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Das große ZACK–Interview mit Peter Wiechmann
Peter Wiechmann (Jahrgang 1939) gehört zu den bekanntesten deutschen Comic-Machern. Außerdem hat Peter Wiechmann als Comic-Autor viele Erfolgsserien, darunter Andrax, Hombre und Capitan Terror kreiert. Über viele Jahre war er der „Schatten“ von Rolf Kauka. 1964 stieg er beim Kauka-Verlag ins Comic-Geschäft ein. Peter Wiechmanns Karriere bei Kauka verlief sehr erfolgreich: Ursprünglich als Redaktionsmitarbeiter verpflichtet, stieg er zum Redaktions- und Produktions-Direktor und später bis zum Geschäftsführer des Kauka-Verlages auf. 1976 übernahm er für kurze Zeit als Chefredakteur das Comic-Magazin Zack, das im Koralle-Verlag, einer Tochtergesellschaft des Axel-Springer-Verlags, erschien. Nach seiner Zack-Zeit gründete er das Comic Service Studio COMICON. Das verlagerte er bald nach Barcelona und produzierte von dort aus mit seinen Zeichnern 23 Jahre lang eigene und fremde Comic-Serien, Comic-Magazine, Werbung und Spiele. COMICON existiert und produziert unter der Leitung von Freund und Multitalent Christof Ruoss weiter. Nach dem Ende seiner Spanienzeit erfolgte Peter Wiechmanns Heimweg über die Pyrenäen nach Deutschland. Er lebt heute im bayrischen Pöcking am Starnberger See und bleibt den Comics aktiv treu.

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Zack: Blick zurück in alte Zeiten: Ende 1964 kamen Sie erstmals zum Kauka-Verlag. Können Sie sich noch an Ihr erstes Zusammentreffen mit Rolf Kauka und Ihren ersten Vertragsabschluss erinnern?

Peter Wiechmann: Nach endloser Bahn- und Straßenbahnfahrt war ich endlich im Schloss. Der Schlossherr saß in Schwarz in meinem späteren Office an meinem späteren Holztisch. Aufgeräumt beide: Rolf Kauka und der Tisch. Ich gestand ihm, das erste Eulenspiegel-Heft (Nr. 2) direkt nach dem Kauf wieder in eine neue Ausgabe von ZELT eingetauscht zu haben. Ausschlaggebend für die Einstellung war wohl meine Bundeswehrzeit als Journalist und meine langen Jahre als Häuptling eines Waldläufertrupps (Jugendbewegung). Die Fahrtgelderstattung wollte sich Rolf Kauka sparen, aber ich musste energisch darauf drängen. Wir wären sonst in Düsseldorf mit dem Haushaltsgeld nicht hingekommen. Unsere damalige ‚Wohnung’ befand sich zwar nur in zwei nebeneinander liegenden Garagen, aber 400.- DM mussten dafür im teuren Düsseldorf dennoch hingeblättert werden.

Zack: Welche Tätigkeit haben Sie als Redakteur bei Kauka übernommen? Welche Magazine erschienen zu dieser Zeit im Verlag?

P. W.: Der Vertrag weist mich zwar als Redakteur aus, aber für einen solchen gab es augenscheinlich keine Arbeit. Also beschaffte ich sie mir und klinkte mich bei Lupo ein. Kurze Zeit vor der Umstellung auf Lupo-modern war ich dann verantwortlich für das neue Heft und konnte mir auch zwei Mitarbeiter anheuern: Ulrich Prost und Rainer Staebe. Neben Lupo-modern gab es damals nur Fix & Foxi und dessen Extra-Editionen (Weihnachtssonderheft etc). Lupo-modern publizierte vorwiegend belgisch-französisches Lizenzmaterial wie Lucky Luke, Spirou, Asterix usw. Problematisch war die Eindeutschung der Fliegerserie Tanguy (bei uns Rolf & Micki), weil im Original echte Einsätze der französischen Luftwaffe vorgegeben wurden und wir mühsam und ohne besondere Vorkenntnisse Luftwaffen-Manöver daraus drechseln mussten. Keiner schaute uns dabei jedoch allzu kritisch auf die Finger.

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Berühmt-berüchtigt dagegen wurde nur die Eindeutschung von Asterix. Aber darüber wird ja unbeirrt alle Jahre wieder unreflektiert berichtet – spare ich mir also hier die Kommentare. Meine Schilderung der damaligen Vorgänge ist in der Kauka-Chronik nachzulesen (Sprechblase/Hethke Verlag).

Zack: Ende 1965 endete dann wegen einer nicht eingelösten, aber von Rolf Kauka zugesagten Gehaltserhöhung Ihre erste Tätigkeit für den Kauka-Verlag. Nach einer 2jährigen Unterbrechung erfolgte die Rückkehr ins Fix & Foxi-Schloss. Diese dauerte schließlich bis Ende 1974. Was waren Ihre wesentlichen Aufgabengebiete? Welche neuen Heftserien wurden konzipiert bzw. umgesetzt?

P. W.: Anfang 1968 begann die zweite Phase meines Engagements für den Kauka-Verlag und seine Publikationen. Ich fand Fix & Foxi und Bussi Bär und eine vor
sich hin dümpelnde Heftproduktion mit abgeschlossenen Albumgeschichten vor. Lupomodern und das Nachfolge-Produkt Tip-Top waren bereits Geschichte. Die bekannte Suche nach einer Aufgabe startete von neuem: Ich hatte wieder keine klar deklarierte Job-Beschreibung, kannte aber inzwischen die Spielregeln. Nach einer Anlaufzeit belieferte ich Fix & Foxi mit Serien: Zum Beispiel mit Tramp. Ich organisierte die Story-Produktion und baute, neben dem nur spärlich vorhandenen narrativen Kreativ-Potential, ein Autoren- und Zeichner-Netz auf. Außerdem baute ich die unterbesetzten Redaktionen aus und begann damit, neue Titel zu konzipieren und zu produzieren und in den Markt zu bringen: FF-Extra, Pepito, Primo, FF-Jahrbuch, Kauka-Comic, FF-Album, Tom & Biber u. v. a.

Diese Entfaltungsmöglichkeit war in erster Linie Rolf Kaukas Innovations-Elan (und seinen späteren Zielen) zu verdanken. Machbar wurde die Umsetzung meiner Ideen aber nur dank ausgezeichneter Mitarbeiter wie Gaby Schuster, Manfred Klinke, Peter Puls, Günter Ropertz und natürlich ‚Kosta’! Sie waren zu fast jeder dieser Hochphasen überbelastet, fanden aber dennoch Kraft und Initiative zu extremen Alpenexpeditionen und nächtlichem Druck von Kinderbüchern im Keller meines Mietshauses. (= Mit Bleibuchstaben gesetzte Texte, mehrfarbigen Linolschnitten, auf einem uralten ‚Boston’-Tiegel handgedruckt und dann handgebunden ... und schließlich erfolgreich handvertrieben.)

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Zack: Im Juli 1973 übernahmen die britischen und niederländischen Verlagshäuser IPC/VNU den Kauka-Verlag. Die Geschäftspolitik der neuen Herausgeber war nicht die des Peter Wiechmann. Bevor Sie Ende 1975 kündigten, gab es noch einige „interessante“ Monate mit Peter M. Tuijnman & Co. Was ist Ihnen aus dieser Phase Ihrer Kauka-Tätigkeit noch in Erinnerung geblieben?

P. W.: Chaos, dein Name ist Tuijnman! Seit dieser Zeit hasse ich das Arbeitsverhinderungs-Wort „Meeting”. Jeder und alle meeteten: In London, im Flugzeug, in Nizza, im Schloss, im Arabellahaus, in Amsterdam, auf diversen Flughäfen, im Urlaub. Und Rückkehrende von einem Meeting versammelten dann die Mitarbeiter zum Meeting, um die Ergebnisse des vorausgegangenen Meetings zu erörtern. Doch heute weiß ich: Peter Tuijnman war ein Getriebener vieler Herren in England, Holland und Deutschland und
schließlich ein Zerriebener zwischen allen Mühlsteinen.

Weiter im Interview geht es in Zack 129...


Special vom: 17.02.2010
Autor dieses Specials: Michael Hüster
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Editorial von Georg F.W. Tempel
Ritter Roland - Gesamtausgabe bei Cross Cult
Black Crow – Dichtung und Wahrheit.
John Eigrutel – einer der weltgrößten Filmproduzenten
Die Rückkehr des Andy Morgan
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