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Interview mit Ingrid Sabisch
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isHallo Frau Sabisch, vor kurzem ist die zweite Auflage Ihres Comics Mythos Mutti erschienen. Haben Sie mit dieser Nachfrage gerechnet? Wie sahen die bisherigen Rückmeldungen aus?
Eigentlich habe ich schon gedacht, dass das ein Thema ist, dass seine Leser findet. Ich wollte Geschichten zeichnen, dass ich auch selber lesen würde. Die zweite Auflage geht zwar nicht so schnell weg, wie die erste, aber ich hatte keine einziges Exemplar mehr und deswegen musste es sein.

Die zweite Auflage enthält auch einige Änderungen. Welche sind das, und warum haben Sie sich dafür entschieden, den Comic etwas zu erweitern?

Es sind ja nur zwei oder drei Geschichten. Mir schien, als wäre noch nicht alles gesagt, zum ersten Jahr mit Kind.

Wird es in absehbarer Zeit auch eine Fortsetzung zu dem Comic gehen? Die erste Auflage von Mythos Mutti erschien ja bereits 2008. Der Schwarze Turm Verlag hatte zudem bereits Anfang 2010 einen dritten Band in Aussicht gestellt.

Es hat sich alles nach hinten verschoben, weil ich Ende 2010 noch ein zweites Kind gekriegt habe, eine Tochter, und ich während der Schwangerschaft nicht so viel arbeiten konnte. Ich habe jeden Tag 2 Stunden Mittagsschlaf gemacht. Aber Mythos Mutti II kommt bestimmt in diesem Jahr.

Im letzten Jahr ist ihre neue Graphic Novel 43,5 kg – Magersucht? erschienen. Was war für Sie der Auslöser für diese Thematik?
Eigentlich habe ich für den Verlag ein anderes Thema bearbeiten sollen und habe auch schon sehr viel Recherche gemacht, kurz vor dem Vertragsabschluss wurde seitens des Verlags gesagt, dass sie das erste Thema verschieben und jetzt etwas zum Thema Anorexie haben wollen. Ich habe mich da gefügt, weil ich schon geahnt habe, dass das andere Thema vom Tisch ist.

Bekamen Sie bei der Recherche zu dieser Produktion Hilfe und Anregungen von sozialen Verbänden und/oder Betroffenen?
Ich habe sehr viel im Internet recherchiert und konnte auch auf Erfahrungen aus der Familie zurückgreifen. Mein Bruder hatte jahrelang Essstörungen. Ich habe es aber vermieden, autobiografisches einzubringen. Im Nachhinein bin ich froh, weil die Recherche auch ein bisschen die Geschichte mit meinem Bruder in ein anderes Licht gerückt hat. Ich habe noch mit einer Ökotrophologin gesprochen, die Essgestörte beraten hat, das war auch sehr hilfreich.

Wie schwierig war es für Sie zurückhaltend, aber klar strukturiert an dieses Thema heranzugehen?
Dadurch, dass ich die eigenen Erfahrungen weggelassen habe, war es eigentlich die übliche Arbeit. Erst sammle ich Episoden und Situationen, spiele Plots durch, schmeiße raus, stelle um und dann rückt alles an seinen Platz.
Wenn es zurückhaltend ist, dann deswegen, weil ich die Frage, wer ist schuld an der Erkrankung? nicht klären kann oder will.

Bei 43,5kg – Magersucht? arbeiten Sie mit reinen Bleistiftzeichnungen, während bei Mythos Mutti die Zeichnungen durch Tuscharbeiten verfeinert wurden. Warum haben Sie für 43,5kg – Magersucht? die skizzenhaftere Version gewählt?
Ich wollte es einfach mal ausprobieren, ob sich der Drive der Vorzeichnungen dadurch erhalten lässt.

comicazeIhre bisherigen Veröffentlichungen sind größtenteils schwarz/weiß. Warum verzichten Sie auf die Farbgebung? Rein aus Zeitgründen? Bei Gastbeiträge wie bspw. im COMICAZE verwenden Sie hingegen schon mal Farben.
Die Mythos Mutti- Sachen sollten ja wie ein Zeitungsstrip funktionieren. Ich habe versucht sie bei Zeitschriften unterzubringen. Graphic Novels sind ja gemäß ihrer amerikanischen Vorbilder auch oft schwarz-weiß im Gegensatz zu den Alben. Aber ich würde gerne mal wieder was Farbiges machen.

Auf Ihrem Blog haben Sie im Sommer schon eine erste Grafik eines zukünftigen Comics gezeigt. Können und wollen Sie schon mehr zu dem Titel sagen? Um was wird es gehen und wann wird der Comic erscheinen?
Ich bin noch in der Verlagsfindungsphase. Ich werde sofort damit rausplatzen, wenn es in trockenen Tüchern ist.

Welche anderen Projekte erfordern momentan Ihren Einsatz?
Ich will wieder ins Mythos Mutti-Universum einsteigen und neue Geschichten zeichnen, die ich mit dem zweiten Kind ja wieder hautnah erlebe. Meine Tochter kommt jetzt in die Krippe und dann geht´s los. Außerdem habe ich mich mit einem Mini-Beitrag an dem neuen COMICAZE-Projekt beteiligt. Eine Comicbiographie über Karl Valentin und Liesl Karlstadt, die in Kürze im Volk Verlag erscheint.
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Bisher bearbeiteten Sie vorrangig soziale und vor allem real-basierende Thematiken. Wäre es für Sie von Interesse auch einmal Comics in Richtung Fantasy zu veröffentlichen? Mit der "Albrecht Dürer"-Biografie hatten Sie 2003 bereits einen Schritt in die History-Richtung getätigt. Können Sie sich vorstellen, dort noch einmal aktiv zu werden?
Historische Stoffe gäbe es noch einige, die ich noch gerne bearbeiten will. Fantasy ist nicht do mein Genre, aber ich lese so was auch gerne. Science-Fiction könnte ich mir vorstellen, ich habe als Kind immer wahnsinnig gerne Valerian und Veronique von Mézières und Christin gelesen. (Ein Vorteil wenn man große Brüder hat, meine Comicbildung hat sehr früh eingesetzt)

Albrecht Dürer: Vom Handwerker zum Künstler und Gelehrten und Schwangerschaftsstreifen haben Sie noch selbst produziert und verlegt. Anschließend sind Sie zum Schwarzen Turm bzw. zum Gütersloher Verlagshaus gewechselt. Wie sind ihre Erfahrungen zum Thema Eigenvertrieb? Warum haben Sie sich nicht damals gleich an einen Verlag gewandt?
Das mit Albrecht Dürer ist eine verzwickte Geschichte, ich hatte einen Verlag aber wir sind im bösen auseinandergegangen, darum der Eigenverlag.
Also Eigenverlag und Vertrieb sind für den Anfang auf jeden Fall gut, um endlich mal die eigenen Sachen in die Welt zu bringen. Aber es ist einfach wahnsinnig viel Arbeit, die einem für´s Zeichnen fehlt.

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen.

illu18

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Special vom: 05.02.2012
Autor dieses Specials: Christian Recklies
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Vita von Ingrid Sabisch
Rezension "Mythos Mutti"
Rezension "41,3 kg - Magersucht?"
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