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Die Karl May-Comics auf dem Prüfstand: Teil 2: Karl May-Comics aus Spanien bei Condor – ein Panoptikum der Skurrilit
Teil 2: Karl May-Comics aus Spanien bei Condor – ein Panoptikum der Skurrilität

Karl_May_2_300Einzelne Werke Karl Mays waren in Spanien bereits zu seinen Lebzeiten verfügbar. 1894 gab der Verlag Rubinstein Hermanos eine zweibändige Ausgabe seines "Waldröschen" heraus. 1915 erwarb Gustavo Gili beim KMV die Rechte für eine spanische Karl May-Gesamtausgabe, von der in den 20er Jahren immerhin 40 Folgen erschienen. Zu beachten ist allerdings, dass die Bände nur sehr dünn und im Pulp-Stil aufgemacht waren. "Winnetou 1" etwa wurde unter dem Titel "Entre los pieles rojas" ("Unter Rothäuten") auf vier Bändchen aufgeteilt, auch die einzelnen Storytitel sprechen für sich. Mit "La venus cobriza"  ("Die kupferfarbene Venus") ist z.B. Nscho-Tschi gemeint. Im Laufe der Jahrzehnte und bis heute veröffentlichten mehr als 20 spanische Verlage May-Romane, die meisten jedoch wie gehabt in Trivialliteratur-Aufmachung mit reißerischen Titeln. Der Großteil davon dürfte auch inhaltlich stark bearbeitet und umgeschrieben worden sein. Das könnte vielleicht die mangelnde Qualität so mancher spanischen Comicadaption erklären.

Um 1970 brachte der Buchverlag Bruguera aus Barcelona etliche May-Romane heraus, manche davon mit Illustrationen in Comicform. Da Bruguera auch Comics veröffentlichte, bot sich natürlich eine Adaption der May-Stoffe an. Die Comicreihe JOYAS LITERARIAS JUVENILES (Literarische Juwelen für die Jugend) war ab 1970 lanciert worden und bot nach dem Vorbild der amerikanischen CLASSICS ILLUSTRATED Comicadaptionen von Abenteuerromanen der Weltliteratur. Es erschienen 269 Hefte (plus drei unnumerierte Sonderbände), darunter immerhin 21 May-Comics. Ab 1979 brachte Bruguera sogar eine deutschsprachige Ausgabe unter dem altbekannten Titel ILLUSTRIERTE KLASSIKER heraus, diese brachte es allerdings nur auf zehn Hefte, darunter keine May-Titel. Zu einem ersten Gastspiel in Deutschland kam es 1973 bei Bastei, als in Nr. 30 der Sonderbandreihe FELIX EXTRA "Winnetou 1" (JLJ Nr. 43) erschien, gefolgt von "Der Schatz im Silbersee" (JLJ Nr. 55) in BERÜHMTE GESCHICHTEN Nr. 38. Kräftigen Nachschub gab es dann im Condor Verlag, der 1976-1977 die Reihe EIN WESTERN-COMIC NACH KARL MAY mit 12 Heften herausgab.

Heft 1 (JLJ Nr. 87),"Die Plünderer" basierte vage auf "Winnetou 3". Die Geschichte beginnt mit einem Muskelmann, der mit seinem sichelförmigen Schnauzbart an einen Mexikaner erinnert. Er trifft in der Prärie auf den Westmann Langohr (im Roman Sans-ear, "Ohne-Ohr" geannt, weil Navajos ihm selbige abgeschnitten haben), wobei folgender Dialog zustande kommt: "Mein Name ist Old Shatterhand!" "Was für ein Name! Ich nenn dich Charlie!". Charlie verlangt stets wütend, Old Shatterhand genannt zu werden, dieser Wunsch findet jedoch bei absolut niemandem Gehör. Dieser durchaus gelungene Running Gag (wollten sich die Macher über Karl May lustig machen?) zieht sich bis ans Ende des Heftes. Old Shatterhand erklärt sich jedenfalls bereit, mit Langohr die Mörder seiner Familie zu verfolgen. Aus welchem Grund? Old Shatterhand: "Ich brauche Geld… gut möglich, dass es eine Belohnung für sie gibt." Man stelle sich vor – Mays edler Westmann als primitiver Kopfgeldjäger! Hier wird deutlich, dass diese Comics mit der literarischen Vorlage kaum etwas gemein haben. Doch es sollte noch schlimmer kommen...

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Special vom: 14.05.2012
Autor dieses Specials: Stefan Meduna
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