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Comic-Besprechung - Yeshua – Gesamtausgabe

Geschichten:

Erstes Buch 
Zweites Buch
Drittes Buch
Text und Zeichnungen: TBC (d.i. Tomaž Lavrič)
Farben : Gorazd Vahen



Story:

Die Lebensgeschichte Jesus, oder Yeshua wie er auf Hebräisch heißt, hat schon immer Künstler inspiriert. Wo kam er her? Was wollte er wirklich? Wer waren seine Familie? Konnte er wirklich Wunder vollbringen und war er Gottes Sohn? Der slowenische Comickünstler Tomaz Lavric zeigt uns mit „Yeshua“ nun seine ganz eigene Version der Geschichte Jesu. Er schildert uns das Leben eines Rebellen in Judäa zur Zeit der römischen Besatzung. Er war nicht der Sohn Gottes, sondern ein junger Jude, dessen Schicksal eine unerwartete Wendung nahm. Die Geschichte beginnt dreißig Jahre nach den Ereignissen. Der junge Historiker Zacharias reist von Tyrus nach Kilikien, um den alten Aaron zu finden, der sich im jüdischen Viertel versteckt hält. Zum Christentum bekehrt, sucht Zacharias nach denen, die Yeshua kannten. Der Zeuge erzählt ihm eine sehr seltsame Geschichte. Er war mit Yeshua von seinen Teenagerjahren bis zum Kreuz befreundet und hat ihn durch alle Epochen seines Lebens begleitet. Zacharias erfährt, dass eine Gruppe von Freunden die Leichtgläubigkeit der Menschen ausnutzt. Sie folgten Yeshua, der mit der Zeit ein ausgezeichneter Redner und ein Meister der Taschenspielertricks wurde. Die Gruppe wird von Zeloten entdeckt, die glauben, sie könnten sie manipulieren, um die römische Macht zu schwächen.



Meinung:

Nach „Evropa“ nun der zweite Band von Tomaz Lavric bei Comicplus. Erfreulich, dass sich der Verlag wieder dazu entschieden hat, die komplexe Geschichte in einer Gesamtausgabe zusammen zu fassen.
Dieses Album hat das seltene Talent, den geografischen, ethnischen und menschlichen Rahmen einer Geschichte wiederherzustellen, die das Gesicht der Welt veränderte, weil sie komplett fantasiert wurde. Es wird sicherlich Stimmen geben, die sagen, dass mit dem Comicband intime Überzeugungen verletzt werden. Aber Lavric tut das, was Künstler zu tun haben: sie orientieren sich an Realitäten und geben sie durch ihre Augen gesehen wieder.
Alternative Geschichten zum Christentum oder zu den Religionen generell gibt es wie den berühmten Sand am Meer – beispielsweise auch bereits im Programm von Comicplus. So fragt die Serie „Das geheime Dreieck“ danach, ob Jesus tatsächlich am Kreuz gestorben ist. Oder „Die zehn Gebote“, wo Lavric ebenfalls einen Band gezeichnet hat, werfen einen komplett neuen Blick auf den Islam. Nach meinem Dafürhalten hat sich allerdings selten ein Autor einen so frechen und dennoch relevanten Kontrapunkt ausgedacht. Und das allein ist schon riesig. Gott sei Dank, möchte ich da fast rufen, wird im Titel aus Jesus Yeshua, was das vordergründige Gefühl des Sakrilegs etwas mildert. 
Folgen wir Lavric in sein Jesus-Universum, in dem der Künstler den Mann aus Nazareth als den uneheliche Sohn eines Zimmermanns dargestellt. Er charakterisiert ihn als schlau, intrigant und manipulativ, manchmal feige und lässig, der mit einem Haufen Kumpels (die später die Apostel werden) Zaubertricks ausheckt. Yeshua hat nämlich ein großes Ziel. Er will nach oben. Er will runter von der Straße und dem Elend aus dem er kommt entfliehen. Dafür will er die Menschen davon überzeugen, dass er Wunder vollbringen kann. So „zaubert“ er und macht aus Wasser Wein. Lavric hat sich diese Tricks fein ausgedacht. Mir persönlich hat am Besten die „Ich-kann-übers-Wasser-gehen“-Nummer gefallen, bei der der Nichtschwimmer Yeshua noch fast ertrunken wäre. 
Es ist eine große Leistung des Szenaristen und Zeichners Lavric, dass seine Lebensgeschichte von Yeshua weder antiklerikal, noch gehässig provozierend wirkt. Aus meinem Empfinden heraus spielt er auch nicht mit den Empfindlichkeiten gläubiger Christen. Der Comickünstler hat sich lediglich die judäische Gesellschaft um die Zeitenanwende angesehen und daraus seine Schlüsse gezogen. Er erzählt uns eine mögliche Geschichte. Und das gelingt ihm mit Bravour. 
Er legt uns ein mit vielen Details gespicktes Leben vor. Yeshua verliebt sich in die Hure Maria aus Magdala, der er hoffnungslos verfällt. Auch in der Charakterisierung der Hure legt Lavric ein Meisterstück vor. Er führt uns eine Frau vor, die die Zeichen der Zeit erkannt hat und spürt, welch Potenzial in ihrem jungen Geliebten steckt. Sie wird uns als verzweifelt agierende, starke Frau dargestellt, die alles dafür tun würde, um den Geruch ihres sittenlosen Lebens loswerden zu können. Auch bei anderen „Nebenfiguren“ geht Lavric nicht zimperlich vor. Johannes der Täufer beispielsweise wird als durchaus brutaler Mensch charakterisiert, der eitel darauf bedacht ist, sein Pfründe zu sichern. Das ergibt für mich auch viel mehr Sinn, als die Darstellung von selbstlosen Gerechtigkeitsfanatikern.
Wie immer bei den Gesamtausgaben von Comicplus machen die Druck- und Buchbindequalität den Band zu einer echten Liebhaberausgabe. Veredelter Hardcoverumschlag, schweres Papier und eine ausgesprochen stabile Bindung machen aus dem Band eine Ausgabe, die jeden Leser, der anspruchsvolle Comic-Literatur lesen will, ansprechen wird.



Fazit:

„Yeshua“ ist eine spannend konzipierte Geschichte. Lavric geht dabei mit sehr viel Sachkenntnis vor und der Leser ahnt, wie tief er in die Vita des historischen Jesus eintauchen musste. Zehn von zehn Aposteln.



Yeshua – Gesamtausgabe  - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Yeshua – Gesamtausgabe

Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs

Verlag:
comicplus+

Preis:
€ 39

ISBN 13:
978-3-89474-319-2

160 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Historische Details
  • Authentische Charaktere
  • Aufmachung
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 25.06.2021
Kategorie: Alben
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