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Robert Kirkman über The Walking Dead

TWD_1_flat_small_rgb_mittel.jpg Ich habe nicht vor, jemanden zu erschrecken. Wenn das beim Lesen dieses Comics passiert, dann ist das großartig. Aber, mal ehrlich, es ist nicht das, worum es hier geht. Was Sie in Händen halten, ist meine bislang ambitionierteste Arbeit. Und ich bin der Typ, der Battle Pope, den Schlachtenpapst, erfunden hat. Hoffentlich ist Ihnen bewusst, was für ein Riesenschritt das für mich ist. Na ja, es ist wohl nicht ganz so schwer zu glauben, wenn man bedenkt, wie furchtbar ernst und dramatisch doch das Thema ist, mit dem ich mich diesmal beschäftige …

Zombies.

Wenn Sie mich fragen, dann sind die besten Zombiefilme nicht die Splatterorgien voller Blut und Gewalt, mit albernen Figuren und haarsträubender Handlung. Was uns gute Zombiefilme wirklich zeigen, ist, wie kaputt wir doch eigentlich sind. Sie bringen uns dazu, unseren Platz in der Gesellschaft zu hinterfragen, ebenso wie die Gesellschaft selbst. Natürlich zeigen sie uns auch Blut und Gewalt und all das andere coole Zeug. Aber es findet sich immer auch ein nachdenklicher, gesellschaftskritischer Unterton.

Mir ist Dawn of the Dead allemal lieber als Return of the Living Dead. Zombiefilme sind für mich dramatische Geschichten, die uns ins Grübeln bringen und es mit jeglichem Oscar-prämierten Mist, wie er Jahr für Jahr produziert wird, aufnehmen können. Filme, die uns veranlassen, unser gesamtes Gesellschaftsgefüge in Frage zu stellen – das ist es, was ich mag. Und gute Zombiefilme machen das am laufenden Band.

Foto_Robert_Kirkman_04.jpg Mit The Walking Dead will ich herausfinden, wie Menschen mit Extremsituationen umgehen und wie sie sich dadurch verändern. Das ist eine langfristige Sache. Sie werden sehen, wie Rick sich so verändert und weiterentwickelt, dass Sie ihn nicht wiedererkennen werden, wenn Sie später einmal auf diesen Band zurückblicken. Ich hoffe, Sie freuen sich auf ein langes, ausschweifendes Epos, denn genau das habe ich mir vorgenommen.

Was Sie in diesem Band vorfinden werden, ist der Versuch, eine möglichst naturgemäße Abfolge von Ereignissen zu zeigen; Ereignisse, wie ich sie mir unter entsprechenden Umständen vorstelle. Es handelt sich dabei um ein Projekt, dessen wahre Antriebsfeder die Figuren sind. Die Frage, wie sie an einer gewissen Stelle angelangen, ist viel wichtiger als die Tatsache, dass sie dort angelangen. Ich hoffe, dass Sie Ihre Freunde, Ihre Nachbarn, Ihre Familie und auch sich selbst in dem wieder erkennen werden, was ich Ihnen zeigen werde.

Wenn Sie also irgendetwas erschreckt, dann ist das wunderbar, aber dies ist keine Horrorgeschichte. Und damit meine ich keineswegs, dass wir uns für dieses Genre zu schade sind. Nichts dergleichen – die Richtung, die wir einschlagen wollen, ist nur einfach eine andere. Sinn und Zweck dieser Geschichte besteht eher darin zu sehen, wie Rick überlebt, als darin, dass plötzlich ein Zombie um die Ecke kommt und Ihnen einen Schrecken einjagt. Ich hoffe, Sie können damit etwas anfangen.

TWD1_16_panel.jpg Aber lassen wir meine Erläuterungen zur Handlung mal beiseite. Selbst wenn Sie diesen Schinken hassen, so werden Sie doch zugeben müssen, dass er unheimlich gut aussieht. Ich arbeite schon sehr lange mit Tony Moore zusammen. Ich kenne seine Arbeiten und bin wahrscheinlich besser damit vertraut als irgendjemand sonst. Und ich muss sagen – falls Sie es nicht schon bemerkt haben –, dass Tony sich hier selbst übertroffen hat. Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass er meine große Leidenschaft für dieses Genre uneingeschränkt teilt. Dieser Band ist ein wahrer Augenschmaus, mit dem ich zufriedener nicht sein könnte. Ich hoffe, Sie sehen das genauso.

Der schlimmste Teil eines jeden Zombiefilms ist für mich der Schluss. Ich möchte jedes Mal wissen, was als nächstes passiert. Sogar wenn alle tot sind, möchte ich wissen, wie's weitergeht. Zumeist gewinnt man bei Zombiefilmen den Eindruck, dass ein Lebensabschnitt einer Person erzählt wird – und zwar genau solange, bis es demjenigen, der die Fäden in der Hand hält, zu langweilig wird. Wir lernen die Figur kennen. Sie besteht ihr Abenteuer. Und dann, rumms, gerade, wenn es richtig interessant wird, beginnt dieser ärgerliche Abspann über die Mattscheibe zu flimmern.

Mit The Walking Dead will ich so lange bei der Figur – in diesem Fall Rick Grimes – bleiben, wie es überhaupt nur möglich ist. The Walking Dead soll eine Chronik sein, die Jahre von Ricks Leben genau aufzeichnet. Sie brauchen sich nicht zu fragen, wie es mit ihm weitergeht. Sie werden es sehen. Dies ist der Zombiefilm, der niemals endet.

Na ja. Nicht ganz so bald, zumindest.

Walking Dead is TM and © Robert Kirkman, 2006. All Rights Reserved.
Mit freundlicher Genehmigung von Cross Cult.


Special vom: 09.01.2006
Autor dieses Specials: Robert Kirkman
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Portrait Robert Kirkman
Portrait Tony Moore
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