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Comic-Besprechung - Niemals

Geschichten:
Text: Bruno Duhamel
Zeichnungen: Bruno Duhamel


Story:
Madeleine ist alt und blind. Aber weder Alter noch Blindheit haben ihre Sturheit gemindert - ganz im Gegenteil! Egal, wie sehr der Bürgermeister ihr befiehlt, ihr Haus an der normannischen Steilküste aus Sicherheitsgründen zu verlassen, und wie sehr die Feuerwehr sie warnt, nichts wird sie dazu bringen. Dabei wird ihr haus tatsächlich Tag für Tag ein Stück mehr vom Absturz ins Meer bedroht.



Meinung:
Um ganz ehrlich zu sein: der Band hatte mich bereits nach den ersten zwei Panels für sich gewonnen. Wir sehen zu Beginn eine Möwe auf einem Stein sitzen. Die Sonne scheint und an den Farben erkennt der Leser den hohen Wohlfühlfaktor des Szenarios. Wir sitzen gerne hier. Im zweiten Panel erhebt sie sich in die Luft und gleitet im Flug hinab in ein Fischerdorf an einem schönen türkisfarbenem Meer. Da wäre doch jeder gerne. Bruno Duhamels hat uns gefangen.
Duhamels karikaturhaften, gutmütigen Zeichnungen mögen bei dem Betrachter ein humorvolles Album suggerieren. Aber der Schein trügt, denn auch wenn die Darstellung der Personen zu einem Lächeln verführt, so zeigen die auf den Punkt ausgefeilten Dialoge, dass es um sehr viel mehr geht. Duhamel erzählt uns eine Geschichte von Heimatliebe, Menschlichkeit und dem sympathischen Sturheit, die den Menschen in der Normandie so gerne nachgesagt wird. 
Moment. Heimatliebe? Menschlichkeit? Sturheit? Normandie? Das kommt dem comicinteressierten Leser doch bekannt vor. Und in der Tat wandelt Duhamel in seinem Comic gelegentlich auf den Spuren des kleinen Galliers. So zum Beispiel bei dem schon erwähnten Einstieg. Denn während wir der „Kamerafahrt“ ins Fischerdorf folgen, landen wir Mitten auf dem dortigen Fischmarkt, wo auch gleich der nur allzu bekannte Ruf „Fische! Schöne frische Fische!“ erschallt. Und natürlich entspinnt an dieser lauten Äußerung auch gleich ein Streit, der zwar nichts mit dem Fortgang der Geschichte zu tun haben wird, aber eben eine der vielen sympathischen Reminiszenzen an den Klassiker der Neunten Kunst ist.
Die Heldin des Bandes ist bei weitem nicht so bettlägerig, wie man denken könnte, und ihre Motivationen sind komplexer als auf den ersten Blick. Aus dem Szenario, das nämlich der Klimawandel für einen Rückgang der normannischen Klippen sorgt und damit das Haus von Madeleine bedroht, destilliert Duhamel eine kluge Mischung aus Lachen und Mitgefühl. Er behandelt mit Leichtigkeit ein Thema, das gar nicht so leicht ist, und versteht es, die richtigen Worte zu finden, um Emotionen zu wecken. Wunderschön beispielsweise das Vier-Augen-Gespräch zwischen des neuen Chefs der Feuerwehr und der über 90-jährigen Madeleine. Diese Panels sind eine der schönste Liebeserklärungen, die ich in der Neunten Kunst bisher gelesen habe.
Denn wie so oft, wird die Stärke von Duhamels Geschichte von einem einnehmenden Protagonisten getragen. Die akribische Sorgfalt, mit der die Figuren ausgestattet sind, und vor allem ihre Ausdruckskraft bringen Frische: Die vielfache Mimik gibt die verschiedenen Gemütszustände eindrucksvoll wieder. Abgerundet wird das Ganze durch leuchtende Farben und einen abwechslungsreichen Schnitt, der Dynamik bringt. 



Fazit:
„Niemals“ ist ein echtes Kleinod. Ich kann nur hoffen, dass der Band nicht in der Flut der Neuerscheinungen untergeht. Unbedingt empfehlenswert. Zehn von zehn Möwen.



Niemals - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Niemals

Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs

Verlag:
Avant Verlag

Preis:
€ 20

ISBN 13:
978-3-96445-048-7

64 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Glaubwürdige Charaktere
  • Hintersinniger Humor
  • Artwork
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 04.05.2021
Kategorie: Alben
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