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Asterix: Blicke hinter die Kulissen
Nein, einen neuen Asterix gibt es nicht zu vermelden. Aber wie es seit vielen Jahren Usus ist, wird die Asterix-lose Zeit stets mit ein paar Buchtiteln überbrückt, die sich dem gallischen Epos in mal mehr, mal weniger interessanter Form widmen. Immerhin wird damit den Lesern das Warten auf neues Comicmaterial versüßt. Denn dass es neue Asterix-Alben geben wird, das hat Albert Uderzo ja selbst eingeräumt. Nur wann das sein wird, darüber hat sich die gallische Gerüchteküche bis dato ausgeschwiegen.

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Gibt es eigentlich Elemente aus dem Asterix-Universum, die noch nicht durchleuchtet wurden? Man ist geneigt zu sagen: Eher nicht! Wie kaum eine andere Serie wurde die von René Goscinny (1926-1977) und Albert Uderzo (1927) im Jahr 1959 erdachte Erfolgsstory von den gallischen Widerständlern gegen die römischen Eroberer in unzähligen Büchern, Artikeln, auf Internetseiten, in Fanforen sowie diversen Ausstellungen dargestellt, reflektiert und analysiert.

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Dessen ungeachtet ergeben sich augenscheinlich aber immer wieder neue Ansatzpunkte, die zur Auseinandersetzung anregen. Neben dem kommerziellen Aspekt – Asterix der Gallier ist nun mal ein positiv besetztes Markenzeichen, mit dem viel Anerkennung und noch viel mehr Geld zu gewinnen ist – hat das sicher auch damit zu tun, dass die Beschäftigung mit dem Thema den verantwortlichen Machern einen Lustgewinn verschafft. Asterix, Obelix, Idefix und all die anderen originellen Figuren sind im positiven Sinn des Ausdrucks „everybodys darling“. Sie agieren mit viel Witz und Scharfsinn in einer Welt, die gute Laune ausstrahlt, weshalb sie von jungen wie alten Lesern als sympathisch empfunden werden.

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Eine originelle Idee war beispielsweise die Ausstellung Astérix au Musée de Cluny, die im Rahmen der Festivität 50 Jahre Asterix vom 28. Oktober 2009 bis zum 3. Januar 2010 im Pariser Musée national du Moyen Age unweit der Sorbonne im Quartier Latin zu sehen war. Das dort integrierte, aus dem Jahr 200 erhaltene „frigidarium“ – Kenner von Asterix als Gladiator wissen, dass die Römer damit das Kaltwasserbad einer Therme bezeichneten – erwies sich tatsächlich als würdiger Rahmen, um die kulturelle Dimension von Asterix gebührend zu feiern. Gezeigt wurden Originalseiten, Zeichnungen, Manuskripte, Maschinenskripte und etliche andere Dokumente, anhand derer sich das Werk von Goscinny-Uderzo für die Besucher in eindrucksvoller Weise darlegte. Ein gelungenes Unterfangen, wie ich bei meiner Visite feststellen konnte, bei dem der künstlerische Schaffensprozess auf spielerische und humorvolle Weise sichtbar gemacht wurde. Als vertiefende Literatur und bleibende Erinnerung an das Gesehene empfahl sich da auch der Kauf des Ausstellungskatalogs. Eben diese 48-seitige Broschüre hat die Ehapa Comic Collection nun mit leichter Verzögerung zum ursprünglich angekündigten Auslieferungstermin in gebundener Form als Asterix im Museum in den Buchhandel gebracht. Unterm Strich für alle Asterix-Freunde ein unverzichtbares Dokument, das zwar keine „unveröffentlichten Schätze“ präsentiert, in seiner Abmischung aus weniger bekanntem Bildmaterial und aufschlussreichen Textbeiträgen aber insgesamt ansprechend daherkommt. Der Leser erfährt darin einiges über das Verhältnis von „Comic und Kunstgeschichte“, über „Asterix und die römische Architektur“, kann die Etappen bei der Entstehung einer Asterix-Seite von der Bleistiftskizze bis zum Druckergebnis nachvollziehen und folgt im Kapitel „Uderzos grafische Kunst“ den Gedanken des französischen Comicfachmanns Thierry Groensteen, der seine Betrachtung mit diesem Fazit abschließt: „Man erkennt die Leidenschaft des um Perfektion bemühten Handwerkers und die tiefe Verbundenheit mit seinen Figuren. In Frankreich hatte Uderzo relativ wenig Nachahmer (weitaus weniger als Hergé, Franquin oder Moebius), vielleicht weil Asterix dort eine etwas erdrückende Kulturikone ist. Paradoxerweise hat er einen viel stärkeren Einfluss auf die Schulen des deutschen und vor allem des holländischen Comics ausgeübt. Wir haben ihn eben einen Handwerker genannt, weil seine Arbeit Geduld, Schweiß und Können erfordert. Doch zweifelsohne ist er auch ein Künstler. Auf seinem Gebiet einer der Größten.“

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Wenn es einen Wermutstropfen gibt, dann den, dass dieser Titel eindeutig als Begleitbuch zu einer Ausstellung konzipiert wurde, hiesigen Asterix-Liebhabern aber leider das wichtigste vorenthalten bleibt, nämlich die Ausstellung.

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Special vom: 26.09.2010
Autor dieses Specials: Horst Berner
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Editorial von Georg F.W. Tempel
Die weiteren Comicserien im aktuellen Heft...
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