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Düsentrieb und die Post als Steigbügelhalter

Seit dem ersten Auftreten von Daniel Düsentrieb im Mai 1952 waren vier Jahre vergangen, in denen sowohl sein Erfinder Carl Barks als auch andere Zeichner und Autoren das versponnene Genie in ihre Geschichten integrierten. Neu an der Figur war, dass sie – anders als etwa Dagobert – von Anfang an einen sehr klar umrissenen Charakter hatte, der sich nicht sonderlich weiterentwickeln musste. Aber es fehlte noch etwas überaus Wichtiges: das Helferlein. Also jene künstliche Intelligenz in Form eines Drahtmännchens, das so helle ist wie die Glühbirne, die es als Kopf auf den schmalen Schultern trägt.

Die Notwendigkeit für das Helferlein ergab sich aus dem Auftrag, regelmäßig vierseitige Düsentrieb-Geschichten für das Heft Uncle Scrooge (Onkel Dagobert) zu zeichnen. Vorbedingung war, dass weder Onkel Dagobert noch die Ducks in den Geschichten in Erscheinung treten durften. Und auch in den Dagobert-Geschichten dieser Heftreihe durfte Düsentrieb nicht mehr den Helfer spielen. Die Redaktion hatte das Carl Barks wohl zunächst nicht klar genug gesagt. Daher musste er in der ersten dieser Geschichte Donalds Neffen aus den Bildern entfernen und durch Mickys Neffen ersetzen. Und in der zweiten Geschichte musste er Donald und sein 313er-Auto in den Rennfahrer Otto und in das Auto 818 verwandeln. Daniel benötigte bei seinen Soloauftritten in seiner Werkstatt etwas, das die Geschichten belebte: und das war eben das Helferlein.

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Aber warum das Ganze? Warum eine Zweitserie für Uncle Scrooge? Schuld daran ist die amerikanische Post. Der Verlag wollte die Dagobert-Hefte , die als Sonderhefte Millionenauflagen gehabt hatten, natürlich auch im Abonnement anbieten. Dazu musste die Zeitschrift von der Postbehörde das “Second Class Privileg“ zugesprochen bekommen. Dieses Zweiterklasseprivileg entspricht bei uns dem Status einer Zeitschrift als Postvertriebsstück eines Verlags, was bedeutet, dass die Versandkosten gegenüber dem regulären Briefporto stark verbilligt sind, damit sich der Aboversand für einen Verlag rechnet.

Den Status als Presse-Erzeugnis können in USA Comics aber nur bekommen, wenn sie nicht durchgehend eine einzige Geschichte präsentieren. Charakteristikum einer Zeitschrift ist laut Post nämlich, dass sie mehrere inhaltlich und formal voneinander unterschiedene Beiträge beinhalten muss. Ab dem Zeitpunkt zu dem die Zeitschrift tatsächlich zum Abonnement zugelassen war, musste sie daher neben einer Hauptgeschichte mit Dagobert auch kürzere Dagobert-Beiträge beinhalten, eine Textseite (mit den Erlebnissen von Familie Maus) und eine vierseitige Comicgeschichte um eine andere als die Figur, in diesem Falle eben Düsentrieb. Man hätte das Problem natürlich auch lösen können wie die anderen Comicverlage, die neben einer etwa 20-seitigen Comicsstory Textbeiträge und Werbung ins Heft nahmen. Aber Western Publishing, der Verlag, bei dem die Disney-Comics erschienen, wollte vor allem seine Leser unterhalten und Werbung möglichst nur auf den Cover-Innenseiten und auf dem Rücktitel platzieren. Die Verwendung von Einseiten-Gags auf diesen Seiten wurde daher eingeplant, dass man diese Heftbeiträge gegebenenfalls (und manchmal auch nur in Teilauflagen) durch Werbung ersetzen konnte.

Kurz gesagt: Eine Postvorschrift war der Steigbügelhalter, der Daniel Düsentrieb zu regelmäßigen Auftritten in den Dagobert-Heften verhalf. Sie war notabene auch einer der Gründe, weshalb Ducks und Mäuse nur in Sonderheften, aber nie in ihren eigenen Abo- Heftreihen gemeinsam auftreten durften. Zum Glück waren die Vorschriften jeweils nur im Rahmen einer Zeitschrift anwendbar. Da Düsentrieb keine eigenen Comicerlebnisse in der Zeitschrift Walt Disney’s Comics and Stories hatte, konnte ihn Barks dort immer wieder problemlos bei Familie Duck (also auch zusammen mit Dagobert) auftreten lassen. Interessanterweise besucht Düsentrieb in einigen Sonderheften auch öfter Oma Duck. Doch scheitern auf ihrer Farm fast alle seine Versuche, der alten Dame die Arbeit zu erleichtern an deren bodenständigem Wesen, das zwar nicht fortschrittsabweisend, aber doch so praktisch angelegt war, dass sie Düsentriebs Erfindungen auch in etwas für sie oder ihre Tiere Nützliches abwandelte.

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Special vom: 14.05.2012
Autor dieses Specials: Wolfgang J. Fuchs
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Düsentriebs Herkunft und Verwandtschaft
Daniel Düsentrieb – und wie er der Erfinder wurde, der er ist
Düsentriebs Erfindungen
Die Jubiläumstitel
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