Comic-Besprechung - Rubine 10: Schwarze Serie

Geschichten:
Rubine 10 - Schwarze Serie (2008)

SERIE NOIRE

Zeichnungen: François Walthéry,  Boyan
Texte und Script: Mythic
Übersetzung: Dr. Marcus Schweizer
Softcover



Story:
Rubine Killarney, kurz Rub genannt, ist eine Gesetzeshüterin aus Chicago. Die höchst attraktive rothaarige Polizistin irischer Abstammung ist mit Leib und Seele ihrem Beruf verschrieben. Hat sie einmal eine Spur aufgenommen, wird es für Verbrecher eng.   

Familie Blackwood hat wirklich eine "Schwarze Serie". Nacheinander kommen die Mitglieder der Familie ums Leben. Ob das am Beruf von Peter Blackwood liegt? Immerhin ist er der Buchhalter einer lokalen Mafiagrösse. Rubine und Shirley kommen bei ihren Ermittlungen nicht richtig voran. Scheinbar ist allzu intensives Nachforschen unerwünscht. Wo ist die Aufzeichnung der Überwachungskamera abgeblieben? Was steckt hinter dieser Unglücksserie? 

Meinung:
Nicht überall wo "Walthéry" draufsteht, ist "Walthéry" drin. Der neue Zeichenstil hat sicher auch seine Freunde, ist aber gewöhnungsbedürftig. Fans der ersten acht bis neun Bände werden enttäuscht sein.  Hatte schon "Die Modellstadt" (Band 9) leichte Schwächen, geht die Euphoriekurve hier endgültig nach unten. "Die schwarze Serie" kann die Erwartungen der Leserschaft sicher nicht erfüllen, gemessen an den Vorgängerbänden.

Die Geschichte ist recht interessant, so richtig reisst sie den Leser allerdings nicht mit und zieht sich teilweise kaugummiartig hin. Das liegt nicht zuletzt daran,  dass die sonst üblichen Nebenschauplätze fehlen, die die ersten Bände mit Leben erfüllt haben. Die Magnum rostet nur noch vor sich hin, die Kleinkriminellen scheinen mittlerweile allesamt erfolgreich ein Antiaggressionstraining absolviert zu haben und alle erotischen Szenen wurden entfernt. Auch Actionszenen sind Mangelware. Der Höhepunkt: Zwei Motorradfahrer werfen Brandsätze durch eine Wohnzimmerscheibe. Zumindest haben sie es damit auf das Cover gebracht.

Es verbleibt solide normale Polizeiarbeit. Es wird telefoniert, Auto gefahren, Aktenstapel werden geschleppt, in Akten geblättert, Zeugen werden befragt, Gespräche abgehört und Objekte observiert. Ein junger IT Spezialist mit einer anatomisch seltsam geformten Kinnpartie unterstützt Rubine und Shirley bei diesen "aufregenden" Arbeiten. Auch wenn die gezeigte Ermittlungsarbeit vermutlich der Wirklichkeit sehr angeglichen ist: Damit 46 Seiten eines Comics mit dem Titel "Rubine" zu füllen?

Die unterbelichteten Helfer des Patrons sorgen noch für etwas Humor, das war es auch schon. Wenigstens die Auflösung des Rätsels zeigt eine der üblichen interessanten Wendungen. Der "Clou" ist allerdings leicht zu überlesen, da er nur sehr kurz erwähnt wird.

Zwei Lichtblicke seien hier noch erwähnt: Der Übersetzer hatte die schöne Idee, einige Hintergründe über informative Fussnoten zu vermitteln. Gut gelöst! Und es wurde wieder ein Gastauftritt von Natascha und Walter spendiert....

Natürlich ist (fast) alles Geschmackssache. Wäre "Die Schwarze Serie" als Einzelband oder als Start einer neuen Reihe mit einer anderen Hauptdarstellerin erschienen, wäre auch die Beurteilung wohlwollender ausgefallen. Wer allerdings zu einer Ausgabe von "Rubine" greift, hat im Normalfall gewisse Erwartungen, erzeugt durch die ersten Bände. Wer den Namen "Walthéry" auf dem Cover liest, hat ebenfalls bestimmte Erwartungen. Das wäre auch nicht anders, wenn Arlestons "Trolle von Troy" im nächsten Abenteuer plötzlich Vegetarier würden. Die Fans wären zu Recht irritiert.

Fazit:
Fans unser irischstämmigen rothaarigen Heldin, die die ersten acht bis neun Bände kennen und schätzen gelernt haben, werden enttäuscht diese Ausgabe beiseite legen. Solide Kost mit geändertem Zeichenstil, aber nichts besonderes. Der Funke springt nicht richtig rüber. Alles, was Rubine zu Rubine gemacht hat, wurde radikal entfernt.
Schade!

Als Lesefutter in Ordnung, ebenso als Ergänzung der Serie. Erfüllt leider nicht die durch die Vorgängerbände erzeugten Erwartungen.  

Rubine 10: Schwarze Serie

Autor der Besprechung:
Rolf Niemann

Verlag:
Epsilon Verlag Mark O. Fischer

Preis:
€ 10,00

ISBN 10:
3937898883

ISBN 13:
978-3937898889

46 Seiten