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Es war einmal in Frankreich 2
"Ich fühle mich mehr wie ein Manager der Akteure als ein Zeichner."

Mit einer ersten Auflage von Band 2 von 35.000 Exemplaren ist „Es war einmal in Frankreich“ momentan eine der vielversprechendsten Serien bei Glénat. Die Biographie von Joseph Joanovici lässt die Autoren Fabien Nury und Sylvain Vallée auf einige dunkle Stunden der französischen Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts blicken. Mit Leidenschaft für Film und Comic findet Sylvain Vallée, 36 Jahre alt, einen Stil aus der Kreuzung von Realismus und Karikatur, der viel über Leben und Gefühle erzählt. Begegnung mit einem der aufstrebendsten Talente des realistischen Comic ...

Haben Sie schon das komplette Szenario der Serie „Es war einmal in Frankreich“?

Bevor ich begann, habe ich über Laurent Muller [ehemaliger Lektor bei Glénat, Anm. d. Red.] einen umfassenden Plan für die Serie der gesamten Geschichte von Joseph Joanovici, geschrieben von Fabien Nury, bekommen. Ich entdecke dann von Szene zu Szene jeden Band.

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Kannten Sie den Helden dieser Geschichte, bevor Sie ihn zeichneten?

Ich entdeckte diese Figur bei der Lektüre des Szenarios. Ich dachte, dass es nicht sehr romantisch ist. Ich habe dann recherchiert und bemerkt, dass praktisch alles im Szenario wahr war. Eine solche Figur, so reich und interessant, ist eine seltene Perle für Autoren von Fiktion! Ich war interessiert an dieser neuen Vision dieser Zeit der Geschichte, weg von den stereotypen französischen Bilderbögen, die der Staat nach dem Ende des Krieges aufgelegt hat. Diese Figur gibt eine neue Perspektive auf die Geschichte, die man uns seit Jahrzehnten lehren wollte. Diese Zeit war gar nicht so schwarz-weiß. Ich mochte diese didaktische Erzählung von Fabien: Eine Realität zeigen, vielleicht zynisch, aber wahrhaftig. Ich hatte Lust diese Epoche zu zeichnen, die seit langem zu einem Teil meiner Gedankenwelt wurde.

Was ist Ihre Meinung zu dieser heftig umstrittenen Persönlichkeit?

Als ich das Szenario gelesen habe, betrachtete ich es als Leser. Ich entdeckte die Elemente im Laufe der Zeit und bildete mir eine Meinung, wenn ich genügend Anhaltspunkte hatte. Ich habe die Meinung eines Beobachters. Es ist unmöglich, sich eine festgelegte Meinung auf einen zweideutigen Charakter zu bilden. An einem Tag ist er ein Bastard, an einem anderem Tag ein Held. Deshalb begebe ich mich in die Rolle des Lesers und entdecke ihn im Laufe der Handlung, um festzustellen, ob er wirklich schuldig ist oder aus anderen Gründen tat, was er getan hat. Ich denke, es ist eine zutiefst menschliche Figur. Seine Mehrdeutigkeit trägt diese Serie, sonst hat man immer nur Archetypen mit humanistischem Charakter. Ich bevorzuge diese Distanzierung. Ich lese auch noch Bücher über ihn, was mich aber auch nicht eindeutig zu einer Meinung führt. Wer kann es sich leisten, einen solchen Charakter zu beurteilen?

Wir erzählen Tatsachen, Fakten, um zu versuchen, so weit wie möglich objektiv zu bleiben. Natürlich ist es leicht romantisch, aber das alles auf einer realen Basis. Diese nachweisbare Realität wird dann mit einem Schuss Fiktion veredelt.

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Band 2 findet mitten in der Besatzung statt ...

Der Schlüssel zum Schicksal Joanovicis fällt in der Tat in diese Periode, in der er gezwungen wurde, Entscheidungen zu treffen, die nicht immer moralisch sind. In Band 1 sieht man seine Fortschritte, wie er sehr reich wird mit manchmal sehr brutalen Mitteln, aber er ist noch nicht konfrontiert mit seinemStatus als Jude. Doch es gibt auch Personen, die schlechter sind als er. Sein Erfolg versinkt immer mehr in einer gewissen Dunkelheit. Sein Status als Jude treibt ihn dazu, auch seine Familie, seine Haut und seine Umgebung zu retten.

In dieser Folge kollaboriert Joanovici mit den Besatzern. Später wird er Teil des Widerstands ...

Er arbeitete bereits wirtschaftlich mit den Deutschen vor dem Krieg zusammen. Er lieferte bereits Metalle an die Wehrmacht. Daraus entsteht ein großer Teil seines Vermögens. Während des Krieges führt sein Status als Jude teilweise dazu, Wege zu finden - auch extreme - seine Haut zu retten ... Ohne seine Handlungen zu entehren hat Joseph im Hinblick auf sein Schicksal einen Status als reicher Mann, als nützlicher Mann und als nützlicher Jude für die Besatzer. Der Widerstand kommt in den nächsten Band. Wie viele kam Joseph zum Widerstand, als der Wind sich zu drehen begann. Das wird man in den folgenden Alben sehen. Die Thematik des zweiten Bandes ist die des Monsieur Klein, die Figur der Mechanik strafender Nazis. Dort wird versucht, Wege zu finden, angesichts dieser überwältigenden Maschinerie der Denun ziation, Lager usw. zu bestehen. Das Album beginnt im Jahr 1940 und Joseph versucht zu fliehen, um wieder nach La Rochelle zu gelangen und sich in die USA einzuschiffen. Das Thema dieses Album ist wirklich, wie Joseph versucht seine Haut zu retten.

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Das Gespräch führte Manuel F. Picaud im September 2008 in Paris
© Manuel F. Picaud / Auracan.com
Übersetzung: Mark O. Fischer


Special vom: 14.08.2009
Autor dieses Specials: Mosaik Steinchen für Steinchen
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Largo Winch - Der Film
Tobi Dahmen
Der ICOM-Mann: Im Gespräch mit Burkhard Ihme
Die weiteren Serien in Zack 123
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