Optionen und weiterführende Links



In der Datenbank befinden sich derzeit 477 Specials. Alle Specials anzeigen...

Interview mit Claus D. Scholz
Der aus Wolfsburg stammende Claus D. Scholz (Jahrgang 1949) träumte schon als Jugendlicher davon, Filmregisseur oder Comic-Zeichner zu werden. Aus dem ersten Berufswunsch wurde nichts, den zweiten konnte er dagegen erfolgreich umsetzen. Heute gehört er zu den etablierten Künstlern des europäischen Comics. Nach einem abwechslungsreichen beruflichen Werdegang führt ihn sein Weg 1972 nach Antwerpen, wo er persönlich bei Willy Vandersteen vorstellig wurde, um seinen Comic-Traum in dessen Studio zu verwirklichen.

Vandersteen hatte zwar gerade keinen Job frei, dafür wurde Scholz von Silberpfeil-Legende Frank Sels verpflichtet, für den er von 1972 bis 1979 an fast 200 Silberpfeil-Geschichten gearbeitet hat. Von 1983 bis 1984 wurde Scholz vom Studio Vandersteen für die Arbeiten an der Serie BESSY engagiert.

68_71_Interv_Scholz0001

In seiner inzwischen über 35jährigen Tätigkeit arbeitete er außerdem für verschiedene Zeitschriften und Verlage wie KUIFJE, ROBBEDOES, BASTEI, CONDOR und den STANDAARD Verlag. Seit Oktober 2004 ist er der Zeichner der erfolgreichen, von Willy Vandersteen kreierten Serie DER ROTE RITTER, dessen neue Abenteuer von Martin Lodewijk geschrieben werden. Claus D. Scholz wohnt und arbeitet im belgischen Antwerpen. Das Interview mit dem Zeichner, in dem dieser sehr ausführlich u. a. über seinen beruflichen Werdegang und seine Comic-Arbeiten berichtet, führte Michael Hüster im Juni 2008.

Back to the roots: als Wolfsburger Kind müssten Sie eigentlich Volkswagen bauen!

Claus D. Scholz: Ich wollte nie in der Autofabrik arbeiten. Mein Vater und seine zwei Brüder arbeiteten bereits dort. Ich war mir bewusst, dass die Arbeit dort je nach Tätigkeit schwer und eintönig sein kann. Ich interessierte mich für den Film und Comics und wollte lieber etwas in der Richtung versuchen. Nur ich wusste nicht wie!

Vor Ihrem Leben als Comic-Zeichner gab es noch eine Zeit als Schaufensterdekorateur. Wie kam es dazu?

Claus D. Scholz: Im letzten Schuljahr musste ich mich für etwas entscheiden. Der Berufsberater kam zur Schule und fragte mich, was ich werden wollte. Ich sagte ihm, dass ich gerne Filmposter malen würde. Er entgegnete darauf, dass ich dann auf der Werkkunstschule studieren müsste. Voraussetzung wäre jedoch, dass ich zunächst einmal einen Beruf wie Drucker oder Schaufensterdekorateur erlernen müsste. Ich kannte beide Berufe nicht und entschied mich für den letzteren. Aber ich fand schnell heraus, dass das nicht der richtige Job für mich war. Ich habe die Lehre dann auch nach zweieinhalb Jahren abgebrochen.

Wann entstand die Idee, etwas völlig anderes zu machen?

Claus D. Scholz: Schon wenige Monate nach Beginn der Lehre.

Haben Sie schon als Kind bzw. Jugendlicher davon geträumt, Comics zu zeichnen?

Claus D. Scholz: Eigentlich schon. Als ich noch auf der Schule war, habe ich bereits dauernd gezeichnet. Natürlich war der Zeichenlehrer nicht begeistert von meinen Zeichnungen. Damals galten Comics als absoluter Schund. Das war Anfang der sechziger Jahre. Reinstes Mittelalter!

Haben Sie in Ihrer Jugend Comics gelesen? Wenn ja, welche?

Claus D. Scholz: Als Kind habe ich Micky Maus gelesen. Später kamen andere Comics, die man damals bekommen konnte, hinzu. Dazu zählten z. B. Akim, Sigurd, Nick, Tarzan und Korak. Da ich mich auch sehr für Film- und TV-Serien interessierte, kaufte ich von meinem Taschengeld die entsprechenden Film- und TV-Comics. Anfang der sechziger Jahre gab es von vielen US-TV-Serien Comicversionen. Einige der Hefte habe ich heute noch. Andere Comics aus der Zeit waren Fix & Foxi, Der heitere Fridolin und Mickyvision.

Gab es bereits „Frühwerke“ in Ihrer Jugend?

Claus D. Scholz: Die ersten Comics, die ich selbst zeichnete (in meinen Schulheften), entstanden nach Filmen, die ich im Kino gesehen hatte. Ich glaube mich zu erinnern, dass ich den ersten Comic nach dem Film „Die Unerbittlichen“, einem Western mit Audie Murphy, gezeichnet habe. 1965 sah ich den Beatles-Film „Help“ und habe auch davon einen Comic gemacht. Allerdings nur von der Hälfte der Handlung. Danach habe ich diese Filmcomics beendet. Ich wollte lieber etwas eigenes Neues machen.

Wann sind Sie dann zum „richtigen“ Zeichnen gekommen?

Claus D. Scholz: Professionell habe ich mit dem Zeichnen erst angefangen, als ich nach Belgien gekommen war. Davor war das alles nur im Hobbybereich. Ich musste das Comic-Zeichnen erst richtig erlernen. Dazu hatte ich in Deutschland keine Gelegenheit, und es gab auch niemanden, der mir weiterhelfen konnte.

68_71_Interv_Scholz0004

Gab es auch Versuche von Ihnen, in die deutsche Comic-Szene einzusteigen?

Claus D. Scholz: Ich habe wie viele andere junge Menschen meine Zeichnungen an den einen oder anderen Verlag geschickt, aber meist bekam ich keine Antwort oder diese war negativ.

Durch welche Verbindungen sind Sie dann zum Comic gekommen?

Claus D. Scholz: Ich musste natürlich von etwas leben und zog herum. Zwei Jahre wohnte ich in Heidelberg. Dann arbeitete ich vier Monate in Göteborg bei Volvo. Ende 1971 war ich in Karlsruhe und arbeitete als Dekorateur bei Hertie. Dort arbeitete auch eine Frau aus Belgien. Als ich ihr erzählte, dass ich gerne Comics zeichnete, erzählte sie mir, dass ihre Freundin beim Studio Vandersteen gearbeitet hatte. Ich fand das sehr interessant. In einem Studio als Zeichner zu arbeiten, dass musste ich auch versuchen.

So fuhr ich nach Antwerpen und besuchte Willy Vandersteen. Aber er brauchte gerade niemanden. Was sollte ich nun machen? Ich ging zum Arbeitsamt und bekam eine Adresse von einem Reklamebüro. Die Kontaktperson dort kannte Frank Sels und gab mir dessen Telefonnummer. Sels gab mir die Chance, auf die ich schon so lange gewartet hatte. Ich arbeitete für ihn von 1972 bis 1979.

68_71_Interv_Scholz0018

Stichwort Frank Sels: Woran haben Sie für Sels gearbeitet, was war ihre Aufgabe und wie lange dauerte die Zusammenarbeit mit Sels?


Claus D. Scholz: Die Zeit bei Sels war vor allem stressig. Der Anfang war träge, weil ich erst einmal schnell lernen musste, wie man Comics macht. Gleichzeitig musste ich lernen, schnell zu zeichnen, um davon leben zu können. In den ersten zwei Jahren habe ich nur wenig verdient und wurde von meinen Eltern unterstützt. Am Anfang bekam ich etwa 20 Ð pro Seite. An einige Kollegen kann ich mich noch erinnern. Zu einem dieser Kollegen besteht noch Kontakt. Die meisten, die sich damals an SILBERPFEIL versucht haben, arbeiten nicht mehr als Comiczeichner. Wir waren damals nur drei Hauptzeichner, die jede Woche eine Geschichte mit 28 Seiten produzierten. Daneben gab es noch einige Leute, die mithalfen. Ich habe in den 7,5 Jahren an fast 200 Silberpfeil-Geschichten gearbeitet.

Dann folgten Kurzgeschichten für KUIFJE. Was waren das für Geschichten?

Claus D. Scholz: Ich wusste natürlich, dass ich Silberpfeil nicht für immer zeichnen konnte oder wollte. Also bin ich hin und wieder mit meinem eigenen Material bei Verlagen
vorstellig geworden. Ich habe die bekannten Verlage in Belgien wie Dupuis und Lombard besucht. Bei Lombard erschien das Magazin KUIFJE, die niederländische Ausgabe von TINTIN. Die Redakteurin dort wollte mir eine Chance geben und ich durfte zwei Geschichten der Serie „Wahre Geschichten“ zeichnen. Das Szenario war in Französisch
geschrieben, was mich aufgrund meiner nur geringen Sprachkenntnisse ein wenig in Verlegenheit brachte. Beide Geschichten hatten mit dem Filmbusiness zu tun. Das waren die ersten Geschichten, die unter meinem Namen erschienen.

Welcher Art war ihre Tätigkeit an den Western-Serien Flammender Speer, Lasso und Chick-Bill?

Claus D. Scholz: Nachdem ich nicht mehr für Frank Sels arbeitete, habe ich mich natürlich nach Arbeit umgesehen und mit dem Bastei-Verlag Kontakt aufgenommen. Es gab zwar keine laufende Serie, an der ich hätte arbeiten können, aber der Verlag konnte Illustrationen für ein Western-Lexikon gebrauchen. Meine Arbeit an FLAMMENDER SPEER und LASSO beschränkte sich dann auch auf diese Illustrationen. Für „Chick Bill“ habe ich für die hintere Umschlagsseite Western-Witze geschrieben und gezeichnet.

Es folgte eine zehnjährige Zusammenarbeit mit dem Condor-Verlag (Marvel etc.). Können Sie Ihre Arbeiten für Condor kurz schildern? Haben Sie von Belgien aus gearbeitet?

Claus D. Scholz: Wie der Kontakt zu Condor und Wolfgang Biehler zustande kam, weiß ich nicht mehr. Wahrscheinlich habe ich Material an Condor gesandt. Wie dem auch sei, ich konnte für Condor arbeiten. Erst waren es Beiträge für Satire-Zeitschriften wie KAPUTT und STUPID. Außerdem durfte ich selbst ein Taschenbuch mit TVund Filmsatiren machen und die Umschlagsseiten für die deutschen Marvel Comics Ausgaben fertigen. Ich habe immer von Belgien aus gearbeitet. Mit Wolfgang Biehler hatte ich nur per Post und Telefon Kontakt.

Das Interview geht in Zack 122 weiter...


Special vom: 06.08.2009
Autor dieses Specials: Mosaik Steinchen für Steinchen / Michael Hüster
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Damocles
Die weiteren Serien in Zack 122
Zurück zur Hauptseite des Specials


?>