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Jean Tabary (1930 – 2011) - Ein Blick auf sein Lebenswerk

Goscinny_TabaryIn Frankreich zählt der am 5. März 1930 in Stockholm geborene Jean Tabary, der mit dem Szenaristen René Goscinny den Klassiker Isnogud zu Papier gebracht hat, zu den bedeutendsten Comickünstlern.
Am 18. August 2011 verstarb der Autor und Zeichner im Alter von 81 Jahren in seinem Wohnort Pont-l’Abbé-d‘Arnoult. Sein signifikanter Stil prägte über
Isnogud hinaus eine Reihe von anderen Serien, die hiesigen Lesern kaum bekannt wurden, die inzwischen aber auch in seinem Heimatland nur noch antiquarisch erstanden werden können.


Vor genau fünfzig Jahren, am 15. Januar 1962, startete in der Erstausgabe des vom katholischen Verlag Bonne Presse in Brüssel herausgegebenen Magazins Record die erste Episode einer mit Les aventures du Calife Haroun el Poussah überschriebenen Reihe. Deren deutschsprachige Version gelangte unter dem Titel Die Abenteuer des Kalifen Harun al Pussah ab Herbst 1970 in der vom Ehapa Verlag veröffentlichten Zeitschrift MV Comix zum Abdruck. Urheber der infamen Politstreiche, bei denen ein machthungriger Großwesir mit den abartigsten Anstrengungen versucht, Kalif anstelle des Kalifen zu werden, waren René Goscinny und Jean Tabary. Der eine tippt auf der Schreibmaschine im Ein-Finger-System mit überbordender Fantasie das quirlige Szenario, der andere besorgt mit reichlich Schwung und spitzer Feder die prachtvolle Gestaltung der absurden Possenspiele aus Tausendundeiner Nacht. Goscinny hatte bis dahin seine besonderen Fähigkeiten mit einigen Geschichten der Serienhelden Lucky Luke (ab 1955 für Spirou), Umpah-Pah (ab 1958 für Tintin) und Asterix (ab 1959 für Pilote) unter Beweis gestellt. Tabary – als Zeichner Goscinny-Tabary IsnogudAutodidakt, nachdem er zuvor als Bühnenausstatter für die Comédie-Française tätig war – arbeitete im gleichen Zeitraum an Richard et Charlie (ab 1956), Grabadu et Gabaliouchtou (ab 1958) und Totoche (ab 1959, alle für Vaillant). In ihrem Wirken für Iznogoud/Isnogud, der es bald schaffte, dem beschaulichen und höchst naiven Kalifen von Bagdad wenigstens die Rolle des Titelhelden streitig zu machen, generierten die beiden Autoren ein ähnliches Glanzstück, wie das Goscinny mit den Partnern Morris, Albert Uderzo und Sempé bei Lucky Luke, Asterix und Der kleine Nick gelungen ist. Der frühe Tod des 51-jährigen René Goscinny im Jahr 1977 setzte diesem Tun jedoch ein jähes Ende. Siebzehn Bände belegen die eindrucksvolle Kooperation von Goscinny-Tabary im Dienst des in roten Babuschen herumschwärmenden Cholerikers, dessen Name die englische Wortfolge "is no good" andeutet und damit seinen fiesen Charakter offenkundig macht.  
Bis 2004 gab Jean Tabary noch zehn weitere Isnogud-Alben im Alleingang heraus. Das war nicht besonders erstaunlich, denn bereits zu Beginn seiner Karriere wirkte er für seine Comics als Texter und Zeichner. Den Großteil davon realisierte er für das bereits erwähnte, zwischen 1945 und 1969 erschienene Journal Vaillant, das bis ins Jahr 1993 als Pif Gadget weitergeführt wurde. Letztgenanntes Magazin etablierte mit großem Erfolg die Idee der beigefügten Gimmicks, die in Deutschland von Yps übernommen wurde. Zu Tabarys populärster Serie in Vaillant beziehungsweise Pif Gadget gerieten die Geschichten des jungen Totoche, der mit seiner Bande skurrile Abenteuer im großstädtischen Milieu erlebt.
VaillantMV_ComixIm Zeitraum 1959 bis 1982 entstand ein Fundus von um die 760 Seiten, die zum Teil im Album und in vierzig zwischen 1966 und 1976 publizierten Taschenbüchern nachgedruckt wurden. Hierzulande gab es unter dem Serientitel Toto in der Ehapa Comic Collection 1991 die Bände Der Chef sowie Räuber und Gendarmen, die aber auf wenig Resonanz stießen und bald vom Markt genommen wurden. Französische Leser erfreuten sich speziell an zwei Figuren aus dem Freundeskreis von Totoche, nämlich Corinne et Jeannot. Tabary gestaltete mit dem Duo nicht nur an die 350 Comicseiten – in der Regel ein- oder zweiseitige Gagstorys –, sie waren später, als er sein eigener Verleger wurde, auch Namensgeber für eine Bosheiten während der nächsten neun Jahre ihren Vorabdruck fanden. Parallel dazu entstanden ab 1974 für die Sonntagsausgaben von Journal du Dimanche Comicstrips mit Isnogud, die Goscinny-Tabary als eine sarkastische Reflektion auf die Tagesaktualität verstanden wissen wollten. Damit nicht genug fand der Zeichner noch die Zeit, für den Kollegen Mic Delinx das eine oder andere Szenario für die Serie Buck Gallo zu verfassen. 

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Special vom: 22.01.2012
Autor dieses Specials: Horst Berner
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Editorial von Georg F.W. Tempel
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