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Patrick Jusseaume gestorben - Ein Rückblick

fotojusseaumeAm 25. Oktober verstarb mit nur knapp 67 Jahren, nach langer schwerer Krankheit der Zeichner Patrick Jusseaume. Im deutschsprachigen Raum ist er vor allem durch die Serie „Tramp“, getextet von Jean-Charles Kraehn, bekannt geworden.

Patrick Jusseaume wurde 1951 in der Elfenbeinküste geboren. Mit zehn Jahren zog er nach Rouen. Ein Schritt der später seine Spuren in „Tramp“ hinterlassen sollte, denn die Geschichte beginnt in der französischen Hafenstadt. Die Detailverliebtheit seiner Zeichnungen lassen die Zuneigung erkennen, die er noch immer für die nordfranzösische Stadt hegt. Nachdem Jusseaume zunächst als Kunstlehrer arbeitete, wendete er sich den Comics zu und feierte 1985 sein Debüt in der Zeitschrift Vécu. Mit dem Szeneristen Daniel Bardet schuf er die historische Serie „La Chronique de la Maison le Quéant“, bevor er sich mit Kraehn an „Tramp“ wagte. Beide – Kraehn und Jusseaume – verbindet noch das Engagement für die mehrfach ausgezeichnete Serie „Das geheime Dreieck“. Kraehn für Band 3 „Asche und Gold“ die Zeichnungen lieferte, zeigte sich Jusseaume für Band 4 „Das verschollene Evangelium“ sowie zu Band 1 des Zyklus „Die Hüter des Blutes“ als Illustrator verantwortlich.

„Tramp“ erzählt die Geschichte von Yann Calec, der im November 1949 auf einem so genannten Liberty Ship – einem amerikanischen Frachter, der während des Weltkrieges die alliierten Truppen mit Waren versorgen sollte – anheuerte. Der Reeder, der ihn anmusterte, Julien de Trichère, geht es aber nicht um Profit und Gewinn, sein Frachter sollte keine Waren transportieren. Er verfolgt ganz andere Pläne mit seinem Schiff. Dies ist der Beginn einer abenteuerlichen Geschichte vor dem Hintergrund der Seefahrt der 1950er Jahre, der Trampschifffahrt auf einem Stückgutfrachter. „Tramp“ bedeutet in diesem Fall, dass das Schiff nicht auf festgelegten Routen unterwegs ist, sondern sein Ziel richtet sich nach den jeweiligen Aufträgen. Für die geistigen Väter der Serie eine perfekte Möglichkeit mit wechselnden Handlungsorten zu arbeiten, um stets den Leser den Hauch des Abenteuers spüren zu lassen und Monotonie von vornherein nicht aufkommen zu lassen.

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Der Comic ist im realistischen Stil gezeichnet und vermag es die Atmosphäre kurz nach dem Ende des großen Krieges perfekt einzufangen, mit der ganzen Hoffnungslosigkeit und GAtramp5coverTristes. „Tramp“ ist eine einfühlsam und immer spannend erzählte Geschichte, mit faszinierenden Figuren und einem ebensolchen Ambiente, das vom Zeichner in sorgfältig recherchierten und stimmungsvoll umgesetzten Bildern wiedergegeben wird. Die intensive Wirkung der Geschichte hängt im Wesentlichen mit der Aufteilung von Text und Bild zusammen. Die Ausgewogenheit, es ist weder textlastig, noch findet mal lange Bildpassagen ohne erläuternden Text, bildet hierbei den Schlüssel zum Erfolg.

Bevor ein Zeichner eine neue Serie beginnt, muss er das Ambiente seines Comics ausgiebig dokumentieren. Das gilt auch für die Findung der Hauptfiguren; es ist beinahe so wie bei der Besetzung einer Filmrolle. Der Typus muss passen. Während Kapitän Calec allein der Imagination Patrick Jusseaumes entsprang, gab es für andere Personen reale Vorbilder. So auch für den Reeder Julien de Trichère, nämlich den Fotografen Youssuf Karsh. Jusseaume erläutert: „Wenn man einen Comic zeichnet, erzählt man eine Geschichte. Man zeichnet, um dem Leser diese Geschichte nahezubringen, nicht um zu beweisen, wie gut man zeichnen kann. Der Comic muss eingängig sein, er muss dazu einladen, dass der Leser sich in die Geschichte vertieft. Manchmal ist ein einzelnes Bild nicht schön, aber dafür ist es funktionell. Für mich ist ein Comic wie ein Film.“

Sowohl von „Tramp“ als auch von „Das geheime Dreieck“ liegen beim Comicplus+ Verlag bibliophile Gesamtausgaben vor, wobei von „Tramp“ vor kurzem mit Band 5 der Abschlussband erschienen ist. Der Band enthält drei Alben, darunter das bisher nicht auf deutsch erschienene letzte. Es trägt den Titel "Sturmwarnung".

Mit Patrick Jusseaume verliert die Comicbranche einen ganz Großen.

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Special vom: 08.11.2017
Autor dieses Specials: Bernd Hinrichs
Kategorie: Allgemein
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