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Interview mit der Berliner Mosaik Connection, Teil 1

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Die Berliner Mosaik Connection (kurz BMC) ist ein Verein, der sich mit der Mosaik-Serie von den Ursprüngen bis zum heutigen Tage auseinandersetzt. Publiziert werden die gewonnenen Erkenntnisse im Fanzine mosa-icke, welche mindestens einmal im Jahr erscheint und neben Artikeln, Fancomics und Interviews enthält. Die Fragen wurden von Christian Recklies gestellt und beantwortet von Sven-Roger Schulz und Hagen Flemming.

1. Zu Beginn des Gespräches erst einmal einen Herzlichen Glückwunsch zu eurem 10jährigen Jubiläum. Hättet ihr 2001 gedacht, dass ihr das mosa-icke über solch einen langen Zeitraum veröffentlichen werdet?

Sven: Vielen Dank für die Glückwünsche. Was die Frage betrifft, kann ich jetzt nur von mir sagen, dass ich mir damals eigentlich überhaupt keine Gedanken darüber gemacht habe, wie lange das mosa-icke wohl erscheinen wird. Damals gingen wir eigentlich aus Spaß an der Freude an das Projekt heran; an das Morgen und wie es nach einem, zwei oder drei Jahren aussehen könnte, hat sich glaube ich keiner von uns wirklich Gedanken gemacht. Wir sprühten damals nur so von Energie und hatte Pläne, die sicherlich für mehr als die jetzt geschafften zehn Jahre gereicht hätten. Das hat sich dann aber schnell in ein normales Maß eingepegelt und wir gingen das Projekt etwas gemäßigter an.
Hagen: Zumindest gab es die konkrete Überlegung, was wir unseren Clubmitgliedern für ihren Clubbeitrag bieten wollen. So stand zum Beispiel schon zu Beginn fest, dass es jährlich zwei Ausgaben des mosa-icke geben sollte.

2. Nach der zwölften Ausgabe habt Ihr die Arbeit am mosa-icke etwas gemächlicher angehen lassen. Was war der Grund dafür? Stand das Projekt komplett auf der Kippe, wollten Mitarbeiter aussteigen, oder war es allgemeiner Konsens, das Heft nun etwas unregelmäßiger erscheinen zu lassen?

Sven:
Nun nach sechs Jahren traten dann erste Ermüdungserscheinungen ein. Der Elan der ersten Tage war längst verflogen und einer gewissen mosa_icke_12_PosterRoutine gewichen. Es hatte sich so entwickelt, dass die Hauptlast der Fanarbeit sich mehr oder weniger nur auf zwei, drei Schultern verlagerten und auch die Zuarbeit nicht mehr ganz so floss, wie es wünschenswert gewesen wäre. Man hatte sich gewisse Termine gesetzt, an denen das Fanzine jeweils erscheinen sollte, eine Ausgabe im Mai oder Juni und die zweite dann pünktlich zur alljährlichen Mosaikbörse im Oktober, später dann im November. Für mich als Layouter wurde es durch die immer spätere Zulieferung an Text- und Bildmaterial immer stressiger, das mosa-icke noch termingerecht fertig zu bekommen. Das hat dann nicht mehr so viel Spaß gemacht, weil man eigentlich hin und wieder gerne auch noch etwas anderes gemacht hätte, als nur vor dem Rechner zu sitzen und ein Fanzine zu layouten. Die Gemächlichkeit, das so Nebenbei zu erstellen, wenn man wirklich Lust dazu hat, klappte einfach nicht mehr so. Man hatte plötzlich den Druck, einen ganz bestimmten Termin unbedingt einhalten zu müssen. Das wollte ich mir nach einer Weile nicht mehr antun. Da in der Zwischenzeit der ehemals harte Kern der BMC-Basis auch erheblich zusammenschrumpft war und kaum Nachwuchs kam, der das Projekt mit ähnlichem Elan und der mittlerweile von den Fans erwarteten Qualität hätte weiterführen können, beschlossen wir dann, eine kreative Pause einzulegen. Wir hielten uns zwar von Anfang an die Option offen, später weiterzumachen, aber es hätte durchaus auch eine immerwährende Pause werden können. Dass es nicht ganz so kam, ist vielleicht meine »Schuld«, da ich gerne immer noch ein weiteres Heft zum Thema Abenteuerliteratur und deren Umsetzung im MOSAIK gemacht hätte. Dazu kam es dann aber bisher leider noch nicht … aber wer weiß … Stattdessen hatte ich  irgendwann die Idee, ein spezielles MOSAIK-Berlin-Heft zu machen. Es gibt da ja diese vier Hefte des MOSAIK von Hannes Hegen, die fast ausschließlich in Berlin spielen und irgendwie fand ich es plötzlich interessant, da die eine oder andere Hintergrundinformation zusammenzutragen. Ich trug die Idee den anderen vor, und die sagten dann: »Na dann mach mal! Natürlich haben sie mich dann dabei unterstützt und das Ergebnis war dann das mosa-icke 13.
Hagen: Für mich stand fest, ich mache nur so lange mit, wie sich das mosa-icke weiterentwickelt. Solche Sachen wie Interviews mit bekannten Mosaik-Zeichnern und Autoren, die sehr informativen Artikel von Guido Weißhahn zu den DDR-Comics oder auch die von Andre Richter ins Leben gerufenen so genannten  „Alienartikel“, in der bekannte Leute außerhalb der Mosaikfanszene, wie zum Beispiel Stefan Dinter,  ihre Sicht auf das Mosaik beschrieben, waren für mich das Salz in der Suppe. Da war es dem mosa-icke auch möglich mal über den Tellerrand zu schauen und mehr zu sein als ein reines Mosaik-Fanzine. Leider brach das dann nach sechs Jahren weg, weil viele der Mitstreiter inzwischen andere Ziele verfolgten. Nun gibt es das mosa-icke wieder und besonders die 14. Ausgabe mit seinen fast schon populärwissenschaftlichen zu nennenden Artikeln anhand eingehender Recherche zeigt einen neuen Weg auf. Aber es wird meiner Meinung nach schwieriger werden das mosa-icke, nur mit diesen wenigen Leuten zu halten. Es avanciert zu einem reinen Schreibtischprodukt, von wenigen Autoren geschrieben und umgesetzt.

mosa_icke_93. Einige Ausgaben des mosa-icke erschienen sogar mit Sonderheften, für welche mittlerweile horrende Preise gezahlt werden. Warum erscheinen diese Hefte als Beilagen zum mosa-icke und nicht als eigenständige Publikation der BMC? Sucht ihr intensiv nach solchem Material, oder ergibt sich das spontan, durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Künstlern? Nach dem Veröffentlichungswahnsinn zum 15. mosa-icke erübrigt sich sicher die Frage nach geplanten Sonderheften, oder nicht?

Sven: Das mit den horrenden Preisen bezieht sich sicherlich auf die sogenannten Hefte 73 a, b und z, wobei ja die Ausgabe z kein Comic ist, sondern eher als redaktioneller Anhang zu den beiden Heften zu verstehen ist. Diese Hefte waren ja durchaus eigenständige BMC-Publikationen, die nicht als direkte Heftbeilage zum Hauptheft erschienen. Diese kleine Reihe haben wir damals aus Spaß an der Freude begonnen. Es war ein Fanprojekt von Hagen, der damit schon vor der Gründung der BMC begonnen hatte und nun bot sich für ihn die Möglichkeit, diese Geschichte einem größeren Kreis von MOSAIK-Fans bekannt zu machen. Und es bot sich auch als Projekt an, damit die damals »Neuen« in der MOSAIK-Klubwelt, einfach mit einem kleinen Paukenschlag in der Fanszene Einzug halten konnten. Wenn man will, also eine Werbemaßnahme in eigener Sache für die BMC. Dass es solche Ausmaße annehmen würde, hat natürlich keiner von uns geahnt. Schon gar nicht, dass diese Hefte später zu einem Preis gehandelt werden würden, der über den Herstellungskosten liegt. Die anderen Beilagen haben wir dem mosa-icke dann bewusst als Beilagehefte zugeteilt, oder diese als Sonderhefte publiziert, die man mit oder auch ohne das Hauptheft erwerben kann. Bei den richtigen Beilageheften handelt es sich ja meist um Hefte, die gut zum Hauptthema des Heftes passen, deren Inhalt aber meist umfangreicher ist, als der sonst im Hauptheft abgedruckten Kapitel. Und gerade bei Comics, die einen gewissen Umfang haben, bietet es sich an, diese als separates Heft herauszugeben, da die Leser dies einfach mehr mögen, als wenn der Comic fest ins Heft integriert worden wäre, so wie beispielsweise beim »Hexenkessel« von Jan Suski. Und so haben wir später einige in der Anfangszeit über mehrere Hefte aufgesplittete Fortsetzungscomics später auf Leserwunsch noch einmal in gesammelter Form als Beilageheft publiziert. Das waren dann »Der Zauberer von Rom« und »Der Teufel in Nürnberg«, wobei wir die Geschichten natürlich nicht 1:1 übernommen haben, sondern die Gelegenheit nutzten, uns notwendig erscheinende kleine Änderungen vorzunehmen. Meist Korrekturen, aber auch Ergänzungen. Andere Beilagen entstanden erst, weil auf dem Druckbogen noch Platz war und wir diese nicht verschenken wollten.
Bisher haben wir eigentlich nicht gezielt nach Material gesucht. Die Ideen zu solchen Sonderheften entstehen meist in der Planungsphase, wenn wir mehrheitlich der Meinung sind, das Thema gehört in ein Sonderheft oder eine Beilage. Manchmal bekommen wir aber auch etwas geliefert, mit dem wir vorher gar nicht gerechnet hatten und was so gut ist, dass wir es natürlich bringen wollen. Ein solcher Glücksfall war z. B. der bereits erwähnte »Hexenkessel« von Jan Suski. Erst lieferte er uns ein wunderbares Covermotiv, das uns dazu inspirierte, ein mosa-icke zum Thema Nahrungsmittel zusammenzubasteln. Und als wir dann noch den Comic »Hexenkessel« von ihm bekamen, stand für uns sofort fest, der muss in ein separates Heft kommen, das wir dem Hauptheft beilegen werden. Und dann erstellten wir ja für die gleiche Ausgabe des mosa-icke auch noch »Bärchens-Restaurantführer« der ursprünglich ins Heft integriert werden sollte. Aber aufgrund des enormen Umfangs, in Vergleich zu den anderen Beiträgen, entschieden wir uns dann, diesen auch in ein separates Heft auszugliedern.
Was nun das mosa-icke 15 betrifft, so enthält auch dieses wieder ein Sonderheft; allerdings ein anderes als ursprünglich geplant. Gedacht war eigentlich an eine Art Party-Guide, in dem, passend zum BMC-Geburtstag, im MOSAIK geschilderte Feierlichkeiten aufgelistet, nach ihrer Art geordnet und bewertet werden sollten; also ähnlich wie der »Restaurantführer«. Aber das ließ sich dann aus verschiedenen Gründen nicht mehr rechtzeitig umsetzen, sodass wir quasi über Nacht eine völlig andere Beilage aus dem Boden gestampft haben. Hagen hat dafür seine Zeichenmappe geöffnet und mehrere Arbeiten zur Verfügung gestellt; was sich übrigens auch schon viele Fans von uns gewünscht hatten.
Hagen: Ursprünglich war eine eigenständige Heftserie das „BMC-Sonderheft“ geplant. So wie es mit der Ausgabe „ Ritter Runkel und die Digedags“ geschah. Aber der Aufwand für zwei unterschiedliche Hefte ist groß und ich glaube deshalb wählten wir später dann die Möglichkeit der Beilagen-Hefte, die schon von der Seitenzahl einen viel geringeren Umfang und dasselbe Format wie das Hauptheft hatten, so dass sie gleich mitgedruckt werden konnten.

4. Bei dem sechsten mosa-icke thematisiert ihr Sex und Erotik im Mosaik. Dafür habt ihr ein recht provokantes Cover gewählt und die Ausgabe auch nur für Erwachsene freigegeben. Gab es damals Anrufe von besorgten Müttern, die erschrocken darüber waren, was ihr Kind da plötzlich liest? Und hat sich diese Einschränkung auf die Verkaufszahlen ausgewirkt?

Sven: Ja die Ausgabe Nummer Sex … ;-) Die ist vielleicht ein bisschen anders geworden als ursprünglich gedacht. Ich würde ein mosa-icke zum mosa_icke_6Thema Erotik im MOSAIK heute ein bisschen anders machen und denke durchaus, dass man, ohne sich themenmäßig großartig zu wiederholen, ein solches Heft hinbekommen würde, das vielleicht auch etwas lustiger daherkommt. Ideen dazu hätte ich schon … aber wir reden ja hier von einem Heft, das es bereits gibt. Die Idee, das Heft-Cover anders und völlig MOSAIKuntypisch gestalten zu lassen, ging damals von Hagen aus, der es dann in die Hand nahm, und den Auftrag an einen Künstler delegierte, der sonst gar nichts mit dem Thema MOSAIK am Hut hat. Das Ergebnis ist das bekannte Bild mit der rothaarigen Dame, die ich aufgrund ihrer Haarfarbe immer gerne als Frau Digedag bezeichne, um so noch den gedanklichen Bogen zum MOSAIK zu spannen.
Um es gleich vorwegzunehmen, es gab natürlich keine Anrufe besorgter Eltern, aber es ist nicht das Heft, welches am Besten läuft. Ob das allein dem Cover geschuldet ist, wissen wir nicht wirklich, aber ich denke, es ist nicht ganz unschuldig. Allerdings ist daran wohl weniger das Motiv schuldig, als das Fehlen der Digedags, denn es hat sich im Lauf der Jahre gezeigt, dass die Ausgaben des mosa-icke am gefragtesten sind, auf denen die Digedags abgebildet sind.
Hagen: Ich war eigentlich immer bestrebt für die Cover Profizeichner zu gewinnen, weil das Cover immer auch das Aushängeschild des jeweiligen Heftes ist. Und es hört sich einfach gut an, wenn so bekannte Zeichner wie, Lona Rietschel, Ulf Graupner, Christian Nauk, Thomas Schmitt, Eckart Breitschuh, oder Stefan Dinter für das mosa-icke zeichnen. Ursprünglich hatte ich für die sechste Ausgabe an Ralf König geschrieben, bekam aber damals keine Antwort. So fragte ich einen mir persönlich bekannten Zeichner, der allerdings in einem eher realistischen Stil a la Bilal zeichnete.  Ich war selber überrascht, was dann letztlich dabei herauskam.
Wir waren ja damals noch ein richtiger Club mit festen Clubmitgliedern. Darunter war meines Wissens nur ein Minderjähriger. In dem Fall fragten wir die Eltern, ob wir einen schwarzen Balken über den Titel machen sollen. Das führte dann dazu, dass wir zwei Hefte schicken mussten. Die normale, unzensierte Ausgabe und die mit dem Balken. Letztere Variante aber nur  aus reinen Sammlergründen, denn das Heft mit dem Balken gab es nur einmal. Zur Comicmesse in Erlangen hing dann auch die unzensierte Version in der Leseecke. Niemand störte sich daran.

5. Als ihr euch 2001 gegründet habt, erschienen noch andere,  langjährige Mosaik Fanzines, wie Digefax, Alex oder Mosaiker. Einige davon wurden eingestellt, andere gibt es weiterhin. Was denkt ihr über die momentane Mosaik Fanzine-Landschaft? Voll aktiv, oder eher eingeschlafen? Welches Zine war euer Vorbild für das mosa-icke und bei welchem habt ihr euch einige Anregungen bezüglich Gestaltung und Umfang geholt?

Sven: Ich möchte es mal so sagen, es gibt einen harten Kern von eingefleischten MOSAIK-Fans, meist etwas ältere Herren im gesetztem Alter, die die aktive Fanszene am Leben erhalten. Das sind die Leute, die sich auch in den Klubs organisieren und die die meisten der verschiedenen Fanzines herausgeben. Und diese Leute sind doch noch recht aktiv. Das war so, als wir 2001 gestartet sind, und seitdem hat sich nicht wirklich viel geändert. Die Fanzines der allerersten Stunde, also der Mosaiker und der Digefax sind verschwunden, aber dafür gibt es neue, und einige Ältere, wie den Alex gibt es noch heute. Es gibt heute also nicht weniger Fanzines als 2001, aber es ist bunter geworden – nicht nur weil die meisten MOSAIK-Fanzines nicht mehr nur auf dem Kopierer entstehen – und jedes der Fanzines hat seine Nische gefunden; wir z. B. mit unseren Themenheften und Hintergrundinformationen, Der Alex hat sich zu einer Art Überraschungsei entwickelt, d. h., man weiß vorher nie so genau, was man bekommt. Den Digedon kann man wohl als die Satirezeitschrift unter den MOSAIK-Fanzines betrachten, und dass, wie ich finde, auf einem sehr hohen Niveau. Das Mosa.X ist wohl das Querbeet-Fanzine, von jeden etwas, der Pasacifax ein Schülerprojekt von jungen Fans mit Schwerpunkt auf schulische Forschungen in den Naturwissenschaften. Bleibt noch das MIR-Pocket, das in etwa den gleichen Weg wie das Mosa.X geht, das aber mittlerweile nur noch sehr unregelmäßig erscheint. Wir sind deshalb richtig froh, dass wir es geschafft haben, dass zu unserem Jubiläum eine neue Ausgabe erschienen ist.
Unser Vorbild war eindeutig der Mosaiker, der ab Ausgabe 24, im Mosaikformat erschienen ist und im vierfarbigen Offsetdruck produziert wurde.
Hagen: Mir persönlich gefiel der Mosaicker auch immer sehr. Besonders eben die später im Offsetdruck hergestellten Ausgaben, die recht professionell aussahen. Rein optisch wollte ich dahin. Ein ansprechendes Äußeres mit vielfältigem Inhalt. Später drückten wir dann mit den Themenheften dem mosa-icke seinen ureigenen Stempel auf. Das Internet und insbesondere das Comicforum haben meiner Meinung nach dazu beigetragen, dass die Mosaik-Fanszene noch einmal einen richtigen Schub bekam. Vielseitiger und Aktiver wie zurzeit könnte sie wohl kaum sein.
Zum „Mir-Pocket“ möchte ich noch sagen, dass es sich schon vom Äußeren, nämlich durch seine Größe im Taschenformat von den anderen Fanzines abhebt. Das sind sehr aufwendig und liebevoll gestaltete Hefte.

mosa_icke_Maskottchen_26. Wenn ich das noch richtig in Erinnerung habe, seid ihr vor einigen Jahren an der Gründung des Dresdner Mosa.x Clubs nicht ganz unbeteiligt gewesen und habt mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Welche Tipps habt ihr den Sachsen gegeben und gab es damals personelle Überschneidungen zwischen den beiden Vereinen?

Sven:
Das kann man so nicht sagen. Die Dresdner Jungs haben das natürlich schon ganz allein auf die Beine gestellt, was aber stimmt ist, dass ich ihnen ein paar Tipps zum Erstellen ihres Fanzines gegeben habe; also welche Software ich verwende und ein paar grundlegende Layouttipps; also nicht wirklich viel. Personelle Überschneidungen gab es natürlich nicht, außer das es eben Autoren gibt, die für beide Fanzines schreiben. Das geht alles ohne Eifersüchteleien über die Bühne. Es gibt sogar Autoren des jeweils harten Kerns, die Beiträge für das jeweils andere Fanzine erstellen. Thematische Überschneidungen sind eher gering.
Hagen: Mein Eindruck war,  die Neugründung eines weiteren Mosaikclubs wurde damals von allen Aktivisten argwöhnisch beäugt. Auch wir hatten 2001 erst einmal damit zu tun uns eine Akzeptanz zu erarbeiten. Ich weiß noch, wie wir wegen unseres überdimensionalen Bärchen-Pappaufsteller auf der Apoldaer Börse belächelt wurden. Da waren wir wohl ein wenig übers Ziel hinausgeschossen. Das ist aber normal, ein neuer Club ist wie ein Kind, das erst noch Laufen lernen muss.

7. Früher habt ihr ab und zu Vorträge organisiert, deren Thema in der Regel etwas mit Mosaik oder mit DDR-Comics zu tun hatte. In letzter Zeit war es organisationstechnisch recht ruhig. Wie sind eure Erfahrungen aus diesen Vorträgen und wann gibt es bei der BMC wieder einen geselligen Abend?

Sven: Das ist so eine Sache; aus irgendeinem Grund ist es in Berlin nicht so einfach, etwas zum Thema MOSAIK auf die Beine zu stellen, dass eine größere Zahl von Interessenten anspricht. Das liegt vielleicht daran, dass es hier so viele verschiedene Angebote gibt. Am meisten Zuspruch findet man noch bei den Fans von Außerhalb, aber für die ist es nicht immer leicht, jedes Mal nach Berlin zu kommen. Außerdem sind solche Veranstaltungen auch jedes Mal mit einem gewissen organisatorischen Aufwand verbunden. Und da wir z. B. in unseren Reihen keinen Thowi haben, der sich auf gut Deutsch den A… – sorry ich meinte natürlich das Gesäß aufreißt, um verschiedene Sachen auf die Beine zu stellen, macht es auch keiner. Vielleicht hätte Gilbert, der nicht zu den Gründungsmitgliedern gehört, das Potenzial dazu, aber bisher hat er da auch noch nicht so die Idee eingebracht, was man machen könnte.
Hagen: Wir waren vor der Pause einfach auch mehr Leute im Hintergrund. Jetzt basteln zwei oder drei Leute an der Ausgabe des Mosa-icke, für andere Sachen bleibt dann meist keine Zeit mehr. Trotzdem trifft sich der harte Kern immer den ersten Samstag im Comic und Romanladen von Rainer Gräbert. Dort kann jeder zu uns stoßen und sich auch aktiv einbringen, wenn er mag.

8. Welche Auflagenstärke haben die verschiedenen Ausgaben? Mit welchen Vorstellungen seid ihr damals ans Werk gegangen, was zeigte sich als realistisch und welche Ausgaben waren ruck zuck vergriffen?

Sven: Das mosa-icke hat seit 2001 eine konstante Auflage von 400 Exemplaren. Eine Ausnahme ist die erste Ausgabe, die wir zwar auch auf 400 Exemplare veranschlagt haben, von denen aber 100 Exemplare mit einem Variant-Cover erschienen sind. Dazu kam, dass leider ein Teil der Auflage in der Druckerei versaut wurde, sodass wir am Ende mit einer etwas geringeren Auflage dastanden. Das ist auch die einzige Ausgabe, die bisher vollständig vergriffen ist. Ansonsten ist es bei den Folgeheften recht unterschiedlich. Wie vorhin schon mal erwähnt, sind es die Hefte mit den Digedags auf dem Cover die mehr Interessenten ansprechen als die anderen.
Ich denke, wir haben den Markt von Anfang an recht realistisch eingeschätzt und die Auflage von jeweils 400 Exemplaren hat sich bewährt. Sicherlich würden auch 300 reichen, aber im Endeffekt machen sich diese 100 Exemplare mehr oder weniger im Preis kaum bemerkbar. Unter 400 hätten wir aber vielleicht mehr Schwierigkeiten, unser Heft weiterhin in der Druckerei produzieren zu lassen, mit deren Arbeit wir seit dem siebenten Heft mehr als zufrieden sind.

9. Seit Bestehen des Clubs bringt ihr in unregelmäßigen Abständen die BMC-News heraus, welche aber mosa_icke_am_abendletztmalig 2009 erschienen. Wurde Produktion der News und des mosa-icke zu Zeitaufwendig oder wurden die News momentan nur auf Eis gelegt, was die Herausgabe der Sondernummer „mosa-icke am Abend“ erklären würde?

Sven: Zum Anfang entstanden, im Gründungselan sehr viele Ausgaben der BMC-News; das hat sich nachher auf jeweils eine Ausgabe zu jedem erschienen mosa-icke reduziert. Für das mosa-icke 14 war auch eine Ausgabe angedacht, in der wir unter anderem die Gewinnerbeiträge unseres Preisrätsels aus Heft 13 abdrucken wollten. Nun gab es aber auch eine Reihe von sehr interessanten Rückmeldungen zu Heft 14, die es wert waren abgedruckt zu werden, sodass uns Gilbert vorschlug, diese mit dem geplanten Inhalt zu den BMC-News zu bündeln, sodass am Ende das mosa-icke 14 am Abend entstand. Für das mosa-icke 15 hatten wir aber in der Tat nie eine Ausgabe der BMC-News geplant. Das Konzept derselben hat sich aber auch weitgehend überholt, da all das, was über dieselben kommuniziert wurde, sich viel schneller über das Internet erledigen lässt. Dennoch würde ich nicht sagen, dass es nicht weitere Ausgaben geben wird.

Weiter geht es im zweiten Teil des Interviews ...

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Special vom: 17.07.2011
Autor dieses Specials: Christian Recklies
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Editorial "Zehn Jahre BMC"
Mosaik-Fankultur
Interview mit der Berliner Mosaik Connection, Teil 2
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