Optionen und weiterführende Links



In der Datenbank befinden sich derzeit 477 Specials. Alle Specials anzeigen...

Das US-Vertriebsmodel
Auf der Buchmesse '89 lernte Witz durch Vermittlung des "X für U"-Geschäftsführers Uli Pröfrock die US-Großhändler Tom Flinn und Milton Griepp von Capital City Distribution kennen, mit denen er nicht zuletzt aufgrund besserer Rabatte schnell ins Geschäft kam. Den Startpunkt setzte gleich die Order von 400 Exemplaren des Batman-HC Arkham Asylum zum damaligen Wahnsinns-Verkaufspreis von $ 25,00. Doch bereits bei Anlieferung auf dem Frankfurter Flughafen waren sämtliche Bände per Vorbestellung weg! Nur kurze Zeit später folgte der noch lukrativere Import des legendären Uncle Scrooge – His Life & Times-Bandes, von dem Witz innerhalb eines Jahres über 1.000 Ausgaben im deutschen Comicfachhandel unterbrachte. So auf den Geschmack gekommen, gründete Witz zusammen mit Thomas Egner, einem ehemaligen Kommilitonen, im Juni 1990 eine GmbH, an der zeitweilig auch Capital beteiligt war, bevor das Unternehmen in den USA von Diamond aus dem Markt gedrängt wurde. Modern Graphics gelang es aus dem Stand, das System des US-Vertriebs von Comics erfolgreich in Deutschland einzuführen – gerade rechtzeitig für den großen US-Comics-Boom der Jahre 1992/93, der damals vor allem durch die inflationär auf den Markt geworfenen Variant-Covers angeheizt wurde und auch auf Europa und Deutschland durchschlug – wenn auch deutlich abgemildert.


Was aber macht das Besondere an dem US-Vertriebssystem aus? Großhandelsfirmen wie Capital und Diamond begannen in den achtziger Jahren damit, von den Comicläden genaue Vorbestellungsmengen der einzelnen Neuerscheinungen zu sammeln, die dann gebündelt an die Comic-Verlage weitergegeben werden, die aufgrund dieser Daten ihre Druckmengen festlegen. Im Gegensatz zum klassischen Buchhandelsgeschäft, wie es auch in Deutschland betrieben wird, sind diese Bestellungen im Prinzip fix – das heißt, es kann später keine Ware wieder zurückgegeben werden und häufig auch nachträglich nicht mehr nachgeordert werden, was insbesondere die Hefte regulär laufender Serien betrifft. Die Händler sind somit gezwungen, sehr genau auf ihre Bestellmengen zu achten. Damit den Lesern ein genauer Überblick über die zu erwartenden Neuerscheinungen gegeben wird, bringt die Firma Diamond – die heute quasi ein Monopol in der Belieferung der Comicläden mit US-Comics hat – monatlich den umfangreichen Previews-Katalog heraus, in dem alle Comics aufgeführt sind, die zwei Monate später erscheinen. Anhand des Katalogs wählt der Kunde dann aus, welche Hefte und Paperbacks genau er bei seinem Händler kaufen will.

Auch in Deutschland kann im Prinzip jedes Geschäft nach diesem Prinzip US-Comics für seine Kunden bestellen. Insbesondere die recht komplizierten Zollformalitäten machten es aber für viele Händler interessant, indirekt über eine zentrale deutsche Stelle zu ordern, die ihnen diesen mehr als lästigen Papierkram abnahm. Und genau diese Position nahm für viele Comicläden lange Jahre – zunächst in Kooperation mit Capital und später dann mit Diamond – Modern Graphics ein.


Special vom: 20.04.2005
Autor dieses Specials: Comixene
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Die Gründung von Modern Graphics
Hefte-Boom in Deutschland
Graphic Attack & Comic Action
Die Mangas kommen
Das Ende von MG
Zurück zur Hauptseite des Specials


?>