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Comic-Besprechung - Crossover 1: Kinder lieben Ketten

Geschichten:

Crossover 1: Kinder lieben Ketten (Crossover 1-3)
Autor: Donny Cates, Zeichner: Geoff Shaw, Colorist: Dee Cunniffe



Story:

Vor Jahren geschah ein Ereignis welches die Welt veränderte. Es tat sich ein Riss zwischen den Dimensionen auf und fiktionale Charaktere tauchten in der Welt auf. Doch da es sich um Superhelden und deren Gegner handelten waren die Kollateralschaden enorm. Um weiteren Schaden zu minimieren erschuf ein Held eine undurchdringliche Kuppel um Colorado. Aber einige strandeten außerhalb. So etwa die junge Ellie deren Eltern innerhalb der Kuppel leben. Ellie schlägt sich als Verkäuferin in einem Comic-Shop durch während die Anfeindungen gegen alles was mit Comics zu tun hat zunehmen. Eines Tages entdeckt Ellie ein kleines Mädchen welches eindeutig fiktional ist und entschliesst sie nach Hause unter die Kuppel zu bringen.



Meinung:

Wenn ein Hype um einen Comic entsteht, so geht man doch mit einer gewissen Zurückhaltung heran. Denn mit dem Hype wachsen nicht nur die Erwartungen in die Höhe die dann kaum noch befriedigt werden können, sondern oftmals entpuppt sich der Hype dann als eine Marketingmasche und man fühlt sich betrogen. Im Grunde tut man also einem Comic nicht immer einen Gefallen wenn ein Hype entsteht. Es sei denn er erwächst aus der Qualität selber heraus.

Wie sieht es denn nun mit Crossover aus? Platzt da direkt die Marketingblase wenn man ihn liest? Jein. Man kann zwar schon den Hype verstehen, denn die Serie hat ihre Qualitäten, aber so ganz überwältigend ist sie nicht. Vielleicht ist da aber der kulturelle Hintergrund wichtig zu beachten. In einem amerikanischen Mainstream-Verlag wie Image ist es in der Tat neu, dass metatextuelle Bezüge hergestellt werden. Als europäischer Leser*in ist man aber mit postmodernen Strukturen und Metaebenen schon etwas vertrauter, so dass man sich fragt was denn hier von der Struktur her sonderlich neu sein soll. So erklärt sich der Hype vielleicht eher daraus das Donny Cotes mit seiner Serie aus dem Superheldenallerlei deutlich heraussticht.

Der Titel macht schon deutlich, dass die Serie eine Hommage, ja eine ganze Liebeserklärung an die Comics ist. In einem Crossover treffen bekanntlich zwei Helden oder Gruppierungen verschiedener Verlage aufeinander, was storytechnisch oft hanebüchen ist, aber oftmals auf Wunsch der Fans geschieht die sehen wollen wer von ihren Lieblingen der stärkere ist. Hier nun trifft aber die Superheldenwelt eines Verlages, Image, auf die reale Welt. Es ist also ein Gedankenspiel was wäre, wenn in unserer Realität auf einmal Superhelden auftauchen die wir bislang nur aus Comics kannten?  Das ist an sich nicht neu, das gab es schon in Serien wie Astro City, Powers oder Mini-Serien aus dem Vertigo Label wie A God Somewhere die allesamt damit spielten was wäre wenn die Superhelden in unserer Realität auftauchen würden. Nur das es nicht mit bekannten also als fiktional identifizierten Charakteren eines bestimmten realen Verlages geschah.

Aber es wird schon direkt eine Meta-Ebene hergestellt wenn Bezug auf die Comichatz aus den 1950er Jahren hergestellt wird indem Frederic Wertham zitiert wird, der Auslöser der Comicjagd und des Comics Code war. Nicht nur wird der Band mit einem Zitat aus Seduction of the Innocent eingeleitet, sondern eine der Hauptfiguren trägt auch ein T-Shirt mit Werthams Konterfei. Comics uns deren Leser werden angefeindet da die real gewordenen Superhelden und –schurken Tod und Verderben über die Welt brachten und zudem das religiöse Weltbild erschütterten. Die religiöse Rechte wird hier stark thematisiert. 

Aber es bleibt nicht nur bei diesen Verweisen auf reale aktuelle Strömungen, sondern es gibt natürlich auch viele Verweise auf Comics. Da Marvel und DC auf ihre Rechte pochten, durften deren Helden nicht auftreten. Wer aber genau hinsieht kann in den detaillierten Zeichnungen Anspielungen auf deren Helden entdecken. Manchmal werden sie auch textlich erwähnt. Aber gerade die Helden des Image-Verlages haben durchaus ihren Auftritt oder andere Figuren von anderen Verlagen wurden mit Genehmigung der Schöpfer verwendet.

Leider ist die Struktur des Bandes etwas enttäuschend und man kann auch einen Storyverlauf nur mit Mühe entdecken. Es wäre reizvoll gewesen wenn man das Crossover der Welten direkt von Anfang an hätte erleben können, wie ein Alltag geschildert wird, dann das Ereignis hereinbricht und sich damit alles ändert. Hier wird man allerdings in den neuen Status Quo hineingeworfen und es dauert etwas bis man sich in der neuen Welt zurechtgefunden hat. Man erlebt also nicht alles graduell mit, sondern braucht immer wieder die erklärenden Off-Kommentare die dann auch zu oft verwendet werden und nochmal deutlich machen wollen, dass einem eine Geschichte erzählt wird. Von einer fiktionalen Figur die vorgibt real zu sein, die aber doch nur von einem Gedankenspiel berichtet. Verwirrend? Ist es auch unnötigerweise und so beginnen trotz einiger Notwendigkeit die Kommentare auch zu stören.

Eine etwas gradlinigere Story mit einem erklärten Ziel wäre innerhalb des Chaos schön gewesen.  So geht es nur um eine Familienzusammenführung. Man erfreut sich an den Real-Bezügen, an den Zitaten und es wird auch durchaus dramatisch und blutig, aber manchmal halten sich die Überraschungen auch in Grenzen wie etwa bei dem Ende des ersten Bandes. So kommt der Cliffhanger alles andere als überraschend. Die Zeichnungen können allerdings mit ihrer Dynamik, dem Detailreichtum samt Anspielungen  punkten. Etwa das die fiktionalen Figuren mit einem Raster versehen wurden wie in alten Zeitungsstrips.

Strukturell ist der Band also eine Enttäuschung, aber es bleibt interessant zu sehen wie die Metatextuellen Bezüge ausfallen oder ob jetzt schon die Luft raus sein sollte. Der zweite Band wird also zeigen wie schnell die Blase platzt. Ein erster Riss ist jedenfalls schon drin.



Fazit:

Der Comic zu dem Hype vermag mit den Meta-Ebenen, Verweisen und Zitaten zu fesseln sowie den detaillierten Zeichnungen. Doch die Struktur  schwächelt etwas und bei den Off-Kommentaren wäre weniger mehr gewesen. So ganz wird der Band dem Hype nicht gerecht.



Crossover 1: Kinder lieben Ketten - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Crossover 1: Kinder lieben Ketten

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Splitter Verlag

Preis:
€ 25,00

ISBN 10:
3967922715

ISBN 13:
978-3967922714

180 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Metaebenen
  • Gedankenspiel und Verweise
  • gelungene Zeichnungen
Negativ aufgefallen
  • überbordende Off-Kommentare
  • schwächelnde Struktur
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 06.10.2022
Kategorie: Hefte
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