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Editorial von Georg F.W. Tempel
Liebe Leser,
das neue Jahr hat uns nicht nur eisige Temperaturen, Schnee, Verkehrschaos und Zugausfälle beschert, sondern auch die Verlagsvorschauen von so wichtigen Marktteilnehmern wie dem Carlsen Verlag, der Ehapa Comic Collection und dem Splitter-Verlag. Auf den ersten Blick sind es die üblichen Prospekte, die dem Händler das Programm Frühjahr/Sommer 2010 schmackhaft machen sollen. Bei näherem Hinschauen offenbaren sich aber doch gewaltige Unterschiede.

Beim Carlsen Verlag lässt sich im angestammten Albensegment wenig Neues vermelden: bekannte Serien wie XIII, Prinz Eisenherz oder Spirou & Fantasio werden fortgesetzt, Neuerscheinungen sind dagegen an einer Hand abzuzählen: Raj, Alpha und Bob Dylan. Parallel dazu baut Carlsen aber sein Graphic Novel-Segment und die Cartoons kräftig aus. Das ist eine klare Aussage: Carlsen versucht weiterhin, seine Comics für den Buchhandel attraktiv zu machen, da dort in Zukunft die (Umsatz-) Musik spielen wird.

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Georg F.W. Tempel auf der Buchmesse 2009, rechts Thomas Dräger

Die Ehapa Comic Collection setzt verstärkt auf Umsatzrenner wie Asterix und Disney, wo man die Zweit- und Drittverwertung weiter ausbaut, führt lobenswerterweise kontinuierlich seine Gesamtausgaben fort und reitet bei den All-In-Ones und Einzelalben einmal Hü und einmal Hott. Nach der Absage an das Fortsetzungskonzept und die Konzentration auf abgeschlossene Geschichten in einer Gesamtausgabe starten mit Miss Dominici, O’Boys und Die Korsaren der Alkibiades plötzlich wieder Serien. Hoffentlich werden diese alle zu Ende gebracht, bevor der ECC möglicherweise erneut die Luft ausgeht. Und hoffentlich folgen die Kunden dem neuen Kurs. Die Serien hätten es allesamt verdient.

Der Splitter-Verlag dagegen bleibt seinem Konzept „Gebt den Fans, was die Fans begehren“ treu. Nicht nur, dass alle begonnenen Reihen relativ flott und in gewohnt guter Aufmachung und Ausstattung fortgesetzt werden, mit den neuen Serien von Alessandro Jodorowsky (Der schreckliche Papst) und dem deutschen Comic-Urgestein Matthias Schultheiss (Reise mit Bill) haben sich die Dame und die zwei Herren echte Perlen ins Programm geholt. Allerdings muss die Frage gestellt werden, ob die Leser und Kunden auch weiterhin der doch sehr angestiegenen Produktion treu bleiben werden. Es bleibt also auch in 2010 spannend auf dem deutschen Comic-Markt, da die vielen Kleinverlage wie Salleck, Comicplus+, Schreiber & Leser etc ebenfalls tolle Comics veröffentlichen werden.

Über eine mangelnde Bandbreite und eine Unterversorgung sollte niemand mehr klagen. Die Auswahl an Comics unterschiedlichster Herkunft dürfte seit den späten 80er und frühen 90er Jahren des letzten Jahrtausends nicht mehr so groß gewesen sein. Genießen Sie die Vielfalt, solange sie anhält.

Ihr
Georg F.W. Tempel
Chefredaktion


Special vom: 23.01.2010
Autor dieses Specials: Georg F.W. Tempel
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Blue Space
Robert Platzgummer – Derbleck’n in Comicform
Mingamanga Leseprobe
Die Surrogates
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