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Thorgal – Ein Antiheld
Das erzählerische und kommerzielle Potential einer gut erzählten Geschichte optimal auszunutzen, hat ein international agierender Verlag wie Lombard längst erkannt. Dabei geht es nicht nur darum, dass Szenarist und Zeichner neue und interessante Inhalte abliefern, sondern auch kontinuierlich arbeiten. In dem wie Lombard ebenfalls zum mediatoon-Konzern gehörenden Dargaud Verlag wird dieses Prinzip schon seit geraumer Zeit mit der 1946 von Edgar P. Jacobs erdachten und gestalteten Serie Blake et Mortimer realisiert, die nach einer langen Zeit des Leerlaufs seit einigen Jahren von wechselnden Autoren mit schöner Regelmäßigkeit fortgesetzt wird.

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Und so wird auch Thorgal, Schöpfung des belgischen Szenaristen Jean Van Hamme und seines aus Polen stammenden Zeichners Grzegorz Rosinski, seit vergangenem Jahr bestmöglich ausgeschlachtet. Nicht weniger als vier Nebenserien zur weiterhin laufenden Hauptserie sind gestartet worden oder für die kommenden Monate geplant. Maßgeblich daran beteiligt ist, wie auch schon bei Blake et Mortimer, der Szenarist und Herausgeber Yves Sente, der nach Van Hammes Entscheidung, nicht weiter für Thorgal schreiben zu wollen, das Ruder der Serie um den Wikingerprinz aus der Zukunft übernommen hat.

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Bereits 1976 waren sich Van Hamme und Rosinski zum ersten Mal begegnet, und der belgische Szenarist war vom kreativen Potenzial des Polen überzeugt worden. Rosinskis erste Reise in den Westen hatte ihn 1972 nach Paris geführt. Dabei wollte er auch die Redaktion des Pilote-Magazins besuchen und seine Mappe vorstellen. Doch den Termin ließ er ungenutzt verstreichen, da sein Respekt vor dem Können der frankobelgischen Kollegen so groß war. Stattdessen kaufte er sich das Album Epoxy, gezeichnet von Paul Cuvelier und geschrieben von Jean Van Hamme. Erst über einen Kontakt des belgischen Verlegers Carlos Blanchard, der in Polen nach Illustratoren für Glückwunschkarten suchte, kam Rosinski schließlich 1976 nach Belgien und wurde beim Dupuis Verlag vorstellig. Während er hier vor allem mit der Erledigung von Zeichnungen im humoristischen Stil beauftragt wurde und sogar eine eigene Serie im Gespräch war, erinnerte sich Rosinski an das Album Epoxy und dessen Szenaristen Van Hamme, den er schließlich bei Tintin aufspürte.

„Da saß also dieser Typ, der kaum ein Wort Französisch sprach“, erinnerte sich Van Hamme später an die erste Begegnung. „Ich gab ihm zwei Seiten eines Szenarios von Michael Logan, die er bis zum nächsten Morgen illustrieren sollte. Was dabei herauskam, hatte ziemlichen Schwung, und ich sagte mir, wenn er lernen würde, seine Figuren besser hinzubekommen, würde er bestimmt aus der Masse herausragen.“

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In einem Gespräch mit dem damaligen Redakteur des Tintin-Magazins André-Paul Duchâteau schlug Rosinski eine Art Wikingerabenteuer mit mythologischem Einschlag vor, von der 1977 zunächst sechs fünfseitige Episoden in Tintin publiziert wurden. Damit sollte die Resonanz der Leser auf Thorgal getestet werden – im Falle eines Erfolgs sollte die Idee dann ausgebaut und zu einer Fortsetzungsserie gemacht werden. Thorgal konnte mit seiner technisch nicht besonders aufregenden, aber dynamischen Zeichentechnik begeistern und mauserte sich in den 1980er Jahren zum Publikumsliebling des Magazins.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der ersten Episoden lebte Grzegorz Rosinski noch in Polen, und Van Hamme musste ihm erklärende Literatur und ellenlange Beschreibungen per Post schicken. Erst fünf Jahre später zog Rosinski endgültig nach Brüssel. Dabei war er einer der ersten Bürger, die Polen Anfang 1982 verlassen durften, obwohl General Jaruzelski das Land im Dezember 1981 unter Kriegsrecht gestellt hatte.

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Special vom: 01.04.2011
Autor dieses Specials: Mosaik Steinchen für Steinchen
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Editorial von Georg F.W. Tempel
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