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Zebra Newsletter 35

ENTWICKLUNGEN

Seit Schriftsteller Johannes Mario Simmel (1924-2009) keine Bücher mehr schreibt wie »Und Jimmy ging zum Regenbogen«, »Es muß nicht immer Kaviar sein« oder »Niemand ist eine Insel« sind Satztitel auf dem deutschen Buchmarkt stark unterrepräsentiert. Stattdessen benutzt man lieber Ein-Wort-Titel (»Origin«) oder Genetiv-Konstruktionen (»Das Fundament der Ewigkeit«).
Eine unerwartete Satztitel-Renaissance kommt nun aus dem Bereich Comic/Graphic Novel, von dem man sonst eher griffige Titel gewohnt ist wie »Donald Duck«, »Die Abenteuer von... « oder »Gesamtausgabe«.
In letzter Zeit gibt es nun zahlreiche Titel in Satzform, quer durch alle Comic-Verlage: »Also schwieg Zarathustra« (Egmont), »Vor allem eins: dir selbst sei treu! « (Reprodukt), »Ich habe Wale gesehen« (Edition Moderne), »So tun als ob heißt lügen« (avant), »Magritte - Dies ist keine Biografie« (Carlsen) und »Wie ich versuchte, ein guter Mensch zu sein« (Suhrkamp).
Besondere Verdienste in diesem Belang hat sich ZEBRA erworben, das mit »Als ich nicht gefunden hab, was ich suchte, habe ich diesen Band gekauft!« v. R. Perez den bisher längsten Satztitel der jüngeren Medien-Geschichte vorgelegt hat. Zudem ist es die witzigste ZEBRA-Veröffentlichung seit… -seit der vorherigen. (mehr dazu s.u.)

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Abb. 1: Arbeit in der ZEBRA-Redaktion


PRÄFERENZEN

Da der Popularitätstrend letztes Jahr im Bereich Comiczeichner-Namen zum Mono-Syllabium tendierte (Flix, Jysch, Kleist, Kreitz, Lust, Moers), hat es ZEBRA-Mitarbeiter Perez nicht geschafft, mit seinem jüngsten Opus auf einer der beliebten Jahresbestenlisten zu landen. Wir rechnen aber fest damit, dass bald mal wieder zweisilbige Namen en vogue sind.


LOKALITÄTEN

Das größte Comic-Event in Deutschland Anno 2017 war nicht die Kölner Comic-Messe (unter den Teilnehmern circa ein Dutzend Verlage, ungefähr 1000 Besucher) oder das Comicfestival München (etwa 30 Verlage, geschätzt 8000 Besucher) oder eine der zahllosen Comic Cons (zwischen 3 und 10 Comic-Verlage, 25.000 bis 50.000 Besucher), sondern ganz zweifellos - mit über 5000 teilnehmenden Comic-Verlagen und rund 286.425 Besuchern - die sogenannte Frankfurter Buchmesse.

Denn wenn man vorab im Online-Katalog der Buchmesse die Verlagssuche ausdrücklich auf "Comic-Verlage" beschränkte, um nur relevante Institutionen angezeigt zu bekommen, erhielt man die Antwort: "Alle Comic-Aussteller 2017: Es wurden 5605 Ergebnisse für Ihre Suche gefunden." Das heißt: mehr als zwei Drittel der anwesenden 7000 Verlage waren angeblich "Comic-Verlage", darunter so einschlägig bekannte Häuser wie die Hungry Tomato Ltd. oder die von Fans geschätzte The World Bank Group.
Und auch was comicbezügliche Präsentationen, Podiumsdiskussionen und Interviews anging, hatte sich die Buchmesse nicht lumpen lassen: "Alle Comic-Veranstaltungen 2017: Es wurden 3257 Ergebnisse für Ihre Suche gefunden.", wie der Vortrag »Le Mensch. Die Ethik der Identitäten« vom berühmten Comic-Kenner Alfred Grosser.

Wer sich nicht schon im Voraus informieren wollte, konnte sich auch den direkt an den Messe-Eingängen ausliegenden mehr als 100seitigen »Visitor Guide« kostenlos mitnehmen, der neben einer Liste der angemeldeten Verlage vor allem doppelseitige Lagepläne sämtlicher Etagen aller belegten Hallen enthielt, so dass man sich schon echt Mühe geben musste, wenn man sich auf dem Gelände verlaufen oder die Sonderausstellungsfläche des Gastlandes Frankreich übersehen wollte.

Im Messeführer stand allerdings nicht, dass man zum Ehrengast-Ausstellungsbereich einfach dem Duft frisch gesägten Holzes hätte nachgehen können. Der Frankreich-Pavillon bot sich nämlich als eigens gezimmertes, luftiges Labyrinth dar, das auch eine umfangreiche Schau zeitgenössischer französischer Comics beherbergte. Über das ästhetische Potential des Lattenverschlags lässt sich möglicherweise streiten, auf jeden Fall roch er entschieden besser als das Fischrestaurant ein Stockwerk tiefer.

Die meisten deutschsprachigen Comic-Verlage (einschließlich ZEBRA) nahmen ihr Geschäft so ernst, dass sie lieber zuhause blieben und an ihrem Programm arbeiteten oder höchstens für einen Vormittag beispielsweise für Rechte-Verhandlungen nach Frankfurt kamen statt mit einem eigenen Stand auf der Buchmesse mehrere Tage zu verplempern.

Weil Panini bereits auf der Comic Con Stuttgart im Juli 2017 sein 20jähriges Comic-Jubiläum ausgiebig gefeiert hatte, wollte sich der Verlag auf der Spiele Messe in Essen keinen repräsentativen Stand mehr leisten. Andere Anbieter, die sonst gerne von der Kauflaune zufriedener Panini-Kunden profitierten, verzichteten daraufhin auch auf eine Teilnahme, so dass die ComicAction 2017 recht schmal ausfiel. Wenn man sich erst durch die Spiele-Hallen 1 und 2 voller homines ludentes gekämpft hatte, brauchte man in Halle 6 nur etwa ein Drittel der Gänge A bis D entlangzuwandern, dann hatte man das ganze Comic-Angebot gesehen.

Zumindest war die Zeichner-Allee dieses Mal ein wenig größer als voriges Jahr. Um die Wertigkeit der Allee-Plätze zu betonen, hatte der Veranstalter die Teilnahmegebühr pro Tag von Null Euro auf 59,50 Euro incl. MwSt. erhöht. 2016 hatte sich nur ein knappes Dutzend Künstler mit dieser Marketing-Idee angefreundet, dieses Jahr waren es schon ein paar mehr. ZEBRA zählte nicht dazu.

Ein weiteres Comic-Highlight des Jahres, an dem wir unbeteiligt waren, das wir aber besucht haben, war die große Interpunktions-Ausstellung »Comics! Mangas! Graphic Novels!« in der Bonner Bundeskunsthalle: über 300 Exponate in sechs thematisch-chronologischen Abteilungen. Originale, Druckseiten und Leseexemplare soweit das Auge reichte. Wir sind jetzt noch ganz geschafft.

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Abb. 2: C! M! GN! 

2017 hat Rudolph Perez endlich mal einen Tag Zeit gehabt, um am 24-Stunden-Comic-Tag teilzunehmen. Um sich noch steigern zu können, hat Perez nicht gleich sofort einen 24seitigen Comic geschrieben und gezeichnet, sondern binnen 24 Stunden erstmal nur das Exposé für ein Album entworfen. Arbeitstitel: »Neues aus Katastropolis«.
Wenn er an den nächsten vier 24-Stunden-Comic-Tagen das Szenario schreibt, das Layout entwirft und die Bleistift- und Tuschezeichnungen anfertigt, kann das Album schon 2021 fertig sein. Oder 2022, falls er noch einen Tag mehr benötigt, um sich einen hammermäßigeren Titel auszudenken.

Nachdem wir zur letzten Frühlings-Manifestation der Kölner Comic-Messe zu wenig Exemplare unserer jüngsten Neuerscheinung mitgebracht hatten, konnten wir während der Herbst-Veranstaltung alle Interessenten zufrieden stellen. Einige Käufer entschieden sich spontan zum Erwerb unseres Comiczeichner-Erlebnisse-Sammelbandes »Als ich nicht gefunden hab, was ich suchte, habe ich diesen Band gekauft!«, andere hatten wohl in der Fachpresse darüber gelesen ("großartig" Comics Info) und steuerten gezielt den Tisch von Rudolph Perez am Stand der Zeichner vom Rhein an.

Ansonsten gab es wieder das übliche Gedränge, das gewohnt vielfältige Angebot und das schon fast obligatorische Fernseh-Team. Man tauschte sich mit Kollegen über neue Projekte aus, parlierte mit Kunden über Comic-Sozialisationen und diskutierte mit Experten über die Erscheinungsintervalle bei ZEBRA- und JNK-Publikationen. Vom ausdrücklich unregelmäßig erscheinenden Magazin ZEBRA ist letztes Jahr zwar keine Ausgabe herausgekommen, aber vom angeblich monatlichen COMIX sind in 2017 bis Redaktionsschluss dieses Newsletters erst zwei Ausgaben veröffentlicht worden.

In der demnächst erscheinenden COMIX-Nummer endet der Handlungsfaden der Serie »BRETT™ der tapfere Raumpilot«, den die ZEBRA-Mitarbeiter Bill GoGer und Rudolph Perez entwickelt und getextet hatten, und der von Kollegen wie Norbert Höveler (Cafe Cash-mir), Bela Sobottke (Krepier oder stirb!), Geier (Doktor Wer) u.a. gezeichnet worden war. Das Skript der nächsten Storyline stammt voraussichtlich von ZEBRA-Mitarbeiter Peter Schaaff (Dämonika).

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Abb 3.: BRETT™  v. GoGer / Perez


INFORMATION

Wenn er mal erscheint, bietet der Newsletter »die neunte« von JNK Media ein nahezu komplettes Informationspaket zum aktuellen Comicgeschehen: News, Rezensionen, Neuerscheinungs- und Bestsellerlisten, Links zu online-Artikeln und zu Webcomics, darunter auch zum Zebra-Comics-Netz-Auftritt.


KULTUR

Lyrik war bisher seine heimliche Leidenschaft. ZEBRA-Herausgeber Georg K. Berres schrieb - neben offiziellen Comic-Szenarien, Kindergeschichten und Kriminalhörspielen - privat Hunderte von sich reimenden Texten, die er als Gedichte ausgab. Intellektuelle Kleinodien wie diesen Vierzeiler mit dem Titel FRÜHSTÜCK "Weil ich der Kaffeemacher bin / hat das Leben für mich Sinn. / Ohne diese Tätigkeit / säß ich rum die meiste Zeit."

Nun hat er es mit seinem unvergleichlichen Vers-Opus »Der Dichter« (Der Dichter sitzt in seiner Klause / dichtet eifrig, macht mal Pause ... ) geschafft in »Die besten Kugel-Schreiber 2018«, eine Anthologie, die ausgewählte Teilnehmer des Wettbewerbs "Wachtberger Kugel - Preis für komische Lyrik" (ausgerichtet von der 'DiWa - Dichtung in Wachtberg e.V.') präsentiert. Alle Heimlichkeiten sind passé, die nächste ZEBRA-Bildgeschichte erscheint in Balladen-Form.

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Abb. 4: Der Dichter beim Dichten



REKLAMATION

In einem der ansonsten gut recherchierten Artikel des Comic! Jahrbuchs 2018 mussten wir leider ein grobes Versäumnis feststellen.
Wenn Western-Comics vom Wilden Westen handeln und es in Krimi-Comics um Verbrechen geht, dann thematisieren analog dazu Behörden-Comics die Arbeit und den Ärger von und mit der öffentlichen Verwaltung, wie zum Beispiel in COMMANDER CORK, dem Behörden-Comic par excellence, über einen Administrations-Adlatus des Planeten Meta-Pengo, der sich bestens mit der gültigen Laufbahnverordnung auskennt und in aus Drittmitteln finanzierten Außeneinsätzen brilliert. Es gibt bürokratische Erlebnisse mit Formularen, Legitimationen und Einlassbeschränkungen, Stories mit Befugnis-Erörterungen, Terminverschiebungen und schlecht beleuchteten Dienstgängen. Und eine ganze Folge über eine nervenzerfetzende Lager-Inventur.

Aber CORK taucht in dem genannten Jahrbuch-Beitrag gar nicht auf.

Der Artikel, muss man leider sagen, befasst sich überhaupt nicht mit Behörden-Comics, wie wir sie gerade beschrieben haben, sondern vielmehr mit Comics, die von Behörden herausgegeben worden sind. Da muss man erst mal drauf kommen! 

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Abb. 5: Behörden-Comic »Commander Cork«



REKAPITULATION

Das 30-Jahre-ZEBRA-Sonderbände-Jubiläum fand 2017 wie erwartet große Publikumsresonanz und enormes Medienecho, so dass wir gar nicht alle Huldigungen aufzählen können.
Um nur die weitverbreitetsten zu nennen: das COMICS INFO widmete einen seiner längeren Artikel unserem Sonderband mit Anekdoten aus dem Comiczeichner-Alltag »Als ich nicht gefunden hab, was ich suchte, habe ich diesen Band gekauft!« ("man gewinnt Einblicke in die deutsche [Comic-]Szene"), und das COMICS & MEHR lobte die "pointierten Episoden" in dem "humorigen" Bändchen und stellte außerdem in einem weiteren Beitrag beruhigt fest, dass mit dem neuesten Band unserer Comic-Fachpressen-Index-Reihe "die periodische deutschsprachige Comic-Fachliteratur seit 1989 fast komplett erschlossen" ist.
Als würdigen Abschluss des Jubiläumsjahres erschien im November 2017 noch eine Besprechung von ZEBRA-Sonderband 14 »Katastropolis - Die Stadt unter dem Staudamm« v. Rudolph Perez (Coproduktion mit Zampano) im Internet.
"Hervorragend" wird das Album vom Rezensenten beschrieben, der vor allem Aufmachung und Look des Bandes analysiert. "Der Buchblock ist fest und solide gebunden, sauber beschnitten. Der Papierton im Buch ist brillant weiß, das Papier ist glatt und geschmeidig. Insgesamt ein extrem sauberes Buch." [aus: bilderundworte.de
Die ersten Sonderbände der nächsten dreißig Jahre sind bereits in Arbeit.



Special vom: 11.01.2018
Autor dieses Specials: Werner Berres
Kategorie: Zebra Newsletter
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