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Henning freut sich auf Blutsauger in gut und Fantasy in funktionierend
Wie, schon wieder Vampire? In den vergangenen Jahren konnte man den Blutsaugern kaum entgehen, insbesondere in der verwässerten Schmachtversion für junge Mädchen. Manche davon haben sogar begonnen zu glitzern. Und jetzt komme ich mit einer Vampir-Mangaserie, und auch noch mit einem Shojo, dessen Zielgruppe also junge Mädchen sind?

Ja. Und wenn ich erwähne, aus wessen Feder die Serie stammt, werden viele wissen warum. Denn es geht um Vampire Princess von Narumi Kakinouchi. In ihrem Fall ist der Begriff "Feder" genau richtig gewählt, denn Kakinouchis Zeichnungen gehören zu den elegantesten, die man in der Comicwelt findet. Gleichzeitig ist das Artwork von einer enormen Intensität.

Vampire Princess Band 1 CoverSo ist es nicht verwunderlich, dass sie bereits am Anfang des großen Manga-Booms in Deutschland mit von der Partie war. Ab 2001 veröffentlichte Carlsen Manga Vampire Miyu in zehn Bänden. Später erschien Kung Fu Girl Juline in EMAs Magazin im Telefonbuch-Format Manga Power sowie danach gesammelt in fünf Taschenbüchern. Auch für mich persönlich war Vampire Miyu vor rund zehn Jahren einer der Gründe, mich intensiver mit dem Thema Comics zu beschäftigen als gelegentlich mal ein Asterix-Album zu lesen. Und als ich um dieselbe Zeit auf Familienbesuch in den USA war, war ein signifikanter Teil des eng begrenzten Raums für Mitbringsel auf dem Rückflug für etwas ganz Bestimmtes reserviert, nämlich für das Artbook Narumi Kakinouchis Illustration Collection.

Ist also persönliche Nostalgie der Grund für die Vorfreude auf Vampire Princess? Zum Teil sicher, aber ich habe für die Vorbereitung dieser Lese/Futter-Ausgabe wieder einmal einen Blick in die Kakinouchi-Bände in meinem Regal geworfen, und war sofort wieder fasziniert. Die neue Serie muss ich haben, dafür verzichte ich notfalls aufs Mittagessen – also genau richtig für diese Rubrik. Neben den Zeichnungen gibt es noch weitere Argumente, die für die Serie sprechen. Sie bietet den Fans ein Wiedersehen mit den beiden wohl beliebtesten Kakinouchi-Heldinnen, Miyu und Yui. Dabei handelt es sich nicht um eine Fortsetzung der bekannten Geschichten, sondern gewissermaßen um eine Neuerzählung: Miyu lebt unter dem Namen Yuu im Japan der Meiji-Zeit. Da sie über Vampirkräfte verfügt, ist sie auf die Hilfe ihres Ziehvaters und ihres Cousins angewiesen, um ein normales Leben führen zu können. In ihrer neuen Klassenkameradin Yui findet sie erstmals eine wirkliche Freundin. Aber wird die Beziehung der beiden Mädchen die Stürme der Zeiten übersehen?

Außerdem können wir uns auf eine gute Story zu dem wieder einmal wunderbaren Artwork freuen. Denn, seien wir ehrlich, hier ließen die Carlsen-Bände seinerzeit doch etwas zu wünschen übrig, was vor allem daran lag, dass diese Ausgabe von Vampire Miyu nur einen Ausschnitt aus der zugegeben nicht ganz einfachen Abfolge von mehreren Manga-Serien, einer OVA und einer TV-Serie darstellte. Vampire Princess ist eine zusammenhängende Serie, die seit 2010 in Japan erscheint und es bisher auf fünf Bände gebracht hat. Wie bei den meisten Werken von Narumi Kakinouchi hat übrigens auch hier ihr Ehemann Toshihiro Hirano als Autor fungiert. Und für den ersten Band gebe ich gerne 7,95 Euro meines Budgets aus.

Bleiben noch 17,05 Euro. Davon gehen 13,80 Euro drauf für den ersten Band von Ravermoon. Dabei handelt es sich nicht, wie der Titel andeuten könnte, um einen Comic aus der Welt der elektronischen Tanzmusik, sondern um einen Fantasy-Comic reinsten Wassers aus frankobelgischen Landen. Die Geschichte klingt auf den ersten Blick relativ generisch: Verschiedene magische Schulen rivalisieren um Ehre, Ruhm und Einfluss. Als die bislang eher wenig bedeutenden Herrscher über die Zeit eine spektakuläre Neuerung präsentieren, werden sie fast alle bei einem nächtlichen Überfall ermordet. Nur Gillian überlebt das Massaker wie durch ein Wunder. Seine Schwester Nadira, der dunkle Herrscher Rhomdal und der Offizier Ornelas machen sich auf die Suche nach den Hintergründen der Morde.

Ravermoon Band 1 CoverSolche und ähnliche Geschichten hat man schon in diversen Comics, Büchern, Filmen und so weiter gesehen. Aber das eindrucksvolle Cover lässt den Blick länger auf dem Band verweilen (und nein, ich meine nicht die markant in Szene gesetzte weibliche Kehrseite. Jedenfalls nicht nur). Die Leseprobe, die der Splitter Verlag erfreulicherweise zur Verfügung stellt, zeigt anschließend, dass die graphische Qualität sich im Inneren des Albums fortsetzt, und dass die Geschichte "funktioniert". Der Zeichenstil findet die richtige Mischung aus karikaturhafter Übertreibung und Realismus, und der Leser ist schnell in der Geschichte "drin". Schon nach der Leseprobe will ich wissen, wie Pellear den Bleiernen Himmel aufhalten konnte (denn die Stadt steht zwei Jahrhunderte später offenkundig noch), und was der Typ mit der Gerste im Schilde führt.

Damit bleiben von meinem Budget noch 3,25 Euro. Das reicht für eine Tüte Nudeln, Instant-Tomatensauce und vielleicht noch eine Kleinigkeit zum Verfeinern wie Speckwürfel oder etwas saure Sahne. Also ist für alles gesorgt, für das leibliche Wohl – wenn auch auf eher rudimentären Niveau – als auch für das emotionale beim Comiclesen – das auf um so höherem Level.
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Special vom: 30.03.2012
Autor dieses Specials: Henning Kockerbeck
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Rückblick auf den März von Christian Recklies
Rückblick auf den März von Bernd Glasstetter
Marcus Buffet besteht aus Popcorn, Peanuts und Colafläschchen
Carsten flambiert gerne mal ein Alien
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