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Comic-Besprechung - Corto Maltese 15

Geschichten:
Tarowean – Tag der Überraschungen
Text: Juan Diaz Canales
Zeichnungen: Rubén Pellejero
Farben: Rubén Pellejero und Sasa


Story:
Mit „Tarowean“ liegt bereits der dritte Band vom Team Pellejero und Canales vor. Sie führen uns dieses Mal zu den Anfängen des Kapitäns ohne Schiff. Wir erinnern uns an sein erstes Abenteuer – „Südseeballade“. Corto treibt auf einem Kreuz gefesselt auf den Wellen des stillen Ozeans, bevor er von Rasputin aus dieser misslichen Lage befreit wird. Wie kam er dorthin und welchen Streit gab es zwischen Ras und Corto. Diese Fragen und noch einige andere beantwortet der neue band von Corto Maltese. Corto soll einen gefangenen von einer längst aufgegebenen Gefängnisinsel befreien. Es stellt sich heraus, dass der Gefangene ein Prinz ist. Sein Vater ist der Herrscher auf San Eugenio. Aber nicht überall stößt die Rückkehr des verlorenen Sohnes auf große Liebe. So geraten Corto und seine Begleiter mitten hinein in den Machtkampf auf einem pazifischen Inselparadies. Und am Ende steht ein schwimmendes Holzkreuz auf den endlosen Wogen des Stillen Ozeans.  



Meinung:
Eine Comicserie wie Corto Maltese fortzuführen dürfte zu den großen Herausforderungen der Neunten Kunst gehören. Nicht ohne Grund existiert das vielsagende Zitat des italienischen Autors Umberto Eco, der sagte: „Wenn ich entspannen will, lese ich was von Engels. Wenn ich was wirklich Hartes lesen will, lese ich Corto Maltese.“ Dem wäre an dieser Stelle nichts mehr hinzuzufügen.
Umso größer ist die Leistung von Canales, dass er den teils philosophischen Ton von Pratt fast immer trifft – ohne seinen Vorgänger zu kopieren. Auch bei Canales ist Corto mehr der Begleiter der Geschichte. Sein Panoptikum an Figuren, die um ihn kreisen sind die eigentlichen Hauptakteure. Da ist beispielweise die vortrefflich charakterisierte Frau des Kolonialisten Vyner Brooke – Sylvia. Ihre Verführungskünste, ihr starker Willen, ihre Macht und ihre Weiblichkeit werden zu einer Figur verschmolzen, die authentisch und real ist. Ebenso wie der Prinz Calaboose. 
Es liegt in der Natur der Sache, dass nicht alle tiefgreifenden Äußerungen – oder wenn sie es sein sollen – als gelungen bezeichnet werden können. In der Szene, als die schöne Sylvia einen Schattenriss von Calaboose herstellt, antwortet er: „Unser schatten führt ein eigenes Leben, getrennt von uns. Es ist schwierig zu unterscheiden, was man selbst ist und was unser Schatten“. Ich habe Platon auch mal gelesen. Alles klar. Aber das wirkt ein bisschen wie die pseudo-philosophischen Sätze eines Paulo Coehlo.
Was wiederum sehr gelungen ist, ist der Umstand, wie historische Tatsachen in die Geschichte eingearbeitet werden. Dazu zählt für mich beispielsweise die Beschreibung des Kolonialismus im Südpazifik. Die Ausbeutermentalität weiter Teile der europäischen Einwanderer. Dazu kommen immer wieder historische Persönlichkeiten, die in den Geschichten eingearbeitet werden. Im neuen Band – wenn auch nur für einen Kurzauftritt – der Deutsche August Engelhardt. Engelhardt war aus dem wilhelminischen Reich geflohen, um in Polynesien eine neue Zivilisation aufzubauen, mit einem neuen Typus Mensch. Dieser sollte dem Fleisch komplett abgeschworen haben und sich von Kokosnüssen ernähren. Christian Kracht hat in seinem Roman „Imperium“ die Lebens- und Leidensgeschichte des Deutschen hinreichend beschrieben.
Das Canales die Vorgeschichte zur Südseeballade thematisiert zeugt von einem großen Selbstvertrauen, das er in seine Kunst Geschichte zu erzählen hat. Nach dem band kann ich für mich zumindest sagen: Zu Recht!
Die Zeichnungen von Pellejero wussten mich schon in den Bänden davor mitzunehmen. In seiner Seitenarchitektur gelingt es ihm immer wieder Szenen der Ruhe einzuarbeiten. Corto sinnierend auf der Veranda, Corto alleine am Strand – Panels, die vergrößert jedes Wohnzimmer schmücken würden.
Und schlussendlich noch etwas zur Aufmachung. Es ist vorbildlich, dass die Ausgabe auch bei den neuen Bänden auf redaktionelle Seiten nicht verzichtet. Das Vorwort, einerseits von Maylis de Kerangal und andererseits von Canales verfasst, erfüllt die Vorankündigung. Der Szenarist schreibt: „Ich könnte mir vorstellen, dass Sie hochtrabende Vorworte leid sind, die nach viel klingen und wenig bringen“. Und Canales liefert Einblick in seine Arbeit, die sehr viel Lust auf die kommenden 75 Comicseiten macht.



Fazit:
Ein Corto Maltese in bester Pratt-Tradition. Es macht Spaß dem Kapitän ohne Schiff durch sein Abenteuer zu folgen. Dass es zeitlich vor der „Südseeballade“ angesiedelt ist, birgt doppelten Spaß. Keine musikalische Begleitung bei Corto Maltese. Diese Geschichten verdienen die volle Aufmerksamkeit.



Corto Maltese 15 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Corto Maltese 15

Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs

Verlag:
Schreiber und Leser

Preis:
€ 24,80

ISBN 13:
978-3-96582-034-0

98 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Artwork
  • Aufmachung
  • Vorläufer zur Südseeballade
Negativ aufgefallen
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Bewertung:
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Rezension vom: 02.05.2020
Kategorie: Alben
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