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Interview mit Franz Zumstein
04_07_Interv_Zumsteinx0030Wir haben die Gelegenheit rund um die Diskussion zu „Der Stern von Afrika“ zum Anlass genommen, ein Interview mit dem Autor und Zeichner Franz Zumstein zu führen. Das Interview führte Bernd Glasstetter.

Splashcomics: Dein Comic hat eine sehr lebhafte Diskussion ausgelöst. Wie sehr bist Du davon überrascht worden?

Franz Zumstein:  Ich hatte damit gerechnet, dass man sich mit dem Comic an sich und den Zeichnungen auseinandersetzt. Ich ärgerte mich über die Schreibfehler, die mir durch die Lappen gegangen waren und über dies und das in der Kolorierung. Von der jetzigen Diskussion wurde ich überrascht.
Die Luftfahrtgeschichte des zweiten Weltkrieges lernte ich schon früh über die Bücher des französischen Fliegerasses Pierre Clostermann kennen. In seinen Erinnerungen "Die grosse Arena"beschreibt er eindringlich seine Gefühle als Kampfpilot.
In seinem zweiten Buch "Brennender Himmel" erzählt er in mehreren Episoden Erlebnisse von Piloten von verschiedenen Kriegsparteien. Franzosen, Amerikaner, Japaner, Engländer, Deutsche etc. Dies im Jahre 1955, zehn Jahre nach dem Krieg ohne Hass.
Heute, sechzig Jahre danach pilgern Zehntausende an Flugshows mit Warbirds, wöchentlich kommen in vielen Ländern der Welt Magazine über Luftkriegsgeschichte heraus, jeden Monat eine neue Biographie eines Kampffliegers. Filme, Nachbauten der Originalflugzeuge, Modellbausätze, Comics, Kalender, Videospiele, Aufnäher, Poster, Internetseiten etc. etc. zum Thema haben Hochkonjunktur.
Einen Teil der Aufregung habe ich vielleicht selber mit der Titelwahl verursacht. Die Hauptfigur der Geschichte, Ali ein junger Mann aus Libyen, wird selbst zu einer Art "Stern von Afrika". Dieser Gedankengang ist etwas kompliziert. Wenn man nun das Interview in Zack nicht genau durchgelesen hat, könnte man meinen, ich würde das Leben von Marseille erzählen.

Splashcomics: Wie weit hast Du die Diskussion im Zack-Forum verfolgt und was ist Dir dort besonders im Gedächtnis geblieben?

Franz Zumstein: Bisher noch gar nicht, schon die wenigen längeren Artikel zur Vorveröffentlichung, die ich las, waren wiedersprüchlich. Alles was ich gesagt oder nicht gesagt habe, wurde von jedem Schreiber wieder anders aufgefasst. Trotzdem danke ich all jenen, die auf den Foren anderen Plattformen für mehr Sachlichkeit einstehen, für ihre Stimme.

Splashcomics: Dir wurde in dem Bericht auf Spiegel Online vorgeworfen, dass „von Ansätzen zur Differenzierung […] auch in Zumsteins Comic wenig zu spüren“ sei. Wie sehr treffen Dich diese Äußerungen? Wie sehr entsprechen sie überhaupt der Wahrheit?

Franz Zumstein: Die Äusserungen kommen etwas früh.  Meine Hauptfigur wird von seiner Schwärmerei für Flieger und Piloten in eine Welt hineingezogen, von der er allmählich überfordert wird. Erst recht, als er in Band zwei auf die englische Seite verschlagen wird und sich vollkommen dem Irrsinn und Aberwitz des Krieges gegenüber sieht. Das kann der Artikelschreiber verständlicherweise noch nicht wissen, das ist  die Crux der schrittweisen Vorveröffentlichung und der unendlich langsamen Entstehung eines Comics. Was meine Gefühlslage betrifft, finde ich die ganze Aufregung eher unlustig.

Splashcomics: Hat man Dich vor der Veröffentlichung des Spiegel Online-Artikels kontaktiert? Und liegt dem Autor des Artikels der Comic komplett vor?

Franz Zumstein: Ja, ich wurde von Spiegel online 4 Stunden vor Veröffentlichung per Mail um eine Pressefoto gebeten, ohne beigelegten Artikel notabene. Diese Mail fand ich erst nach meiner Rückkehr aus Italien vor, vier Tage nach Erscheinen des Artikels. Der Autor hatte nichts als das Interview in Zack und die ersten acht Seiten als Grundlage.

Splashcomics: Es wurde uns zugetragen, dass man sich in einschlägigen, rechtsradikalen Foren angeblich begeistert über die Verehrung von Hans-Joachim Marseille geäußert haben soll. Wie kritisch siehst Du solche Vorkommnisse?

Franz Zumstein: Ich lese keine rechtsradikalen Foren, ich weiss also nicht ob das stimmt. Ich weiss nur, dass ich Marseille in meinem Comic als wiedersprüchliche Figur zeige, so hat er zum Beispiel Visionen, auf Grund derer ihm vor dem Besuch in Berlin an höchster Stelle graut.

Splashcomics: Mark O. Fischer hat uns gesagt, dass Du „Der Stern von Afrika“ selbst als Album heraus bringen wirst. Wie schwierig ist bzw. war es einen geeigneten Verlag zu finden?

Franz Zumstein: Eigentlich ist die Serie für den franko/belgischen Markt konzipiert. Soeben habe ich die Dossiers für einige französische Verlage zusammengestellt, es fehlt nur noch die Übersetzung des Begleitbriefes. Dass es jetzt schon zu einem Vorabdruck in Zack kam, liegt daran, dass die Leute dort eben auf "Zack" sind und mich schon angefragt haben, als noch kaum jemand etwas vom Projekt wusste. Ob ich den Comic selbst als Album herausbringen werde, weiss ich zur Zeit noch nicht. Alles ist offen, ich kann mir auch vorstellen, dass ich die Lizenz für die deutschsprachigen Länder an einen deutschen Verlag verkaufen werde.

Splashcomics: Ganz allgemein gesehen: Darf man Geschichten bringen, in denen Krieg als solches in irgendeiner Form positiv dargestellt wird?


Franz Zumstein:  Krieg mit all seinen schrecklichen Folgen ist das Schlimmste, was den Menschen zustossen kann. Ich kann die Frage für mich nur mit nein beantworten. Ich persönlich verzichtete auf voyeuristische Bilder von zerfetzten Menschen und anderen Grausamkeiten, ich fände es heuchlerisch, Gewalt darzustellen, um sie anzuprangern. 


Special vom: 15.04.2009
Autor dieses Specials: Bernd Glasstetter
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Franz Zumstein zur Diskussion über den "Stern von Afrika"
Interview mit Mark O. Fischer
Kalifen anstelle des Vaters
Was macht eigentlich Kim Schmitt?
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