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Henning in Fantasy-Welten und im ruhigen Paradies
Bei meinem Beitrag zum "Lese/Futter" in diesem Monat geht der Blick zunächst einige Monate zurück. Denn im vergangenen April hatte ich den ersten Band von Ravermoon auf meiner Liste, und ich wurde nicht enttäuscht. Der frankobelgische Fantasy-Comic erfand zwar das Rad nicht unbedingt neu, aber die Künstler lieferten einen überzeugenden ersten Band ab. Das Artwork von Leo Pilipovic (Zeichnungen) und Élodie Jacquemoire (Farben) fängt ab dem Cover das Auge ein, der Zeichenstil findet die richtige Mischung aus karikaturhafter Übertreibung und Realismus. Die Geschichte aus der Feder von Sylvain Cordurié ist spannend erzählt und der Leser ist schnell "drin". Das zeigte die Leseprobe auf der Website des Splitter Verlags, und der gesamte erste Band, "Das Versprechen der Flammen", konnte diese Erwartungen bestätigen.

Ravermoon_02_CoverZurück in die Gegenwart, denn im Dezember erscheint der zweite Teil der Reihe. Es ist nicht davon auszugehen, dass das Künstlertrio seither sein Handwerk verlernt hat, weshalb ich mich auch bei Ravermoon 2 – Die Saat des Bösen auf eine gut erzählte Fantasygeschichte freue. Außerdem macht, wieder einmal, die Leseprobe auf der Verlagshomepage neugierig: Offenbar werden wir erfahren, wie der dunkle Herrscher Rhomdal wurde was er ist. Gleichzeitig bleiben noch genügend Fragen aus dem ersten Band zu klären: Wer hat die Zeitzauberer der "Herrscher der Zeit" ermordet, und warum? Welche Rolle spielte seinerzeit Pellear und sein Plan, den "bleiernen Himmel" aufzuhalten? Und was ist das für ein Wesen, dem Nadira und die anderen im Kampf offenbar keinen Kratzer zufügen können? Einen interessanten Hinweis gab ja schon die letzte Seite von Band 1, der die Neugier aber nur noch mehr verstärkt hat. Kurz, ich will wissen, wie es weitergeht, und erwarte mir vom zweiten Ravermoon-Band eine schöne Comic-Lektüre. Also sind 13,80 Euro des diesmonatigen Budgets vergeben.

Bleiben noch 11,20 Euro und ein Problem für mich. Denn der andere Comic, auf den ich im Dezember nicht zu verzichten bereit bin, ist Der Geheime Garten vom Nakano Broadway von Jiro Taniguchi (Artwork) und Masayuki Kusumi (Geschichte). Für den möchte mein Stamm-Comichändler jedoch 12,00 Euro auf dem Tisch sehen.

Taniguchi jedenfalls ist unverzichtbar. Nicht ohne Grund ist der Mangaka in Japan wie im Westen außerordentlich beliebt und wurde mit einer ganzen Reihe von Preise ausgezeichnet. Waren seine ersten Arbeiten in den 1970ern noch eher "typische" Manga aus der rauen Männerwelt von Boxern oder Samurai, veränderte sich Zeichen- und Erzählstil später deutlich. Besonders die Begegnung mit frankobelgischen Comics brachte Taniguchi dazu, den dort vorgefundenen Realismus auch in seine eigenen Arbeiten zu übernehmen. Und so findet man in Taniguchi-Manga nicht unbedingt das, was das Manga-Klischee vorzuschreiben scheint. Keine Schulmädchen mit riesigen Augen, keine gigantischen Kampfroboter, keine androgynen Jünglinge, die einander an die Wäsche gehen. Stattdessen findet man schlicht und einfach wunderbar erzählte, ruhige Geschichten. In "Gipfel der Götter" folgt der Leser der Lebensgeschichte eines fanatischen Bergsteigers. Die "Vertraute Fremde" ist die Mutter des Helden eines anderen Taniguchi-Comics. Der besucht als erwachsener Mann das Grab seiner Mutter, um sich plötzlich als Teenager wiederzufinden. Er bekommt also die Chance, einen Teil seines Lebens erneut zu leben, mit dem Wissen und den Erfahrungen des "ersten Versuchs". Taniguchis bekanntestes Werk dürfte "Der spazierende Mann" sein. Der Titel sagt eigentlich schon, worum es geht: Ein Mann zieht um und erkundet in Spaziergängen seine neue Nachbarschaft. Wer aus einer solchen, für einen Autoren nicht unbedingt vielversprechenden Prämisse eine faszinierende Geschichte macht, der hat einen Platz auf dem Comic-Olymp wahrlich verdient.

Der_geheime_Garten_vom_Nakano_Broadway_Cover"Der Geheime Garten vom Nakano Broadway" verfolgt einen ähnlichen Ansatz. Der Protagonist will "spontan eine Runde drehen" und seine Stadt neu kennenlernen. Als Leser folgt man ihm also durch acht Episoden, die jeweils in einem anderen Viertel von Tokyo spielen. Unter anderem erkundet man dabei Buchhandlungen, Treffen von Althippies im Stadtpark oder eben den Geheimen Garten des Nakano Broadway. Das ist übrigens nicht, wie man vermuten könnte, einfach eine Straße in Tokyo. Man könnte den Nakano Broadway als das Paradies jedes Otakus bezeichnen. Denn dabei handelt es sich um ein riesiges Einkaufscenter mit vielen Geschäften rund um Manga, Anime, Sammlerfiguren, Spielzeugen, Postern, Kostümen und allem, was sonst noch zu diesem Bereich gehört. Eine Website erklärt es so: "Stellt Euch einfach eine Indoor-Variante von Akihabara vor mit viel weniger Eroge, Maidos und Computerteile-Läden. Empfohlen für diejenigen, die nach Doujinshi, seltenen Sammlerfiguren, Werbepostern oder allgemein Seltenem suchen".

Ein Einkaufszentrum, das so etwas wie den feuchten Traum jedes Anime- und Mangafans darstellt, und das in Kombination mit Jiro Taniguchi? Man versuche, mich davon fernzuhalten. Die 80 Cent treibe ich irgendwie auf. Und jetzt entschuldigt mich, mal sehen, was sich unter den Sofakissen findet.


Special vom: 01.12.2012
Autor dieses Specials: Henning Kockerbeck
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