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Largo Winch: Die Burma-Verschwörung

Largo_Winch_DVD-Cover_1Largo Winch gehört zu den erfolgreichsten Comics in Frankreich. Millionen von Alben werden dort verkauft. Die Serie, die von Jean Van Hamme und Philippe Francq geschaffen wurde, musste einfach verfilmt werden, da die Geschichte um den Erben eines Industrie-Imperiums alles bietet, was das heutige Kino ausmacht. Bereits 2008 kam der erste Teil in Frankreich in die Kinos und war so erfolgreich, dass es abzusehen war, wann der zweite Teil folgen würde. Beide Teile sind in Deutschland – wie so viele französische Realverfilmungen von Comicstoffen – nur als DVD erhältlich. Zum Erscheinen des zweiten Teils, Die Burma-Verschwörung, mit u.a. Ulrich Tukur und Sharon Stone, sprach Thomas Dräger mit Tomer Sisley, dem Darsteller der Titelrolle.

Als Schreiber für ein Comicmagazin ist natürlich die erste Frage nach Ihren Comicerfahrungen.

Ich habe in meiner Kindheit in Frankreich viele Comics gelesen, bis ich etwa zwölf Jahre alt war, aber das war es dann auch mit meiner Comicerfahrung. Ich kenne alle Klassiker wie Asterix, Lucky Luke, Tim & Struppi – Comics eben, die mir als Kind geboten wurden. Largo Winch kannte ich vor dem Film nur dem Namen nach. Ich wusste, er ist ein Besteller, aber ich kannte den Comic nicht wirklich. Also ging ich mir vor meinem ersten Treffen mit dem Regisseur Jérôme Salle erst mal in einen Buchladen und kaufte mir alle Largo Winch-Alben.

Sie sind in Berlin geboren, wann sind Sie nach Frankreich gezogen?
Als ich fast neun Jahre alt war, sind wir nach Süd-Frankreich gezogen. (Und ab jetzt antwortet er auf Deutsch)

Da Ihre Comic-Genese in Frankreich stattfand, mussten Sie die in Deutschland damals üblichen Debatten über hirnerweichende Comics nicht ertragen?
Nein, überhaupt nicht. Mein Vater war Wissenschaftler, und als Forscher muss man sehr offen für alles sein. Da muss man sich überlegen, in welche Richtung man schaut, was man sieht, auch erkennen, dass man etwas völlig unerwartetes finden kann, und auch da, wo man es vorher eigentlich gar nicht gesucht hat. Mein Vater war einfach froh, wenn ich etwas machte, das mich glücklich machte.

Somit haben wir das erste Klischee der comicliebenden französischen Familie für Ihren Fall entkräftet.

Hier in Frankreich liebt zwar nicht jeder Comics, aber es ist richtig, dass es hier eine sehr große Comic-Fangemeinde gibt. Die meisten meiner Freunde lesen Comics.

Dann gleich zum nächsten Klischee. Als arabischer Jugendlicher zündet man Autos an und liefert sich Straßenschlachten mit der Polizei.

(Lacht laut und lange) Darauf muss ich jetzt nicht antworten, oder?
Zuerst mal bin ich nicht arabisch sondern Jude. Ich habe also in meiner Jugend alles Mögliche verkauft, und das zu einem deutlich höheren Preis, als ich es eingekauft habe. Außerdem habe ich katholische Babys ertränkt.

Das wäre mein drittes und letztes zu überprüfendes Klischee gewesen. Dieses Spannungsfeld aus arabischer Herkunft und jüdischem Glauben haben Sie als Stand-Up-Comedian verarbeitet?
Ja, aber es war natürlich völlig an den Haaren herbeigezogen und alle lachten darüber, da jeder wusste, dass das nicht stimmt. Ich bin kein Araber, ich bin 100% Jude.

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Wie haben Ihre Eltern darüber gedacht, dass Sie Religion so lächerlich gemacht haben? Andere Menschen ziehen wegen religiöser Fragen in den Krieg.
Ich weiß. Ich glaube, dass Religion dazu erfunden wurde, sich darüber lächerlich zu machen.

Und ich dachte, deswegen sei das Finanzamt erfunden worden.
(Lacht schon wieder) Steuern! Wir brauchen alle ein Feindbild, und Religion macht es einem sehr einfach, dieses Feindbild zu finden.

Wir können also feststellen, Sie sind nicht der religiöse Typ.
Absolut.

Zurück zum Film. Wie ist es für Sie als Hauptdarsteller eines großen Kinoerfolgs in Frankreich, dass dieser Film in Deutschland als Direct-to-DVD erscheint?
Gerade gestern habe ich mich deswegen schlau gemacht. Es ist so, dass der deutsche DVD-Markt riesig ist, deutlich größer als das Kino-Geschäft. Da ist es nur logisch, da sich der Film rentieren muss, das man nur den lukrativen Markt bedient, um Geld zu verdienen. Filme kosten Geld, und das muss wiederreinkommen. Und wenn man mit DVDs das Geld macht, dann bringt man logischer Weise auch nur dDVD raus.

Emotional regt sich da bei Ihnen nichts?
Hey! Natürlich bevorzuge ich es, wenn Filme auch im Kino laufen. Aber im Fall von Largo Winch und Deutschland funktioniert das leider nich
Das ist traurig, aber das ist die marktbestimmte Realität.

Weiter geht es im ZACK # 149 ...

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Special vom: 24.10.2011
Autor dieses Specials: Thomas Dräger
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