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Comic-Besprechung - 20TH CENTURY BOYS: ULTIMATIVE EDITION 1

Geschichten:
Autor und Zeichner: Naoki Urasawa

Story:
Das Leben von Kenji Endo ist zur Zeit ein recht farbloses und wenig abwechslungsreiches. Er führt den vom Vater übernommenen Laden mehr schlecht als recht und streitet sich tagein tagaus aufgrund mangelnder Umsätze mit der Kettenleitung herum. In diesen tristen Ablauf kommt Bewegung, als er sich plötzlich um das Baby der Schwester kümmern muss, das sie ihm und seiner Mutter auf einen Schlag überlässt und verschwindet.
Im Grunde stellt dieser Moment eine Zäsur im Leben Kenjis dar, denn plötzlich überschlagen sich die Ereignisse. Er wird erschüttert durch den Tod des Freundes aus Kindertagen: Donkey. Dieser, so hat es den Anschein, beging Selbstmord, und Kenji, der dies nicht verstehen kann, versucht herauszufinden, was zu dieser Tragödie führte. Erschwerend kommt noch hinzu, dass Donkey vor seinem Tod Kenji offenbar noch einen Brief zukommen lassen wollte, der ihn erst post mortem erreichte und in dem der verstorbene Freund auf eine Geschichte aus der gemeinsamen Vergangenheit aufmerksam machte, in dessen Zentrum ein geheimnisvolles Symbol steht. Darüber hinaus wird Kenji von der Polizei befragt, weil ein von ihm als Kunde belieferter Professor samt Familie spurlos verschwunden ist.  
Und je mehr Kenji, dem tragischen Tod Donkeys nachgeht, desto mehr erkennt er, dass die Geschichte, in die er und seine weiteren Freunde aus Kindestagen geraten sind, größer ist als alles was sie sich vorstellen konnten.

Meinung:
Als „Meister der Verschachtelung“ wurde Naoki Urasawa erst kürzlich in der neuen Ausgabe des ALFONZ von einer Kollegin bezeichnet. Und in der Tat ist diese Betitelung durchaus gerechtfertigt, gibt doch die Inhaltsangabe dieses ersten Bandes der neuen Edition von 20TH CENTURY BOYS einen kleinen Eindruck davon. Moment. Neue Edition?  Ultimative Edition? Ja, der Titel wird von Panini auf vielfachen Wunsch hin wiederveröffentlicht. Doch warum? Was steckt hinter diesem Manga? Wie ist seine Geschichte, speziell in Deutschland?
Wir schreiben das Jahr 2002 als die Stellung der Manga im hiesigen Comicmarkt gestärkt, ja etabliert ist und unzählige Serien die meist jugendlichen Leser zu begeistern wissen. In dieser Zeit kommt Panini auf die Idee, den bereits in Japan und weltweit erfolgreichen Manga 20TH CENTURY BOYS zu veröffentlichen. Leider schien der Markt dafür noch nicht bereit gewesen zu sein. Zwar veröffentlichte man den Manga und seinen Nachfolger 21ST CENTURY BOYS bis August 2010 komplett. Doch während andere Manga laufend lieferbar waren, wurde dies hier unterlassen. Zu niedrig waren die Absatzzahlen und es wurde als reiner Fandienst und aus Liebe zur Geschichte die komplette Reihe gebracht.
In den vergangenen Jahren wurden die jugendlichen Leser von damals erwachsen, reifer, entwickelten Interesse an anderen Mangas, anderen Stilen, Geschichten. Ebenso erfuhr der Bekanntheitsgrad Urasawas in Deutschland einen enormen Schub. Durch die beinahe Parallelveröffentlichung von MONSTER durch Ehapa, einem Werk, das in 2019 wiederum bei Carlsen neu aufgelegt wird, und vor allem auch Carlsens Veröffentlichungen von PLUTO und BILLY BAT war Urasawa plötzlich in allen Mündern – in denen der Mangaleser, aber eben auch über diesen Horizont hinaus. Doch was macht nun 20TH CENTURY BOYS so besonders? Lange Zeit vor PLUTO und BILLY BAT erschienen, enthält die Geschichte um Kenji und seine Freunde bereits alle Elemente, die Urasawa später noch perfektionierte.
Seine Geschichte spielt über mehrere Zeitebenen, ist verschachtelt und wird nicht chronologisch erzählt. Allein im ersten Band dieser Ultimativen Edition wird zwischen 1969, 1997 und dem 21. Jahrhundert hin- und hergesprungen. Dennoch entfaltet Urasawa seine Geschichte spannend ohne zu langweilen. Im Gegensatz zu seinen späteren Werken kommt man sich bei 20TH CENTURY BOYS zu Beginn noch leicht überfordert vor. Man muss konzentriert lesen, aufgrund der vielen Charaktere und Zeitsprünge. Doch spätestens ab dem dritten Kapitel steckt der geneigte Leser mitten in der Geschichte und wird von den Ereignissen mitgerissen. Die Spannungskurve zieht unweigerlich an und Urasawa lässt einen, einmal geködert, nicht mehr von der Angel. Dabei weiß er stets reale Ereignisse wie die Mondlandung mit Fiktion zu kombinieren. Auch ein typisches Merkmal seiner Art Geschichten zu erzählen: Reale Ereignisse gehen mit fiktiven (unnatürlichen) Elementen Hand in Hand und wirken trotzdem wie aus einem Guss.
Dazu kommt, dass Urasawa sehr westlich angelehnt zeichnet. Ja, man liest noch immer einen Manga, aber Urasawa zeichnet zurückgenommen, trotzdem detailliert. Er bedient sich nahezu gar nicht der übertriebenen Darstellung von Emotionen durch Spielereien, sondern überzeugt vielmehr mit feinen Details. Ein Zug, der vor allem Leser abseits von Mangas zusagen dürfte ohne aber alteingesessene Mangaleser zu vergraulen.
Darüber hinaus ist alleine schon der erste Band dieser Edition mit Reminiszenzen und kulturellen Querverweise gespickt. Urasawa, ein großer Fan von Rockmusik und selbst Musiker, lässt es sich nicht nehmen, dem Comic seinen eigenen Soundtrack zu geben. Die Darstellung der Kindheit seiner Helden ist geprägt von den unterschiedlichsten Mangas, die auch er einst las. Doch man muss die Anspielungen nicht alle erkennen um eine spannende Geschichte zu lesen. Genau das ist die große Kunst von Urasawa. Er erzählt uns im Grunde eine Geschichte über Kindheitsfreunde, die erwachsen wurden und nun in einen Strudel gewaltiger Ereignisse gerissen werden. Und das spannend, unterhaltsam und mitreißend.
Vor diesem Hintergrund kann man die Geschichte um 20TH CENTURY BOYS durchaus als modernen Klassiker ansehen, der es absolut wert ist erneut und ansprechend veröffentlicht zu werden.
Womit wir bei der Veröffentlichung an sich sind. Panini bietet 20TH CENTUY BOYS als „Ultimative Edition“ an. Doch was macht diese Edition ultimativ? Nun in erster Linie, dürften es die zusätzlichen Farbseiten im Gegensatz zu Erstauflage sein. Ebenso wurde das Lektorat einer Überholung unterzogen, und das Format ist größer als bei der Erstausgabe. Ist diese Edition jetzt aber ultimativ? Das liegt im Auge des Betrachters, vor allem in einer Zeit in der man von „Master Editionen“, „Perfect Editions“ und anderen Veröffentlichungen förmlich erschlagen wird. Paninis Ausgabe erscheint im Softcover mit einem Schutzumschlag, also kein Hardcover wie Manga Cults Ausgaben der Master Editionen, aber eben auch kein verstärktes Softcover wie beispielsweise die Perfect Edition von Carlsens Battle Angel Alita.
Das hätte es auch nicht sein müssen, aber eine Orientierung an der amerikanischen Perfect Edition von Viz LLC hätte es schon sein dürfen, die wie auch schon bei Monster in einem festeren, stabileren Softcover erschien und etwas dickeres Papier besitzt, durch das die Rückseite nicht durchscheint.
Vor allem der Schutzumschlag der Panini-Ausgabe weiß aber leider nicht zu überzeugen. Ja, es ist eine schöne grafische Spielerei, jedoch nervt es einfach, dass er nicht sauber mit dem Format des Comics abschließt, sondern sich wohl bei dem Einschweißvorgang verzogen hat.
Ist die Ausgabe also eine „Ultimative Edition“? Im Vergleich zur alten vergriffenen Veröffentlichung definitiv ja. Hätte es ohne größeren Aufwand besser sein können, zumal es mit 19 € Kaufpreis keine billige Veröffentlichung  ist– definitiv auch ja.
Ist diese Edition trotzdem dem geneigten Fan zu empfehlen – definitiv ein großes JA, denn die Geschichte ist einfach zu gut, und die positiven Aspekte auf der Habenseite, wie zusätzliche Farbseiten, größeres Format, überarbeitetes Lektorat überwiegen einfach die Kritikpunkte.

Fazit:
Panini kommt dem Wunsch vieler Fans nach und (wieder)veröffentlicht einen weiteren Klassiker aus der Hand Urasawas. Zwar hat dieser bei 20TH CENTURY BOYS noch nicht die ganz große Klasse erreicht wie bei Pluto oder Billy Bat, dennoch bietet er auch hier schon Unterhaltung weit über dem Durchschnitt, die sowohl Mangaveteranen wie auch Neulinge in ihren Bann ziehen dürfte.
Leider ist die Veröffentlichung von Panini nicht so ultimativ, wie es der Beiname dieser Edition glauben machen will. Der Schutzumschlag ist ein schönes grafisches Detail, in seiner derzeitig fehlerhaften Umsetzung aber nutzlos. Das Softcover hätte gerne etwas stabiler und das Papier weniger durchlässig sein dürfen. Dennoch hat Panini aber auch Punkte auf der Habenseite, wie zusätzliche Farbseiten, größeres Format und überarbeitetes Lektorat im Vergleich zur Erstveröffentlichung. Diese Aspekte und das man eine großartige Geschichte endlich wieder auf Deutsch lesen darf, rechtfertigen eine Kaufempfehlung.
Zum Prädikat „Klassiker“ reichte es in dieser Form aber leider nicht.

20TH CENTURY BOYS: ULTIMATIVE EDITION 1 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

20TH CENTURY BOYS: ULTIMATIVE EDITION 1

Autor der Besprechung:
Martin Ebert

Verlag:
Panini

Preis:
€ 19,00

ISBN 10:
9783741608780

ISBN 13:
9783741608780

420 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • tolle Geschichte
  • glaubhafte Charaktere
  • größeres Format
  • neue zusätzliche Farbseiten
  • überarbeitetes Lektorat
Negativ aufgefallen
  • schlechter und unnützer Schutzumschlag
  • etwas dünnes Papier, das die Zeichnungen durchscheinen lässt
  • etwas zu "softes" Softcover
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 08.01.2019
Kategorie: Mangas
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