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Comic-Besprechung - Besondere Momente mit falschem Applaus

Geschichten:

Besondere Momente mit falschem Applaus

Autor: Gipi

Zeichner: Gipi

Übersetzer: Myriam Alfano



Story:

Ein Stand-Up Comedian ohne Namen unterbricht seine Tournee, um seine sterbende Mutter im Hospiz zu besuchen, irgendwo auf dem Land. Er pendelt zwischen Hotel und Hospiz, und versucht die ganze Zeit, sich durch andere Gedanken abzulenken, da er sich nicht wirklich mit dieser Situation auseinandersetzen mag. Der einzige Ort, wo er über die Situation spricht, ist auf den gelegentlichen Auftritten zwischendurch. Doch er versteht auf der Bühne selber nicht, was die Leute jetzt an ihm so komisch finden. So erleben wir seine Versuche, sich doch zumindest indirekt mit seiner Mutter auseinanderzusetzen, durch seine Gedankengänge und Phantasien, die abwechslungsreicher kaum sein könnten.



Meinung:

Es ist meiner Meinung nach wieder ein großes Werk, das der Italiener Gianni Pacinotti unter seinem Pseudonym Gipi hier vorlegt. Er schildert einen Mittfünfziger, der in eins der typischen Probleme seiner Altersgenossen gerät: seine Mutter liegt im Sterben. Doch die Situation (irgendwie aber auch eine Midlife-Crisis) wird hier einmal anders dargestellt, vielleicht „ehrlicher”, vielleicht auch einfach nur individueller, als üblich. Statt zu zeigen, dass die alte Frau im Kreise der Familie gepflegt und begleitet wird, ist hier ein Konstrukt dargestellt, auf das man in der heutigen Zeit schon eher treffen wird: das Sterben findet in der Distanz statt, in einem Hospiz statt zu Hause. Natürlich ist dies dem Umstand geschuldet, dass die Angehörigen die entsprechende Pflege selbst gar nicht leisten könnten — doch hierdurch kann natürlich auch eine gewisse Distanz entstehen. Und genau das ist das Problem unseres Helden: er weiß nicht so recht, wie er mit dieser Distanz umgehen soll, er schwankt zwischen Zynismus und reiner Flucht. Und genau an dieser Flucht in Erinnerungen, Phantasien und schlichtweg „Themenwechseln” lässt Gipi uns hier einerseits gnadenlos, aber auch wieder auf geniale Weise teilhaben. Denn langsam, aber sicher, entlarvt sich der Hauptcharakter selbst und führt geradezu eine „Selbstanalyse” durch — doch ohne, dass dies aufgesetzt, gezwungen oder verkopft herüber kommt. Dabei könnten die Themen unterschiedlicher kaum sein: mal träumt er von Kosmonauten, die auf einem fremden Planeten festsitzen, ein anderes Mal sieht er eine Dokumentation über den Spielfilm „Der Soldat James Ryan” und versetzt sich in die Ängste der Soldaten im zweiten Weltkrieg, mit denen er sich wohl indirekt identifizieren kann. Er denkt an glückliche Tage in seiner Kindheit, hat aber auch Visionen von seinem jüngeren, kindlichen Selbst, das ihm quasi „die Leviten liest”. Und zwischendurch telefoniert er immer wieder mit seiner Frau, die zuhause geblieben ist, oder mit seinem Agenten — und hat eben auch noch ein paar Auftritte. Und schließlich sehen wir ihn tatsächlich einmal bei seiner Mutter, was auch bei ihm zu einer Erlösung führt. 

Das Buch ist in Gipis typischen, minimalistischen Strichzeichnungen gehalten, die er kongenial in einer Aquarelltechnik einfärbt. Nur bei den Kosmonauten-Episoden wechselt er seinen Stil, hier haben wir reine Stiftzeichnungen in Schwarz-Weiß, die dann aber sehr detailliert sind und die Panels mit Schraffuren und Hintergründen füllen. Das Buch ist im Großformat und in Hardcover, was seinem Inhalt nur gerecht wird, der so elegant ist wie das schlichte Coverbild mit seinem weißen Hintergrund.

Unbedingt zu empfehlen.



Fazit:

Eine bewegende Darstellung eines Mittfünfzigers, der sich mit dem Sterben seiner Mutter auseinandersetzen muss — und trotzdem unterhaltsam. Mit tollen Zeichnungen und einer passenden Kolorierung. Sollte man gelesen haben.



Besondere Momente mit falschem Applaus - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Besondere Momente mit falschem Applaus

Autor der Besprechung:
Uwe Roth

Verlag:
Avant Verlag

Preis:
€ 30,00

ISBN 10:
3964450774

ISBN 13:
978-3964450777

176 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Bewegende Geschichte, und trotzdem unterhaltsam.
  • Tolle Zeichnungen und tolle Kolorierung.
Negativ aufgefallen
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Rezension vom: 06.11.2022
Kategorie: Alben
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