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Asterix von A bis Z
Kann man dem Phänomen Asterix in sechsundzwanzig Stichworten gerecht werden? Zugegeben, ein schier unmögliches Unterfangen. Gleichwohl wird in den folgenden Erläuterungen versucht, einige der augenfälligsten Aspekte aus dem gallischen Universum auf diese unterhaltsame Weise darzustellen.

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A wie Asterix

An erster Stelle steht der Gallier selbst. Das ist ganz im Sinne von René Goscinny, der einst die Wortschöpfung seines Titelhelden damit begründet hat, dass eine Figur mit dem Anfangsbuchstaben „A“ den „unleugbaren Vorteil in der alphabetischen Aufstellung in einem späteren Comic-Lexikon mit sich bringt.“ Folgerichtig positioniert sich der pfiffige Gallier mit der Anspielung im Namen auf das sprachwissenschaftliche Zeichen Asteriskus (französisch: astérisque = Sternchen) auch in dieser Abhandlung ganz oben. Spitze ist Asterix, dessen Abenteuer ab dem 29. Oktober 1959 auf den Seiten von Pilote zu sehen sind, genauso in kommerzieller Hinsicht. Spätestens ab Herbst 1966 und mit dem Erscheinen von Astérix chez les Bretons / Asterix bei den Briten wuchs sich die Comicserie zum Phänomen aus. Die damalige Titelgeschichte im renommierten L´Express war ein erster von unzähligen weiteren Artikeln in der Presse, der diesen Triumph zu analysieren versuchte. 34 Alben - zu 24 hat Goscinny die Texte beigesteuert - und diverse Sonderpublikationen später ist allerdings noch immer nicht zwingend erklärt, warum sich Asterix bis heute weltweit an die 330 Millionen Mal verkauft hat.  Augenfällig ist nur, dass die gallische Dorfgemeinschaft ihre begeisterte Leserschaft in allen Altersgruppen und in unzähligen Sprachen und Dialekten gefunden hat, die sich an den intelligenten und mit viel Humor gestrickten Streichen aus der Spaß-Antike erfreuen können. Das ist nicht nur raffiniert inszenierte Literatur in Wort und Bild, so sieht
ein wahrer Klassiker aus.

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B wie Band 34
Wie immer in den letzten Jahrzehnten, wenn ein neues Asterix-Abenteuer in der Mache war, gilt auch für Band 34 höchste Geheimnisstufe. Außer den direkt mit der Herstellung des Comics beschäftigten Personen weiß niemand um den Inhalt des Albums, das den Arbeitstitel Le livre d‘or d‘Astérix trägt. Die Rede ist von einer Sammlung von Kurzgeschichten, einer Art „Goldenes Buch“, das sich als Hommage an die Sternstunden der Serie versteht. Damit sollen die Spekulationen aber auch schon beendet sein. Lassen wir uns einfach überraschen von Albert Uderzos Jubiläumsband zum 50. Geburtstag seines Helden, der zum Erstverkaufstag Donnerstag, 22. Oktober 2009 in den Handel kommt.

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C wie Comic
Was wir in Ermangelung eines besseren deutschen Wortes als Comic bezeichnen, dafür gebraucht die französische Sprache den Begriff bande dessinée (oder kurz BD), was für „gezeichnete Streifen“ steht. Vom großen Erfolg eines Asterix profitieren ab den 70er Jahren viele Comicserien französischen Ursprungs, die zu echten Exportschlagern in ganz Europa werden. Auch in Deutschland, wo speziell in den 50er, ja selbst noch in den 60er Jahren die Bilderhefte als „verdummend“ und „sittliche Gefahr für die Jugend“ angesehen wurden, ebnet der kleine Gallier einer differenzierteren Sicht den Weg. Keine Frage, Texter René Goscinny und Zeichner Albert Uderzo haben mit Asterix  hierzulande die Comics gesellschaftsfähig gemacht. Die berühmte pardon-Ausgabe vom April 1974 honoriert diese veränderte Sichtweise mit einer Titelgeschichte und schreibt über den Heroen: „Sein Boom hat entscheidend mitbewirkt, dass Comiclesen nicht mehr genierlich ist.“

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D wie Die spinnen, die Römer
Ob Gallier oder Römer, in einer Disziplin stehen sich beide Parteien in nichts nach: im Sprücheklopfen. Das lässt sich an unzähligen Beispielen belegen. Zwei gefällig? Methusalix: „Du kennst mich doch, ich hab nichts gegen Fremde. Einige meiner besten Freunde sind Fremde.“ General Strategus: „Sie sind alle so dumm, und ich bin ihr Chef! (Schluchz).“ Das vielleicht bekannteste Bonmot kommt freilich aus dem Mund des gewichtigen Hinkelsteinhändlers: „Die spinnen, die Römer!“, oder „Ils sont fous, ces Romains!“, wie Goscinny im Original textete. Fröhliche Urstände feiert der Obelix’sche Standardkommentar im Jahr 1962 in Astérix gladiateur / Asterix als Gladiator, als der Dorfbewohner unter dem Eindruck der antiken Metropole Rom gleich mehrmals dieses nüchterne Fazit zieht.

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E wie Ehapa
Am 14. Oktober 1967 präsentiert sich Asterix erstmals in dem von Ehapa publizierten Heft MV Comix, das in den nächsten zehn Jahren die Vorabdrucke aller gallischen Abenteuer bis inklusive Band 23: Obelix GmbH & Co. KG bringt. Parallel dazu gehen ab Jahresende 1968 beim damals noch in Stuttgart ansässigen Verlag die Asterix-Alben als Soft- und Hardcoverausgaben in Produktion. Heute, 41 Jahre später, ist die Kollektion auf 34 Bände angewachsen, die sich im deutschen Sprachraum weit über 100 Millionen Mal verkauft haben. Im Lauf der Zeit realisiert der mittlerweile unter Egmont Ehapa firmierende Branchenriese mit zentralem Sitz in Berlin zudem eine lateinische Fassung der Asterix-Geschichten, eine Asterix-Werkausgabe, ausgewählte Abenteuer in Mundart-Fassungen, eine Asterix-Gesamtausgabe sowie die Ultimative Edition im Großformat. In Sammlerkreisen ist und bleibt das begehrteste Stück die Erstausgabe von Asterix der Gallier. Obwohl der ehemals 2,50 Mark teure Band eine Startauflage von 50.000 Exemplaren hatte, ist er in sehr gutem Zustand eher selten zu finden und wird im Comic Preiskatalog 2009 mit einem Wert von 500,- Euro taxiert.

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F wie Felix, qui potuit rerum cognocere
„Glücklich, wer den Dingen auf den Grund sehen kann!“ heißt es frei nach dem römischen Dichter Vergil in Asterix auf Korsika. Lateinische Sprüche - der hier kommt einmal mehr aus dem Mund des Piraten Dreibein - gehören zu Asterix wie das Salz in die Suppe. Aber woher nahm Goscinny diesen Zitatenschatz? Aus dem Petit Larousse, einem gewichtigen Lexikon, das in Frankreich Jahr für Jahr in aktualisierter Form neu aufgelegt wird, und in dessen Mittelteil, den sogenannten rosa Seiten, sich traditionell eine Sammlung lateinischer Sentenzen findet. Die Redaktion des populären Nachschlagewerks dankte es dem prominenten Benutzer damit, dass sie ihn 1998 in ihren 2 000- Seiten-Wälzer aufgenommen hat. Unter „Goscinny (René)“ liest man: „Französischer Comiczeichner und -texter. Mit meisterhaften humoristischen Szenarios für *Lucky Luke (seit 1955), Der kleine Nick (1956, Zeichnungen: Sempé), *Asterix hat er die Comics tiefgreifend erneuert.“

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G wie Goscinny
René Goscinny kommt am 14. August 1926 in Paris zur Welt. Als er zwei Jahre alt ist, zieht seine Familie nach Argentinien, wo er in Buenos Aires die nächsten siebzehn Jahre seines Lebens verbringt. Ab 1945/46 pendelt er von Berufs wegen zwischen den Metropolen New York (wo er unter anderem Morris, den geistigen Vater von Lucky Luke, kennenlernt) und Paris. Erste Erfahrungen als Zeichner lässt er schnell zu Gunsten des Schreibens fallen. Legendär ist seine Aussage „Als ich gehört habe: ,Was für eine Arbeit ... Szenarist? Aber das schafft doch jeder dahergelaufene Blödmann!‘ wurde mir klar, dass ich meinen Weg gefunden hatte!“ Diese Zielsetzung nimmt vollends Gestalt an, als er im Jahr 1951 Albert Uderzo begegnet. „Von da an gab es für mich keine Langeweile mehr“ notiert Goscinny im Rückblick. Tatsächlich kreiert er fortan unzählige Serien, die seinen Ruf als bester europäischer Autor von humoristischen Comics etablieren. Mit seinem frühen Tod im Alter von 51 Jahren am 5. November 1977 verliert die Comicszene einen Mann, an dem sein Freund, der Filmexperte Pierre Tchernia besonders schätzte, dass dessen „menschliche Qualitäten so groß waren wie sein Talent als Texter“. Treffend charakterisiert ihn auch die französische Zeitung Le Monde in ihrer Ausgabe vom 8. November. Da heißt es: „René Goscinny war für die Comics das, was der Eiffelturm für Paris ist, was Balzac für den französischen Roman ist, in anderen Worten, was Obelix für Asterix ist“. Seinen Lesern bleibt René Goscinny in fester Erinnerung dank der von ihm verfassten Geschichten, deren beste zu Klassikern des 20. Jahrhunderts geworden sind. Mit seinem Name verbindet sich zudem ein Preis, den seine 1994 verstorbene Frau Gilberte im Jahr 1988 angeregt hat. Zum Jahreswechsel 2008/09 wird der mit 5.000,- Euro dotierte „Prix René Goscinny“ für das beste Szenario eines jungen Autors bereits zum sechzehnten Mal verliehen - mittlerweile durch die Tochter Anne Goscinny und zuletzt an Chloé Cruchaudet für ihr Album Groenland Manhattan, das bei Delcourt erschienen ist.

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Horst Berner, Jahrgang 1953. Nach Kunst- und Grafikstudium begründet er das Atelier COMIC TEXT GRAFIK, in dem Serviceleistungen rund um die Comics erbracht werden. Nach ASTERIX, LUCKY LUKE und ISNOGUD bearbeitet er zurzeit mit TANGUY UND LAVERDURE die vierte Gesamtausgabe für die Ehapa Comic Collection. Berner ist Publizist zahlreicher Beiträge zum Thema Comics sowie Autor des Buches DAS GROSSE ASTERIX-LEXIKON und der Broschüre DONALD DUCK: DIE SONDERHEFTE 1-50. Als Übersetzer wirkt er unter anderem für die frankobelgischen Serien BLUEBERRY, BOUNCER, BOULE & BILL, EL NIÑO, EMPIRE USA und MICHEL VAILLANT.

Die Buchstaben H bis Z finden sich in Zack 124...


Special vom: 16.09.2009
Autor dieses Specials: Horst Berner
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