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Rückblick auf den Februar von Bernd Glasstetter
Streng genommen ist ein Teil meiner Wahl eigentlich falsch aufgehoben gewesen, denn es stellte sich im Laufe des Monats heraus, dass das Lustiges Taschenbuch Premium 2 erst heute am 1.3. erscheint. In der Zwischenzeit ist der dicke Band gelesen und weiter unten mehr dazu.

Die Historie indes hat mich rechtzeitig erreicht. Ob das am Thema liegt?

horacio_alba_01_cover_1Horacio d‘Alba 1: Republik der Ehre
Hat der Band meine Erwartungen erfüllt? Ganz sicher ist, dass Le Gris eine atmosphärisch dichte Geschichte geliefert hat. Ganz sicher ist aber auch: Man darf kein historisch korrekte Geschichte erwarten, denn das steckt hier keineswegs drin. Le Gris misch munter etliche Epochen durcheinander, auch wenn die Geschichte zu Beginn des 17. Jahrhunderts spielt. Römische Ideale liegen den Duellanten zu Grunde, die durch ihre rituellen Duelle den Frieden bewahren. Und so manches erinnert dann auch sehr stark an das alte Rom. Die Akademien der Duellanten sind römischen Foren nachempfunden. Orte, die es freilich im 17. Jahrhundert nicht mehr gab. Und auch die Stellung der Frauen, die ebenfalls zu Duellanten ausgebildet werden können entspricht nicht dem damaligen Weltbild. Auch in der griechischen Kultur werden Anleihen genommen, denn die Göttin Nemesis gehört eher zu den alten Hellenen, als zu den Römern.

Man kann die Geschichte am Ehesten als Duell zwischen Vater und Sohn verstehen, wenn auch nicht direkt auf dem Schlachtfeld, sondern auf dem Feld der Ehre und der Traditionen. Horacia d'Alba ist einer der angesehensten Duellanten, auch weil er keine Rücksicht auf persönliche Gefühle genommen hatte, als er in einem Duell seine eigene Frau umbrachte. Ihm gegenüber steht sein Sohn, der daran glaubt, dass die Duelle abgeschafft werden sollten. Dies ist letztendlich eine Darstellung der viel beschriebenen Konflikte zwischen Vater und Sohn, zwischen Tradition und Moderne, verpackt in fantastische Bilder des in die Renaissance aufbrechenden Italien.

Le Gris bleibt mit Namen und Orten möglichst unkonkret und das ist dann letztendlich auch gut so. Er kokettiert mit der Geschichte, verbiegt sie zu seinen Gunsten und man kann es ihm noch nicht einmal übel nehmen, denn heraus kommt ein wirklich guter Comic, den man nicht so schnell aus den Händen legen kann. Nicolas Siner, der Zeichner, ist ein Frischling in Frankreich, hat bisher nur diese Serie gestaltet. Das gerät ihm aber nicht zum Nachteil. Seine Zeichnungen wirken durchweg professionell und ansprechend. Er setzt Perspektiven gekonnt ein und es macht Spaß seinen Bildern zu folgen.

Insgesamt sollte man wie gesagt die Historie außer Acht lassen und einfach nur der Geschichte des Comics folgen. Und dann macht Horacio d'Alba sehr viel Spaß.


Umschlag_Premium_2Lustiges Taschenbuch Premium 2
Nostalgie ist etwas sehr Feines und mir wurde richtig nostalgisch zumute, als ich diese Geschichten noch einmal lesen durfte. Ich hatte mich gerade in Italien verliebt, als mir diese Serie zum ersten Mal in die Hände fiel. Damals war ich auf der Suche nach einer möglichst einfachen italienischen Lektüre, denn ich wollte diese Sprache lernen, um mich mit der Frau unterhalten zu können, auf die ich mehr als nur ein Auge geworfen hatte. Nun kann man sicher die Liebe zu einer Frau nicht mit der Liebe zu einer Comicserie vergleichen (auch wenn Sheldon Cooper letztere ganz sicher vorziehen würde, aber das ist ein anderes Thema). Aber ich verliebte mich auch noch in diese neue Phantomias-Serie.

Nun, 16 Jahre später (Herrschaften bin ich ALT geworden!) kann ich diese Geschichten also erneut lesen. Und ich bin erstaunt, wie jung sie geblieben sind, wie gut sie geblieben sind und wie sehr sich mich weiterhin in ihren Bann ziehen.

Sicher: Phantomias ist sowieso mein Lieblingscharakter. Darf doch der trottelige Donald endlich einmal zum Helden werden, im wahrsten Sinne des Wortes. Aber Walt Disney Italien hat mit diesen Geschichten den Helden in eine neue Dimension gehoben, hat Entenhausen in eine neue Dimension gehoben, beide im wahrsten Sinne des Wortes modernisiert. Und das auf eine absolut glaubhafte Art und Weise. Dies hier sind geniale Geschichten mit tollen Erzählungen, tollen Grafiken und alles daran ist rundum gelungen.

Gelungen ist auch die Aufmachung, die Ehapa gewählt hat. Sicherlich ist das Format kleiner, als im italienischen Original (das dem der US-Comics entsprach), was man auch an der einen oder anderen etwas überfüllten Sprechblase merkt. Und sicherlich hätten Puristen es gerne gesehen, wenn man statt Maschinen- auf Handlettering gesetzt hätte. Aber das ist meines Erachtens Nebensache. Hauptsache ist, dass die Geschichten eine neue Chance bekommen haben. Und das mit starkem Papier, das sich wundervoll anfühlt. Man bekommt über 370 Seiten für 9,95 €, was absolut fair ist.

Selbst wer die Hefte von Ende der Neunziger haben sollte, wird hier etwas finden, was in Deutschland noch nicht zu lesen war. Zum Einen zwei Geschichten von Konrad Kiwi, dem journalistischen Gegenspieler von Phantomias, der ihn immer wieder mit negativen Berichten nervt. Übrigens eine Hommage an J. Jonah Jameson, der das Gleiche mit Spider-Man macht. Und man beachte dabei, dass bei beiden Charakteren Vor- und Nachname mit dem gleichen Buchstaben beginnen. Dies ist dann insgesamt auch eine Hommage an Stan Lee, der seinen Figuren sehr gerne Namen in dieser Form gab.

Und man darf auch nicht die kurze Geschichte zum Ende hin vergessen, in der Phantomias Abschied von Daniel Düsentrieb nimmt, der jetzt nicht mehr braucht. Egal wie: Den Band sollte man sich nicht entgehen lassen!


Special vom: 01.03.2012
Autor dieses Specials: Bernd Glasstetter
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Rückblick auf den Februar von Christian Recklies
Christian mags düster
Und Bernd denkt über Hupen nach...
Carsten beim Besuch in der magischen Welt der Märchenfiguren
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