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Jacques Martin – der Vater von ALIX
1948 wagt Martin einen neuerlichen Versuch bei Tintin. Da er gerade ein Buch über Crassus’ (2) Feldzug gegen die Parther las, schafft er die Figur eines gallischen Jungen im 1. Jahrhundert v. Chr., der zu den Römern gerät und anfänglich noch Sklave ist: Alix ist geboren. Um noch weitere Trümpfe in der Hand zu haben, kreiert er außerdem eine mittelalterliche Reihe und eine Serie, die in der Zeit Napoleons spielt. An die Editions du Lombard sendet er zunächst nur die Seite, die in der Zeit der Römer spielt. Zu seiner großen Freude ist Herausgeber Leblanc bereits von der ersten Einreichung angetan. Hergé hat allerdings nach wie vor Bedenken, das alles ist ihm noch zu unausgegoren. Doch Leblanc überredet ihn, dass er es mit dem engagierten jungen Mann doch mal probieren sollte. Martins Antrittsbesuch in der Tintin-Redaktion verläuft wenig glanzvoll – er hat keine Folgeseiten angefertigt und kaum eine Vorstellung über den weiteren Verlauf der Geschichte. Da setzt ihm Leblanc die Pistole an die Brust: entweder Martin liefert binnen drei Wochen ein brauchbares Skript und sechs fertige Seiten ab, oder die Serie ist gekippt.

Hergé – ein strenger Lehrer
Für den Elsässer bedeutet das Tag und Nacht arbeiten zu müssen, aber er schafft es. Am 16. September 1948 erscheint die erste ALIX-Seite in Tintin. Und nach nur fünf Ausgaben ziert der neue Comicheld erstmals die Titelseite. Hergé spart jedoch auch weiterhin nicht mit Kritik, die sich Jacques Martin, der den Belgier damals noch sehr bewundert, ziemlich zu Herzen nimmt.
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Die zeichnerische Entwicklung des frühen ALIX sagt einiges über die Probleme aus, mit denen Martin zu kämpfen hat. Die erste Episode, „Alix der Kühne“ (1948–1949), bringt der junge Zeichner noch in einem bemüht realistischen Strich aufs Papier. Inmitten der zweiten ALIX-Episode, „Die goldene Sphinx“ (1949–1951), schwenkt er langsam auf den vereinfachten Stil um, der in Tintin vorherrscht. Hergé hat das vermutlich auch gefordert (dem Ligne Claire-Stil dürfte der Gedanke zugrundeliegen, kindgerecht sein zu wollen). Folge 3, „Die verfluchte Insel“ (1951–1952), bringt eine weitere Stilvereinfachung mit sich. Doch hier dürfte Martin ein wenig übertrieben haben, und so nimmt er im nächsten Abenteuer wieder etwas von der Vereinfachung zurück. Bei Episode 4 „Die Tiara des Oribal“ (1955–1956) fällt auf, dass der Held älter wirkt, was möglicherweise ohne Absicht geschah, doch ansonsten scheint Martin nun bei seinem Stil angekommen zu sein – vorerst.

Die Entstehung von L. FRANK
1952 wird Martins zweite große Serie für Tintin geboren: LEFRANC (dt. L. FRANK). Die Reihe ist für den Künstler untypisch, da sie kein Geschichtsthema aufgreift. Die Idee dazu entwickelt allerdings auch nicht Martin, sondern Edgar P. Jacobs, der der Redaktion 1949 das Konzept zu Abenteuern eines Reporters vorlegt, der weltumspannenden Verbrechen nachgeht. Da Jacobs mit seiner Serie BLAKE UND MORTIMER vollauf beschäftigt ist, kommt es nicht zur Verwirklichung. Doch als Martin in den Vogesen die Überreste der unterirdischen Raketenbasis, auf der die Nazis ihre Versuche mit der V1 abhielten, besucht, hat er den nötigen Unterbau, um Jacobs Entwurf zu verwirklichen. Und so wird das Projekt auf ihn übertragen. Bald darauf startet Guy Lefranc alias Luc Frank in sein erstes Abenteuer: „Die große Bedrohung“.


Special vom: 24.10.2010
Autor dieses Specials: Michael Dietz, Gerhard Förster
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