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Interview mit Massimo Fecchi
Massimo Fecchi ist ohne Zweifel einer der ganz großen Comiczeichner. Seine Arbeiten umfassen gleichermassen Comics von Walt Disney und von Kauka, ohne Zweifel die wichtigsten Verlage in Europa. Er wurde im 7. September 1946 geboren und hat von 1973 bis 1995 für Kauka gearbeitet und kehrt voraussichtlich im Oktober zurück, um neue Geschichten für das Fix & Foxi-Magazin zu zeichnen. Und er hat in den vergangenen Jahrzehnten auch sehr viele Disney-Geschichten gezeichnet und tut dies auch weiterhin. Wir hatten die Möglichkeit ein Interview mit ihm zu führen.

Splashcomics: Herr Fecchi, ich bedanke mich dafür, dass sie für uns Zeit gefunden haben. Wir wissen, dass Sie in Rom leben. Wie ist das Wetter dort? Was sehen Sie, wenn sie aus dem Fenster sehen?

Fecchi: Das Wetter ist im Moment ausgesprochen schön aber auch sehr heiß, das ist im Mai ungewöhnlich. Von meinem Fenster aus sehe ich nicht das Kolosseum, aber meinen kleinen Garten, der in diesem Monat des Jahres besonders schön blüht.

Splashcomics: Sie wurden in Città di Castello in der Provinz Perugia geboten. Warum sind Sie nach Rom gezogen?

Fecchi: Mein Vater war ein Römer, meine Mutter kam aus Città di Castello und sie lebten in Rom. Ich weiß nicht, warum meine Mutter wollte, dass ich in dieser kleinen umbrischen Stadt geboren wurde. Vielleicht weil dort so große Künstler wie Raffaello, Piero della Francesca, il Perugino gearbeitet haben ... verzeihen Sie mir meine Bescheidenheit!
Auf jeden Fall habe ich immer in Rom gelebt, wo ich auch studiert und meine ersten Schritte in der Welt der Comics getan habe.


Splashcomics: Seit wann sind sie verheiratet, wie viele Kinder haben Sie?

Fecchi: Ich habe schon vor einigen Jahren sehr glücklich die silberne Hochzeit feiern können...
Ich habe zwei Töchter. Alessandra ist Architektin, die Einzige in der Familie, die Deutsch spricht, da sie für einige Zeit in Dortmund an der Universität studiert hat. Und Katia, sie ist Biologin.

Splashcomics: Sie arbeiten seit langer Zeit auch für einige deutsche Verlage (Pabel und Möwig, Tigerpress, Egmont). Sind sie schon in Deutschland gewesen?


Fecchi: Ja, des Öfteren. Ich bin mindestens einmal im Jahr in der Fix & Foxi-Redaktion gewesen, zuerst im bayrischen München (das war ein altes Schloss, sehr faszinierend) und dann in Rastatt. Ich liebe München und ich habe viele Freunde und Erinnerungen an diese Stadt. Dort war auch die Redaktion von PUMUCKL, die von Kaukas Tochter Masha geleitet wurde und mit der ich viele Jahre zusammengearbeitet habe. Und auch die Redaktion von KNAX war dort, für die ich eine Zeit lang nach Geschichten von Manfred Klinke gezeichnet habe.
Als ich das erste Mal in das Kauka-Schloss kam, sollte ich den Zeichenstil der Charaktere erlernen und war etwa 25 Jahre alt. Der Chefzeichner war Vjekoslav Kostanjsek, an den ich mich zusammen mit Charilaos Theodorou liebevoll zurückdenke. Und ich habe damals auch schon mit Helmut Murek zusammen gearbeitet.

Splashcomics: Sprechen Sie Deutsch?

Fecchi: Ich laufe dabei sicher rot an vor Scham, aber ich muss zugeben, dass ich in diesen 25 Jahren nur ein einziges deutsches Wort gelernt habe: "Unwichtig". Ich bin ziemlich faul und habe es vorgezogen immer nette Sekretärinnen zu haben, die für mich Übersetzerin gespielt haben...

Splashcomics: Bevor wir auf die großen Charaktere zu sprechen kommen, die Sie gezeichnet haben, sprechen wir doch ein wenig von denen, die weniger bekannt sind. Da gibt es den Charakter "Globulo Rosso" (Rotes Blutkörperchen). Wann ist das denn entstanden? Und können wir von diesem Charakter irgendwo neue Abenteuer lesen?

Fecchi: "Globulo Rosso" ist ein Charakter, den ich gezeichnet habe, als ich ungefähr 20 Jahre alt war (ich glaube das war 1966), um damit an einem Wettbewerb teilzunehmen, der von einer italienischen Tageszeitung und vom Salone dei Comics in Lucca veranstaltet wurde. Ich habe damit zusammen mit anderen Autoren den ersten Preis gewonnen.
Der Charakter ist natürlich ein rotes Blutkörperchen und seine Abenteuer fanden im menschlichen Körper statt. Das Basisthema war die Rivalität zwischen roten und weißen Blutkörperchen.
Der Comic war als Strip konzipiert, der aus jeweils vier bis fünf Paneln und einem Schlussgag bestand. Seine Veröffentlichung in einer römischen Tageszeitung wurde sehr bald eingestellt, da ich mich mit dem Verlag finanziell nicht einigen konnte.
Ein weiterer Charakter aus derselben Zeit war "Giuseppe" nach Texten von Isa Mogherini. Dieser Comic wurde in "Telezecchino", einer monatlichen Programmzeitung veröffentlicht und ich habe diesen Charakter über fünf Jahr gezeichnet.
Einige Zeit später wurden diese Comics auch in Deutschland von Bastei gedruckt. Natürlich sind das meine ersten Schritte in der Welt der Comics. Ich kann mich dran erinnern, dass ich in dieser Zeit besonders die französischen Zeichner studiert habe, darunter vor allem den großen Albert Uderzo, der meinen Zeichenstil sehr stark geprägt hat.


Splashcomics: Es gibt sehr viele Charaktere, die Sie gezeichnet haben. Bugs Bunny, Tom & Jerry, Pumuckl, Fix & Foxi und natürlich die Duckfamilie. Haben Sie irgendwelche Favoriten unter all diesen Charakteren und warum sind diese ihre Favoriten?

Fecchi: Von den Warner-Charakteren habe ich besonders gerne Silvester und Tweety gezeichnet. Ich hatte immer eine Schwäche vor die Looser, wie Silvester oder Tom, sie ähneln sehr den Menschen, die diesen Planeten bevölkern. Aus diesem Grund gefiel mir die Arbeit an Lupo viel mehr als an Fix & Foxi. Ich fühle mich sehr mit Lupo verbunden, insbesondere den kurzen Stories, den Onepagern, die ich für die letzte Seite des Heftes gezeichnet habe. Ich habe für diese Geschichten auch die Stories geschrieben und hatte auch die Idee - da ich ja kein Deutsch spreche - sie ohne Text zu zeichnen. Ich habe für mehr als 15 Jahre eine Geschichte die Woche kreiert!
Natürlich liebe ich es Donald Duck zu zeichnen. Ich denke, dass er der beste Charakter ist, um uns alle mit unseren alltäglichen Freuden und Leiden zu repräsentieren. Ich zeichne auch sehr gerne seinen Gegenspieler, Onkel Dagobert und überhaupt alle Disney-Charaktere.

Splashcomics: Wie viele Seiten haben sie ungefähr bisher gezeichnet?

Fecchi: Das ist schwierig hier eine Rechnung aufzumachen. Probiert es selbst ... multipliziert eine Seite am Tag mit ungefähr 42 Jahren!... (Anmerkung der Redaktion: Geht man davon aus, dass er an Feiertagen nicht gearbeitet hat, kommt man immer noch auf über 14.000 Seiten!)

Splashcomics: Und wie viele Seiten zeichnen Sie jeden Tag?

Fecchi: Das kommt auf das Format der Seite an, sowie vom Schwierigkeitsgrad und meiner Arbeitslaune. In der Regel zeichne ich etwas mehr als eine Seite am Tag.

Splashcomics: Um einen Comic zu zeichnen, was wird von Ihnen gemacht und was wird von den Mitarbeitern Ihres Studios in Rom gemacht?

Fecchi: Ich mache alle Bleistiftzeichnungen, Charaktere und Hintergründe. Meine Mitarbeiter kümmern sich um die Tusche und die Kolorierung.

Splashcomics: Sie sind zu Fix & Foxi zurück gekehrt (Anmerkung der Redaktion, die erste Geschichte kommt voraussichtlich in Heft 10/06). Wie ist es dazu gekommen?

Fecchi: Mich hat ein Autor der Ex-Edition von Fix & Foxi angesprochen und mich gefragt, ob ich wieder mitarbeiten will.
Achtung allerdings: Da es mit dem Verlag keine Einigung auf den Preis gab, beschränke ich mich nur auf einen Entwurf der Seiten. Der ganze Rest (Clean-Up, Tusche, Farbe) wird von Zeichnern in Deutschland durchgeführt.

Splashcomics: Was können wir von der ersten neuen Geschichte im Fix & Foxi von Massimo Fecchi erwarten?

Fecchi: Es ist ein Abenteuer von Lupo, der eine ungewöhnliche neue Arbeit gefunden hat. Die Geschichte ist sehr sympathisch und reich an Gags.

Splashcomics: Wenn Sie in die Vergangenheit zurück kehren könnten, gäbe es da etwas, was Sie ändern würden?

Fecchi: Ja, und zwar weniger mit Charakteren von anderen zu arbeiten und mehr meine eigenen zu entwickeln, die zu sehr in der Schublade geblieben sind.

Einen herzlichen Gruß an alle Comicliebhaber da draussen!

Ciao

Massimo Fecchi


Special vom: 06.06.2006
Autor dieses Specials: Bernd Glasstetter
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Massimo Fecchi
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