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Mecki: Von den Einseitern zum großen Abenteuer
Reinhold Escher zeichnete die frühen MECKI-Seiten sehr plastisch und detailreich. Oftmals deutete er in einem Bild mehrere kleine Geschichten an, die sich der Betrachter in seinem Kopf selber zusammenreimen konnte. In seinen lebendigen Zeichnungen, verstand es Escher von Anfang an, tierische und menschliche Gestalten so auf einander abzustimmen, dass sie in seiner Welt wie selbstverständlich miteiander agieren konnten.

Die ersten 39 Abenteuer von MECKI waren Einseiter und verteilen sich über drei Jahre (1951–1953). Erst mit der Geschichte „Die große Nummer“ (43/53–52/54) erschien ME-CKI in jeder Ausgabe und es kehrte ein inhaltlicher Zusammenhang zwischen den Seiten ein. Dieses sehr komische Abenteuer, das in einer Zirkuskulisse spielt und sich keineswegs nur an Kinder wendet, bot Escher ausreichend Möglichkeiten, um seine skurrile Tierwelt in allen Facetten zu zeigen. Ab der „Großen Nummer“ erschienen die MECKI-Seiten in der für die Serie typischen Aufteilung, mit dem Text unter dem dazugehörigen Bild, was Eschers Erzählweise besser entsprach, als das bisherige Konzept, bei dem ins Bild integrierte Sprechtexte verwendet wurden.

mecki

Das Prinzip der Fortsetzungsgeschichte erwies sich als erfolgreich. Der Comic wurde nun stärker auf eine kindliche Zielgruppe zugeschnitten. Mecki führte seine großen und kleinen Freunde nun mehr in exotische Länder oder er wanderte durch die zauberhafte Welt des Märchens.

Über einen längeren Zeitraum hinweg erschienen die HÖRZU-Titelbilder gelegentlich bereits in Farbe. Wenn Geld für einige Farbseiten vorhanden war, war stets auch MECKI davon betroffen. Doch das konnte man nicht wissen., war es doch davon abhängig, ob genügend Werbeanzeigen hereinkamen, wie Eschers Tochter Regine Mosimann berichtet. Deshalb legte ihr Vater über einen Zeitraum von zwei Jahren MECKI bereits in Farbe an, obwohl die Seiten dann sehr oft doch nur in Sepia erscheinen konnten. Ab 1958 wurde MECKI ausschließlich in Farbe gedruckt. – Das Format in dem Escher zeichnete war in etwa A2. Ein Blatt setzte sich aus zwei Hälften in A3 zusammen, die Escher vor der Abgabe zusammenklebte..

Bei der Entstehung der Episoden war Eschers Frau Grete ganz entscheidend beteiligt. Frau Mosimann erinnert sich: „Mein Vater war nicht so ein großer Freund der Mecki-Figur, die mit ihrem gradlinigen Charakter für die Geschichten nicht so viel hergab. Ihm lagen mehr der cholerische Charly Pinguin und der müde Schrat, mit denen sich spannungsreiche Storys ersinnen ließen. Dies geschah in Gemeinschaftsarbeit mit meiner Mutter Grete. Sie hat von Anfang an die Texte geschrieben und mit meinem Vater zusammen die Geschichten ersonnen. Für uns Kinder hieß es dann immer: ‚Ruhig, die Eltern brüten‘. Vorher gab es jedoch viel für die MECKI-Geschichten zu recherchieren, z.B. wenn es um die Maya ging, die Handlung in Bhutan oder Ägypten spielte. Für jede neue Serie bedurfte es sorgfältiger Vorbereitung, denn die Leser waren sehr kritisch und meldeten sich sofort bei inkorrekten Darstellungen. Meine Mutter brachte stapelweise Bildbände aus der Bücherei nach Hause und mein Vater machte umfangreiche Skizzen zu Land und Leuten, bevor es ans Geschichtenmachen ging. Es war eine aufwendige Arbeit, denn es gab ja noch kein Internet, auch keinen Kopierer oder Scanner. Ich selbst hatte für Vaters Geschichten einmal plastische Modelle für Seemannsknoten angefertigt, damit für die Fans von der Waterkant alles stimmte.“

Frau Mosimann weiter: „Die fertigen MECKI-Seiten wurden dann persönlich mit der S-Bahn zu HÖRZU gebracht. Mein Vater hatte nie einen Führerschein. Genauso wenig wie seine Grafiker-Freunde. Es war unter ihnen Ehrensache, nicht Auto zu fahren. Wer zu Hause am Zeichentisch arbeitet, hat keinen Grund, die Umwelt zu verpesten. Im Alter genoss er es dann aber sehr, wenn er von meiner Mutter oder mir in der Schweiz ein wenig herumgefahren wurde. Denn die arbeitsbedingten Rückenbeschwerden erlaubten es ihm nicht, die wunderschöne Hügellandschaft zu Fuß zu erkunden.“

Zu Reinhold Eschers Stärken gehörte die Entwicklung des MECKI-Kosmos´. Sehr gerne führte er immer wieder neue bleibende Figuren in seine Geschichten ein: zunächst Charly Pinguin, dann den Schrat, die sieben Goldhamster, den Raben Poppo, die Krähe Dora und schließlich die von Charly ach so geliebte Pinguindame Chilly. Mit dem immer müden Schrat war Escher erneut ein Volltreffer gelungen, denn auch diese Figur eignet sich mit ihrem Verlangen nach Bequemlichkeit gut als Identifikationsfigur für den Leser. Ganz dem Frauenbild der 50er Jahre entspricht Meckis Frau Micki, die Escher aus dem Diehl-Film von 1939 übernommen hatte. In einem Interview von 1980 berichtete Reinhold Escher: „In Charly, wie auch in den Schrat habe ich sehr viel von mir selbst hineinarbeiten können. Im Unterschied zu Mecki waren die beiden meine eigenen Schöpfungen, und das mag wohl dazu beigetragen haben, dass ich zu ihnen eine besondere Beziehung entwickelte.“ Eschers Tochter Regine schwärmt noch heute davon, wie stark sie ihren an sich stets heiter gestimmten Vater in der grimmigen Mimik von Charly wiederfand oder vom Schrat, wenn ihn die Müdigkeit überfiel.

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Special vom: 13.09.2009
Autor dieses Specials: Werner Fleischer und Gerhard Förster
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Die Fliegerserie Tanguy und Laverdure
Mit Schirm, Charme und Melone
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