine vollständigen Namen, sondern oft nur Abkürzungen wie Hieronymus B. Ist das ein Verweis auf Franz Kafka? Immerhin gibt es daneben weitere Parallelen wie die antibürokratischen und antiautoritären Motive.
Ich muss gestehen: ich habe nie Kafka gelesen. Zwei, drei Geschichten kenne ich mittlerweile durch Hörbücher. Ich mag das Abkürzen der Namen, weil sich dahinter dann natürlich alles verbergen kann. Bei Hieronymus B. denkt natürlich jeder an Hieronymus Bosch - was in seinem Ursprung auch richtig ist. Aber vielleicht heißt er ja in Wirklichkeit Hieronymus Bäderstedt? Die andere Parallele könnte daher kommen, dass ich selbst auch meine Probleme mit Bürokratie und Autorität habe.

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Special vom: 22.02.2013
Autor dieses Specials: Marco Behringer
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Editorial von Georg F. W. Tempel
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