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Comic-Besprechung - Punisher: Soviet - Russische Sünden

Geschichten:
Punisher: Soviet - Russische Sünden (Punisher: Soviet 1-6)
Autor: Garth Ennis, Zeichner: Jacen Burrows, Inker: Guillermo Ortego, Colorist: Nolan Woodard


Story:
Es häufen sich die Leichen von Mitgliedern der russischen Mafia. Jeder schreibt sie natürlich dem Punisher zu. Doch der war es gar nicht. Und so macht er sich auf die Suche nach dem Verantwortlichen und trifft einen russischen Afghanistanveteranen der Rache nehmen will für ein Kriegsverbrechen. So verbünden sich zwei Männer deren Krieg niemals enden wird.


Meinung:
Auch wenn Garth Ennis nicht mehr der reguläre Autor vom Punisher ist, so kehrt er doch ab und an für Miniserien zu der Figur zurück die er maßgeblich prägte. Ansonsten ist er nicht mehr exklusiv an einen Verlag gebunden und tummelt sich mittlerweile bei den unterschiedlichsten, auch kleineren, Verlagshäusern. Das ermöglicht ihm, sich nicht an einer langlebigen Serie zu verausgaben, sondern immer wieder kreative Pausen zu nehmen und sich zwischendurch etwas anderem zu widmen.

Und so ist eine Rückkehr zum Punisher immer wieder eine Meldung wert. Dabei hatte er damals in den 1990ern, als er sich der darbenden und zum Einstellen verdammten Serie annahm, an der Eindimensionalität von Frank Castle gar nichts geändert, aber aus der Not eine Tugend gemacht.  So lebten seine Storys nicht nur von der Gewalt, welches an sich schnell langweilen kann, sondern vor allem durch den schwarzen Humor und den Absurditäten mit denen er seine Geschichten anreicherte. Das geschah vor allem durch die Nebencharaktere wie etwa dem Russen. Gegen Ende seines Runs wurden die Storys böser und man merkte das die Geschichten etwa um Menschenhandel und Kinderpornographie Ennis am Herzen lagen und er zunehmend auf Humor verzichtete, um seinen Zorn über die Zustände auf die Leserschaft zu übertragen.

All dies wird wieder in der Miniserie Punisher: Soviet deutlich, die in diesem Paperback vollständig vorliegt. Der Punisher ist immer noch eindimensional und gibt charakterlich nicht viel her. Kein Wunder also, dass sich seine Serie und die Autoren oft schwer mit ihm taten. Hier ist er wieder eine Art Fels, das Zentrum der Geschichte, die nicht unbedingt den dramaturgischen Fortgang bestimmt, aber es entwickelt sich alles um ihn herum. Somit sind das Drumherum, das Thema und die anderen Charaktere, deutlich interessanter als der Held und was mit ihm geschieht. Also was Ennis Geschichten vom Punisher erst so interessant und erfolgreich gemacht hat.

Vor allem gibt es hier einen Perspektivwechsel, der schon historisch bedingt dringend nötig gewesen war. Castle ist ein Veteran des Vietnamkrieges, der ja ein Stellvertreterkrieg war der sich eigentlich gegen die UdSSR wandte. In diesen Stellvertreterkriegen wurde der Konflikt zwischen den USA und dem ideologischen Feind nicht direkt ausgetragen, sondern sie nutzten andere Kriege um die jeweiligen Parteien zu unterstützen. Frank als einem alten (kalten) Krieger dieserart Konflikts wird nun ein russischer Veteran des Afghanistankrieges gegenübergestellt. Aus der Sicht des Kalten Krieges waren die Sowjets bei ihrem Einmarsch in Afghanistan natürlich die absolut Bösen und die Mudschahedin die Guten (gespiegelt etwa in Spielfilmen wie Rambo 3 und James Bond 007 – Der Hauch des Todes) welche logistisch unterstützt werden mussten (was sich bis heute rächt, da die Taliban und auch Al Qaida davon profitierten). Dabei geriet das erlittene Trauma der russischen Soldaten vollkommen aus dem Blick. Insofern ist es Ennis hier hoch anzurechnen, dass er dieses Trauma in die Geschichte einwebt und damit auch den einfachen Soldaten Tribut zollt ohne sich ideologisch irgendwo einzuordnen. Das bewies er schon oft in anderen Storys und natürlich in seiner Serie War Story indem er immer wieder das Leid und die Erlebnisse der einfachen Soldaten verschiedener Seiten und Konflikte schilderte.

Das ergibt allerdings auch viele Seiten voller Dialog, worin Ennis aber ein Meister ist und die immer wieder durch Rückblenden optisch aufgelockert werden. Humor ist hier selten und die Geschichte ist erschütternd und brutal. Dabei sind hier auch wieder starke Figuren vorhanden, vor allem die ungewöhnliche Frauenzeichnung sei hier hervorgehoben, und Jacen Burrows gestaltet nicht nur die Dialoge dynamisch, sondern traut sich auch, wie schon in Crossed, in die Vollen zu gehen, was einige Schockmomente bereitet. Und die letzte Szene des Bandes in der Frank Castle einem alten historisch, ideologischen Feind einen Tribut zollt, ist gerade in der Subtilität meisterhaft und bewegend. Stark.


Fazit:
Ein starker und erschütternder Band in dem Garth Ennis einige seiner Stärken herausstellen kann. Zwar fehlt hier der schwarze Humor, aber es gibt einen historisch überfälligen Perspektivwechsel und es wird wieder dem einfachen Soldaten Respekt gezollt.


Punisher: Soviet - Russische Sünden - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Punisher: Soviet - Russische Sünden

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 17

ISBN 10:
3741619159

ISBN 13:
978-3741619151

136 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • historischer Perspektivwechsel
  • ungewöhnliche Frauenfigur
  • Respekt gegenüber einfachem Soldaten
  • Spannung und Action
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 10.10.2020
Kategorie: Punisher
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