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Comic-Besprechung - Adeles ungewöhnliche Abenteuer: Das Baby im Park Buttes-Chaumont

Geschichten:

Adeles ungewöhnliche Abenteuer: Das Baby im Park Buttes-Chaumont

Autor: Jacques Tardi

Zeichner: Jacques Tardi

Übersetzer: Martin Budde



Story:

In diesem Abschlussband der Serie um Adèle Blanc-Sec, der Autorin von Feuilleton-Geschichten, wird das Mysterium um die Massenerscheinung von rosafarbenen Tentakeln an den Köpfen der Menschen gelüftet — doch nicht, bevor sich ein Großteil der Bewohner Paris’ in Minotauren verwandelt hat! Im Kampf gegen diese neue Katastrophe erhält Adèle, die wie immer gegen ihren Willen in die Geschehnisse hineingezogen wird, weiterhin unerwartete Hilfe durch einen Rächer im schwarzen Superhelden-Kostüm. Und während die verschiedenen Gegenspieler von Adèle ihr Unwesen treiben, sind auch die explosiven Klone unterwegs, doch zum Schluss gibt es noch ein echtes Happy-End!



Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:

Nach 46 Jahren (48 Jahre, wenn man die beiden Vorgeschichten mit hinzuzieht, später hierzu mehr) und satte 15 Jahre nach dem letzten Band legt Jacques Tardi hier nun das endgültige Ende der Serie um die genervte Schriftstellerin von billigen Feuilleton-Geschichten vor. Adèle Blanc-Sec, die Autorin vom Lande, die ursprünglich nur nach Paris kam, um ihren Geliebten vor dem Schafott zu retten (was trotz allem nicht glücklich endete), wird auch in diesem letzten Teil wieder von Monstern geplagt und von verrückten Wissenschaftlern gejagt. Nach Flugsauriern, einer Dämonensekte, einem Urzeitmenschen, Mumien, einem japanischen Riesensalamander, roten Riesenkraken und gruseligen Pfeilschwanzkrebsen (Limuli) ist das aktuelle Monster ein Minotaurus — und weitere sollen folgen. Und auch ihre Verfolger sind verrückt wie eh und je, Kriminelle, Polizisten und Wissenschaftler aller Couleur sind hinter ihr her, dass es eine wahre Freude ist. Schon im Titel von Band 8 „Alles Monster” (im Original Band 7) wird programmatisch alles gesagt, worum es in dieser Serie geht: Um Monster und um verrückte Gegner, die dermaßen gestört, skrupellos und hinterhältig agieren, dass die Bezeichnung „Monster” sie in einem Wort absolut passend beschreibt. 

Ursprünglich von Tardi mit Band 4 zu einem überraschenden Ende geführt (Adèle wurde hinterrücks erstochen), hatte sich der Autor drei Jahre später überlegt, die Serie nochmal weiter zu führen. Doch diesmal wollte er eine Figur einführen, der er bereits sein Debütalbum (dt.: „Das Ende der Hoffnung”) gewidmet hatte: Lucien Brindavoine. Dieser Überlebende der Grabenkämpfe des Ersten Weltkriegs sollte es sein, dem es, über einige Umwege gelingen sollte, Adèle wieder aufzuwecken — die nämlich in eine Art kryogenischen Schlaf versetzt worden war! Um die Verbindung des alten Albums zur neuen Serie zu schaffen, zeichnete Tardi noch die Kurzgeschichte „Für Volk und Vaterland”, die ab da den Auflagen von „Das Ende der Hoffnung” hintenangestellt wurde, und so betrat Brindavoine das Adèle-Universum. Folgerichtig hatte die Edition Moderne, nach Carlsen der zweite deutsche Verlag dieser Serie, den Band als Nr. 5 in die ungewöhnlichen Abenteuer von Adèle Blanc-Sec aufgenommen, da er dort auch in Bezug auf die erzählte Zeit hineinpasst, während er in Frankreich die Nr. 0 erhielt — was in Deutschland eher unüblich gewesen wäre. So erklärt sich die Diskrepanz in der Nummerierung zwischen Original und deutscher Übersetzung — aber dies lässt sich noch steigern: Tardi war 1978 aus der Serie ausgestiegen, aber nicht, ohne auf den letzten Seiten von Band 4 noch seine zweite Newcomer-Veröffentlichung durch überraschend auftauchende (und für die Handlung völlig unnötige) Figuren aus jenem Band und durch Darstellung des Titelbilds in mehreren Panels zu „bewerben”: die Rede ist vom „Dämon aus dem Eis”. Dieser Band gehört inzwischen in Frankreich ebenfalls offiziell zum Kanon der Serie, aber ohne eigene Nummerierung. Somit umfasst die Serie dort also sogar zwölf Bände.

Der vorliegende Abschlussband (auf dem Cover ohne Nummerierung — so hebelt man die oben genannte Problematik geschickt aus!) schließt sich nahtlos an den Vorgängerband an. Das war auch notwendig und zu erwarten, endete dieser doch nicht nur mit einem Cliffhanger, sondern im wahrsten Sinne abrupt und mitten in der Handlung — das sah so deutlich nach einem Doppelband aus, dass die Ungeduld der Fans in den letzten Jahren durchaus nachzuvollziehen ist. Umso löblicher, dass Tardi uns doch noch ein Ende gönnt. Und genauso löblich vom Verlag Schreiber & Leser, dass dieser Band nicht nur im neuen und abschließenden Sammelband III der Serie enthalten ist, sondern auch als Einzelband veröffentlicht wurde.  So können Fans der ersten Stunde ihre Sammlung auch abschließen, wenn sie auf die Gesamtausgabe verzichten wollen. Aufmachung und Format entsprechen hier weitestgehend den Vorgängeralben, für das Cover wurde jedoch diesmal ein matter Lack verwendet und das Lettering sieht dem bisherigen Handlettering zwar ähnlich, scheint mir aber keins zu sein (?). Damit kann man doch leben.

Die Geschichte jedenfalls geht so skurril weiter, wie sie bisher war, sämtliche noch lebende Charaktere werden noch einmal versammelt oder zumindest zitiert, und man merkt den Zeichnungen und der Handlung meiner Meinung nach keinerlei Stilbruch oder Veränderung an — trotz der großen zeitlichen Lücke in der Entstehung! Es fällt lediglich auf, dass außer Adèle selbst, deren Credo es ja war, dass ihr die Ereignisse eigentlich „egal” waren, in den letzten zwei Bänden mehrere andere Figuren dies ebenfalls so sahen — und man könnte meinen, dass hier zu erkennen ist, dass es wohl Tardi selbst auch so ergangen sein mag. Ihm liegen die Schicksale seiner Figuren nicht mehr so am Herzen wie zu Beginn, und dann ist es vielleicht gut, einen Schlusstrich zu ziehen. Aber der ist hier durchaus engagiert ausgeführt worden, und der Band reiht sich nahtlos in die Serie ein.Immerhin hat das Buch mit 64 Seiten ca. die Hälfte mehr an Seiten als die anderen Bände — ganz so egal war Tardi dieses Ende also doch nicht! Und auch das Happy-End zum Schluss passt mit seiner maßlosen Schwülstigkeit in diese Abenteuerreihe aus der Belle Epoche und der Zeit danach, ganz wie in den Feuiletonserien und Romanen der damaligen Zeit, auf die hier ja eindeutig angespielt werden soll.



Fazit:

Ein schönes Ende einer langwährenden Abenteuerserie, die inzwischen in Frankreich zu den Klassikern des Genres zählt. Weiterhin skurril, lustig, verschroben, spannend und sympathisch, schließt der Band (wenn auch spät) nahtlos an den Vorgänger an und bringt die Reihe zu einem würdigen Abschluss.



Adeles ungewöhnliche Abenteuer: Das Baby im Park Buttes-Chaumont - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Adeles ungewöhnliche Abenteuer: Das Baby im Park Buttes-Chaumont

Autor der Besprechung:
Uwe Roth

Verlag:
Schreiber und Leser

Preis:
€ 19,80

ISBN 10:
3965821172

ISBN 13:
978-3965821170

64 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Ein würdiger Abschluss der Serie.
  • Bis zum Schluss skurril, lustig, verschroben, spannend und sympathisch.
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(2 Stimmen)
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Rezension vom: 26.02.2023
Kategorie: Alben
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