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Interview mit Helena Bonham Carter
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Helena Bonham Carter ist bereits in einer Vielzahl von Film-, Fernseh- und Theaterprojekten aufgetreten. Zuletzt war sie in HARRY POTTER UND DER HALBBLUTPRINZ zu sehen, wo sie die Rolle der Bellatrix Lestrange erneut aufgriff. Eine Rolle, die sie zum ersten Mal 2007 in HARRY POTTER UND DER ORDEN DES PHÖNIX spielte und die sie im anstehenden zweiteiligen Finale der Filmreihe auch erneut spielen wird. Bonham Carter erhielt eine Golden Globe®-Nominierung und gewann den Evening Standard British Film Award als Beste Schauspielerin für ihre Rolle als Mrs. Lovett in Tim Burtons SWEENEY TODD – DER TEUFLISCHE BARBIER AUS DER FLEET STREET, wo sie an der Seite von Johnny Depp auftrat. Auch wurden ihr unter anderem schon Oscar®-, Golden Globe®-, BAFTA- und Screen Actors Guild®-Nominierungen für ihre Rolle in dem romantischen Drama WINGS OF THE DOVE – DIE FLÜGEL DER TAUBE aus dem Jahr 1997 zuteil. Nach ihrem Spielfilmdebüt in Trevor Nunns LADY JANE – KÖNIGIN FÜR NEUN TAGE, trat sie in James Ivorys ZIMMER MIT AUSSICHT auf, das auf einer Romanvorlage von E. M. Forster basiert. Ihr Ansehen steigerte sich in zwei weiteren Verfilmungen von Forsters Romanen: ENGEL UND NARREN und James Ivorys WIEDERSEHEN IN HOWARDS END. Für letzteren erhielt sie ihre erste BAFTA-Nominierung. Bonham Carters frühes filmisches Schaffen umfasst Franco Zeffirellis HAMLET, MARY SHELLEYS FRANKENSTEIN, Woody Allens GELIEBTE APHRODITE und Trevor Nunns WAS IHR WOLLT. Später spielte sie in David Finchers FIGHT CLUB und den Tim Burton-Filmen BIG FISH, PLANET DER AFFEN, CHARLIE UND DIE SCHOKOLADENFABRIK und CORPSE BRIDE – HOCHZEIT MIT EINER LEICHE.

Bonham Carter spielt die Rote Königin in Tim Burtons epischem Fantasy-Abenteur ALICE IM WUNDERLAND. 

Ist ALICE IM WUNDERLAND eine Adaption der Bücher von Lewis Carroll?

Ich würde sagen, es ist eine eigenständige Geschichte und das ist Tims Leistung, wie ich denke. Wir behielten alle Figuren des Buchs bei, aber so genial das Buch auch sein mag, es erzählt keine nennenswerte Geschichte oder verfügt über eine ausgeprägte Handlung. Alice stolpert von einem episodenhaften Ereignis zum nächsten und trifft dabei auf immer seltsamere Figuren. Die Leistung von Linda Woolverton war es, der Geschichte einen emotionalen Zusammenhang zu geben, in dem sich die Ereignisse des Films entwickeln können. In dieser Version gründet die gesamte Geschichte in einem Punkt und Alice hat eine richtige Reise vor sich. Die andere gravierende Abweichung besteht darin, dass Alice 19 Jahre alt ist und gerade herauszufinden versucht, wer sie denn wirklich ist. Dies ergibt wirklichen Sinn in der ansonsten eher konfusen Geschichte von „Alice im Wunderland”. Ich liebe die Kernaussage, dass es  in Ordnung ist, verrückt zu sein – manche Verrückte sind die besseren Menschen. Ich denke auch, dass die Geschichte einen nachhaltigen Effekt hat, weil für ein kleines Kind alles furchtbar verwirrend ist. Ich sehe das an meinen Sohn Billy. Als seine Mutter bin ich ständig am interpretieren.  Man sieht, dass er und Nell, die jetzt ein Jahr alt ist, ständig über alles staunen. Aber dann fragen sie sich natürlich auch, was das alles bedeutet. Als ich das Drehbuch gelesen habe, machte es für mich kompletten Sinn. Mein Mann verbringt immerhin zwei Jahre seines Lebens mit so einem Projekt, wissen Sie? Es war so schwärmerisch und besaß eine Menge Herzblut. Und es hat eine Geschichte, bei der man wirklich immer wissen will, wie es weitergeht.

Warum sind Carrolls Figuren so ein wunderbarer Stoff für Tim?

Ich denke, es ist recht schwierig für Tim, weil es so viele verschiedene Charaktere gibt. Er meinte dazu, weil sie alle verrückt sind, ist es also unsere Aufgabe, jedem von ihnen seine eigene Verrücktheit zu verleihen. Der Hutmacher, die Rote Königin, der Märzhase und sogar das Kaninchen haben schwerwiegende Angstgefühle. Alle von ihnen befinden sich in einem Zustand tiefer emotionaler Instabilität, wirklich alle, mit Ausnahme von Alice. Alice ist die Normale. Verrücktheit oder auch jede andere emotionale Instabilität, finde ich persönlich faszinierend. Mit normalen Menschen umzugehen, ist irgendwie langweilig, aber verrückte Leute sind immer hoch interessant. Aber wenn man Tim kennt, dann weiß man, dass er sich schon immer von Außenseitern angezogen fühlte. Und das hier ist eine Ansammlung von Außenseitern – besonders Alice selbst. Zu Beginn wird sie als jemand dargestellt, der schon immer das Gefühl hatte, etwas merkwürdig zu sein. Sie sieht das Leben aus einer anderen Perspektive. Aber sie entdeckt, dass das ein Grund zum Feiern ist und nichts, wofür man sich schämen sollte.

Beschreiben Sie ihren Charakter.

Tim hat mehr oder weniger gesagt: ‚Nun, Du wirst natürlich die Königin spielen. Schau mal, das ist meine erste Zeichnung von ihr.’ Und er zeigte mir das Bild einer wirklich zornigen Person. [LACHT] Und ich sagte, ‚oh ja, wirklich?’ Worauf er meinte, ‚schau mal, sogar die ganzen Zeichner haben dich gemalt’. Und dann zeigt er mir dieses Bild von einer schrecklich alten Hexe, mit einem überdimensional großen Kopf, die irgendwie zu knurren scheint. Also spiele ich die Rote Königin, die eben eine Königin ist - und ich habe einen wirklich riesengroßen Kopf. Sie hat emotionale Probleme. Wegen nichts und wieder nichts verliert sie die Fassung. Ihre Wutanfälle sind wie die einer Zweijährigen. Sie regiert nicht mit Gerechtigkeit oder Fairness, sondern sie führt eine Terrorregime. Ich lasse den Leuten die Köpfe abschlagen. Das ist meine Lösung für alles. Vielleicht kommt das von einer unterschwelligen Unsicherheit ob der Tatsache, dass sie einen so großen Kopf hat und alle anderen einen ganz normalen. Die Königin zu spielen hat Spaß gemacht, ich liebe es Königin zu sein. Mir gefällt, dass sich alles nur um sie dreht. Letztlich ist sie nichts anderes als ein verwöhntes Kind. Alles wird ihr abgenommen. Sie hat für absolut niemanden etwas übrig, und die Gefühle von anderen sind ihr völlig egal, es zählen nur ihre eigenen. Eigentlich hat sie kein Herz, obwohl sie ja die Herzkönigin ist. Es hat wirklich sehr, sehr viel Spaß gemacht.

An was haben Sie sich orientiert, als Sie ihren Charakter entwickelt haben? Wie viel Einfluss hatte Tim darauf?

Ich habe auf das Buch zurückgegriffen. Es gab da auch ein Zitat von Lewis Carroll, das sehr hilfreich war – und zwar, dass er sie als jemanden betrachtet, der von einer geballten Leidenschaft geplagt wird, dass sie einfach voll von Wut und Zorn ist. Egal was das Vergehen ist, ob groß oder klein, ihre Lösung für alles ist die Enthauptung. Tim sagte zu mir, ich solle mir MEINE LIEBE RABENMUTTER ansehen, es ist einer seiner Lieblingsfilme.  Und Bette Davis war erneut eine Inspiration für mich. So wie ihre Rolle als Baby Jane Hudson eine Inspiration für Mrs. Lovett in SWEENEY TODD war, so war ihr Porträt von Elizabeth I., zumindest in dessen ausgefallenen und karikierenden Art, eine Referenz für die Rote Königin.

Was passiert am Anfang des Films in Unterland?

Unterland, das von Alice bei ihrem ersten Besuch für Wunderland gehalten wird, unterliegt der Herrschaft der Roten Königin. Die Weiße Königin sollte eigentlich auf dem Thron sitzen, obwohl ich die ältere bin. Unsere Eltern haben mich aber einfach übergangen und meiner jüngeren Schwester die Krone gegeben. Jeder und alles ist in Aufruhr. Während die Gefolgsleute der Weißen Königin rebellieren, regiere ich einfach weiter – mit der einzigen Person an meiner Seite, die ich liebe, Stayne, dem Herzbuben, meiner rechten Hand.

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Wie sieht die Beziehung zwischen der Weißen und der Roten Königin aus?

Nicht gut, würde ich sagen. Jeder scheint sie zu mögen und ich kann das einfach nicht verstehen. Sie hat doch den kleinen Kopf. Ich schätze meine Eltern haben sie bevorzugt, wissen Sie. Sie mochten mich nicht und sie haben mir mit der Krone nicht vertraut – was wirklich ungerecht ist, weil ich doch die ältere bin. Und jeder liebt sie. Sie ist vermutlich in ihrem Palast mit all ihren Kräutern und leitet eine Kochshow und ich stecke fest. Ich bin wirklich unpopulär, niemand mag mich. Aber ich bin die Königin und als solche müssen sie mich auch behandeln.

Wer spielt den Verrückten Hutmacher? Was gefällt Ihnen an ihm?

Es ist keine Überraschung, dass Johnny den Verrückten Hutmacher spielt, der ein weiterer außergewöhnlicher Charakter ist. Nicht dass ich mich jemals selbst damit schmücken würde, dass ich auch nur annähernd so sei, wie Johnny Depp, aber in einigen Dingen sind wir uns ähnlich – wir wollen in unseren Rollen nie wie wir selbst aussehen. Wir nutzen jede einzelne Requisite und jede Verkleidung, die wir in die Hände kriegen können. Und Tim schält das alles heraus. Als ich also zum Set kam, dachte ich mir - oh Gott, er hat Linsen! Er sieht großartig aus und hat ein tolles Kostüm und er hat auch alle möglichen Akzente drauf! Ich bin mir sicher, dass Lewis Carroll die Figur für Johnny geschrieben hat. Er hatte die Vorahnung, dass Johnny Depp in 135 Jahren den Verrückten Hutmacher spielen würde. Es macht wirklich Spaß, wieder mit ihm zu arbeiten. Seine Entscheidungen sind immer brillant und er ist wirklich einfallsreich. Es steckt immer ein Überraschungsmoment in dem, was er sich einfallen lässt. Er hat eine wunderbare Vorstellungsgabe, wenn es daran geht einen Charakter zu entwickeln und er ist ein großartiger Komiker.

Was macht die Filme, die Tim und Johnny zusammen gemacht haben so hintergründig?

Ich glaube, dass die beiden in ihrem jeweiligen Gebiet ungeheuer talentiert sind. Es gibt da eine Unmenge an Vertrauen zwischen ihnen, und es sieht so aus, als würden sie das jeweils Beste aus dem anderen herausholen. Es herrscht da dieses einfühlsame Verständnis zwischen ihnen – sie haben denselben Geschmack und dieselbe abseitige Art von Humor. Und wir reden hier nicht von etwas hoch Intellektuellem, es ist wie der Humor eines achtjährigen Jungen. Sie lachen sich oft kaputt und sagen mir dann, über was sie lachen. Für mich mag es gar nicht so witzig sein, aber für sie ist es unglaublich komisch. Sie machen die ganze Zeit Party, für sie ist es also nie wirklich Arbeit. Sie haben auch großen Respekt voreinander, nachdem sie schon so oft zusammengearbeitet haben, und das gibt ihnen den Freiraum sich uneingeschränkt zu bewegen, aneinander zu wachsen und sich zu entwickeln. Als Künstler haben sie sich beide weiterentwickelt, denn sie haben mit dem jeweils anderen jemanden gefunden, der bereit ist, Risiken einzugehen. Johnny geht für Tim immer Risiken ein, denn er weiß, dass Tim ein großes Auffangnetz hat und ihn nie fallen lassen würde. Und Tim weiß, dass Johnny immer versteht, was er von ihm will und dass er als Schauspieler alles zu bieten hat, was ihm gefällt. Sie sind beide echte Originale und sie sind beide unglaublich kreativ und teilen einen fast parallelen Herangehensweise an die Dinge.

Was denken Sie über Mia Wasikowska?

Sie ist wunderbar. Mia war eine echte Entdeckung. Sie hat wirklich eine alte Seele, und das wirkt nicht aufgesetzt. Sie ist klug und so nett – und sie ist eine wirklich sehr gute Schauspielerin. Sie hat ihre Rolle auf eine sehr intelligente Art und Weise ausgefüllt. Sie steht an der Schwelle zwischen Mädchensein und Frausein, und ich wusste, dass es Tim recht wichtig war, jemanden zu finden, der beide Seiten bedienen konnte. Alice’ emotionaler  Zustand erklärt die ganze Geschichte und den ganzen Traum, der dahinter steckt.

Was denken Sie über Anne Hathaway?

Anne Hathaway ist die Weiße Königin und sie trägt ein wirklich schönes Kleid. Anne ist liebenswert. Wir haben uns gut amüsiert. Es wäre schön gewesen, mehr Szenen zusammen zu haben. Letztlich definieren wir uns und unsere Charaktere gegenseitig, weil wir wie Antipoden sind. Das tolle an Anne ist, dass sie einfach die gute und langweilige Weiße Königin hätte sein können, aber sie hat ihre eigenen verrückten Ideen in die Rolle eingebracht. Sie ist wirklich eine clevere Schauspielerin. Es hat Spaß gemacht Schwestern zu spielen, die sich hassen. Und sie sieht auch so wunderschön aus.

Was denken Sie über Crispin Clover, der Stayne, den Herzbuben, spielt?

Er ist urkomisch. Und er ist auch ein ganz großes Original. Mir ist nicht ganz klar, wie er seinen Charakter navigieren konnte, denn wir waren in einem völlig grünen Raum und er war auf Stelzen und er hatte nur ein Auge, weil das andere von einer Klappe verdeckt war. Und der Arme steckte in einem grünen Trikotanzug. Wissen Sie, wenn man in unserem Land grün trägt, dann wird man unsichtbar. Auf dem Monitor sieht man dann also nur diesen schwebenden Kopf, genau wie bei der Grinsekatze. Es war schon irgendwie verrückt, mit dieser Green-Screen Technologie zu arbeiten, die direkt als Unterland transformiert wird. Crispin also hat alle diese Dinge am Laufen und er ist sehr witzig.

Wie ist es denn vor einer Green-Screen zu schauspielern?

Ich durfte mit sehr vielen grünen Leuten spielen. Die ganzen Schauspieler, von denen man nie etwas sehen oder hören wird, sind die vergessenen Helden. Denn wir hatten eine ganze Legion von Akteuren in grünen Trikotanzügen, die für die anderen Schauspieler gelesen haben. Und sie waren brillant. Ohne sie hätten wir das nicht geschafft. Man braucht immer jemanden mit dem man interagieren kann, ansonsten starrt man nur auf Markierungen, Tennisbälle und andere Dinge. Alice verändert ständig ihre Größe und demnach ging es immer darum, hinauf- oder hinabzublicken. Eigentlich geht es bei der Schauspielerei immer nur um die Vorstellungskraft - man sollte es einfach Vorstellung statt Schauspielern nennen. Aber hierbei musste man einfach ein bisschen mehr Vorstellungskraft aktivieren, als sonst.

Wie hat der große Kopf ihr Schauspiel verändert?

Was ich nicht machen konnte, war mir mit den Händen ins Gesicht zu fassen, und das macht man öfter, als man denkt. Meine Hände wären sonst später zusammen mit meinem Kopf vergrößert worden. Aber das größte Problem war, dass ich mehr oder weniger täglich so gegen zehn Uhr meine Stimme verlor, weil die Rote Königin so viel schreit. ‚Herunter mit seinem Kopf! Herunter mit ihrem Kopf!’ Es ist wirklich anstrengend, ständig seine Fassung verlieren zu müssen.

War es mit dem Schminken schwierig?

Letztlich ist sie eine seltsame Comic-Ausgabe von Elisabeth I., also haben sie meine Augenbrauen verschwinden lassen und mir eine hohe Stirn verpasst. Ich hatte da so eine Plastikhaut, die sich von meinen Augenbrauen über meinen ganzen Kopf erstreckte. Und darauf hatte ich eine prächtige rote Perücke und darauf wiederum hatte ich eine prächtige Krone. Und ich hatte einen wunderschönen blauen Liedschatten, weil Tim denkt, dass blau irgendwie eine etwas kitschige Farbe ist. Sie ist keine geborene Königin. Sie ist jemand, der alles nur vorspielt, denn eigentlich sollte sie ja gar nicht die Königin sein. Daher der blaue Lidschatten und die gemalten Augenbrauen. Es steckt auch ein bisschen Toulouse Lautrec in der Figur. Johnny und ich haben mit der weißen Schminke beide auch clownhafte Züge. Meine Lippen sind perfekt, mit ihrer geschwungenen Form bilden sie ein kleines Herz. Es ist ein starker Look, aber es dauerte immer ungefähr drei Stunden ihn hinzubekommen. Man hat mir den Kopf verbunden und meine Haare eingewickelt. Dann wurde ich in einen Kokon gewickelt und konnte mich hinlegen und schlafen, während ich bemalt wurde. Als ich zwei Stunden später wieder aufwachte, war ich dieses wirklich unattraktive, glatzköpfige Alien. Dann wurde mir mein Schönheits-Makeup verpasst,  meine Augenbrauen, mein Liedschatten und meine schönen, langen Augenwimpern – diese Idee kam von mir – und meine Lippen wurden bemalt. Dann kam die Perücke und die Krone.

Beschreiben Sie doch ihre Kostüme und ihre Requisiten.

Ich trage eine Art elisabethanisches Kostüm, was insofern witzig ist, weil ich mich noch gut daran erinnern kann, Lady Jane Grey gespielt zu haben. Es war meine allererste Rolle. Und sie hatte ein elisabethanisches Kostüm an. Also habe ich mich nach 24 Jahren wieder in elisabethanische Form gebracht. Ich habe ein Zepter, das ich ständig mit mir herumtrage, nur um alle daran zu erinnern, dass ich die Königin bin. Und dann habe ich natürlich die Krone auf. Ich habe wundervolle, rosa Augengläser, mit denen ich Krocket spiele – das war meine Idee. Ich trinke immer nur mit einem Strohhalm, weil mein Mund so wahnsinnig zierlich ist. Ich habe immer viele Requisiten. Ich wollte eine Axt, aber Tim wollte das nicht. Zu eindeutig.

Was gefällt Ihnen an Tims Arbeit?

Es ist immer eine Überraschung zu sehen, was er sich ausgedacht hat. Er ist sehr verschlossen, wenn es um seine Kreativität geht. Er gibt nichts davon preis. Es gibt da diese abergläubische Stille um ihn herum und es laufen eine Menge unbewusster Dinge in ihm ab – er will über nichts reden, weil das seinen kreativen Prozess unterbrechen würde. Ich habe gelernt, ihm seinen Freiraum zu geben und ich stelle ihm keine Fragen. Die wichtigen Dinge lässt er mich dann schon wissen. Manchmal fühle ich mich ernsthaft privilegiert, wenn er nach meiner Meinung fragt und über die Dinge diskutieren will. Er hat eine unvorstellbar gute emotionale Einfühlungsgabe Menschen gegenüber und dafür, was passend ist und was noch benötigt wird. Sein Geschmack ist unfehlbar. Seine Beobachtungsgabe ist ebenfalls unfehlbar, genau wie sein Sinn für Humor. Er ist immer wahnsinnig originell.

Ist es schwer mit seiner besseren Hälfte zu arbeiten?

Mit seinem Lebensgefährten zu arbeiten, ist immer interessant. SWEENEY TODD war ziemlich stressig, es lastete da ein enormer Druck auf uns, und ich hatte noch nie zuvor gesungen. Und er hatte noch nie zuvor ein Musical gemacht. Aber bei ALICE war Tim sehr entspannt. Ich glaube als Menschen sind wir vielleicht gereift, oder auch nicht. Ich weiß es nicht. Aber es hat auf jeden Fall Spaß gemacht.

Wie bringen Sie ihre Familie in Einklang mit ihrer Arbeit?

In unserem Beruf wird es einem schon leichter gemacht, denn der Job den wir haben, ist im Prinzip ein kindlicher. Wir spielen immer nur etwas vor, wissen Sie? Also bin ich mit meinem Sohn Bill eigentlich auf dem gleichen Level. Tim befand sich sowieso schon immer auf diesem Level. Es ist nicht sehr schwer Bill zu erklären, warum ich nicht bei ihm sein kann. Es ist zugegebenermaßen harte Arbeit, aber das ist in Ordnung, weil es zeitlich begrenzt ist. Und natürlich muss man verständnisvolle Kinder haben.

Was war für Sie das Lohnenswerteste ein Teil dieses Films zu sein?

Mit Tim und Johnny zu arbeiten. Es macht immer Spaß mit ihnen zu arbeiten. Nein, es ist sogar ein Privileg. Und außerdem ist „Alice im Wunderland“ eines meiner absoluten Lieblingsbücher. Ich konnte ein Teil von Wunderland sein und durfte die Königin spielen. Und die Tatsache, dass auch wir eine Tochter haben, ist ein sehr glücklicher Umstand. Es ist erstaunlich. Was auch erstaunlich ist, ist die Tatsache, dass Tim vor gar nicht allzu langer Zeit dieses Haus gekauft hat – als Produktionsbüro. Es ist das Haus von Arthur Rackham, in dem er Anfang des 20. Jahrhunderts seine eigene Ausgabe von „Alice” illustrierte. Also ist es doch ein außerordentlicher Umstand, dass Tim Burton 100 Jahre später in demselben Haus eine neue Version von „Alice” erdenkt. Die Zeichnungen von Rackham sind eng mit Tims Bilderwelten verbunden. Rackham hat auch „Sleepy Hollow” illustriert. Es gab also eine Art kreative Verbindung quer durch die Zeit, es geschah etwas Seltsames und Wundervolles zugleich, und deshalb erscheint alles so passend. Und als Tim mich fragte, ob ich die Königin sein wollte, ging mir das wirklich sehr nahe und ich fühlte mich privilegiert, in dieser Position zu sein. Und es war eine großartige Rolle. Es gab da diesen urkomischen Moment, als ich das Drehbuch las und über meine Figurenbeschreibung stolperte. Da stand so etwas wie ‚Königin, klein, aber mit sehr großem Kopf’. Ich liebte es diese Rolle zu spielen und ich vermisse es Königin zu sein.



Special vom: 02.03.2010
Autor dieses Specials: Walt Disney Studios Motion Pictures, Germany
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Die Hauptcharaktere
Die weiteren Charaktere
Interview mit Anne Hathaway
Interview mit Tim Burton
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Die Comics
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