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Comic-Besprechung - Das Konzil der Bäume

Geschichten:
Autor: Pierre Boisserie, Zeichner und Farben: Nicolas Bara

Story:
Irgendwann in einem fiktiven 18. Jahrhundert werden die Agenten Duprey und Hartcourt zum Präsidenten des „Öffentlichen Ministeriums für Privatangelegenheiten“ bestellt. Sie sollen den mysteriösen Umständen nachgehen, die sich im königlichen Hospital ereignen, das von Herrn Ziehfuss, einem Freund des Präsidenten geleitet wird. Seit geraumer Zeit schlafwandeln dort die untergebrachten Waisenkinder. Mit traumwandlerischer Sicherheit erklimmen sie das Dach des Hospitals, um dann dort, wie von einem fremden Willen gelenkt, seltsame Tänze aufzuführen und Choräle anzustimmen.

Meinung:
„Besessene Kinder, blutende Bäume und höllenhafte Steampunk-Maschinen: »Das Konzil der Bäume« vereinigt alle Zutaten einer viktorianischen Horrorstory zu einem Comicerlebnis, das sowohl von seiner dichten Atmosphäre als auch von den dynamischen Dialogen der Hauptcharaktere lebt.“  Dieser Satz steht auf dem Backcover des Bandes.

Und bis auf die Steampunk-Maschinen gibt der Satz einen guten Eindruck darüber, was den geneigten Genre-Freund erwartet, wenn er sich für diesen Comic entscheidet.
Szenarist Boisserie und Zeichner Bara schicken ins ein fiktives (wahrscheinliches, denn es wird nie genau benannt) 18. Jahrhundert, in dem die Agenten Duprey und Hartcourt die oben beschriebenen Vorgänge aufklären sollen.
Viel erfährt man in diesem Band noch nicht über die vorherrschenden Gesellschaftsverhältnisse. Es wird weder auf wirtschaftliche noch politische, wissenschaftliche oder gesellschaftliche Zustände näher eingegangen – zumindest nicht auf direktem Wege. Unterschwellig wird aber erkennbar, dass die Gesellschaft noch stark von den Männern geprägt ist. Einzig Agentin Hartcourt bringt hier frischen, rebellischen Wind in die eingefahrenen Strukturen. Tritt sie doch sehr selbstbewusst und emanzipiert auf. Ständig in einer Mischung aus Männerkleidung und bewusster Weiblichkeit wird sie von Bara dargestellt. Vordergründig ist sie aber einfach eine intelligente Frau, die zudem noch mit empathischen Fähigkeiten ausgestattet ist. Dagegen kommt Duprey eher bieder als der typische Wissenschaftler daher, der alles erforschen muss und nur logische Schlussfolgerungen gelten lässt, auch wenn sie paranormale Elemente aufweisen. Dass es zwischen diesen beiden, für den Leser sehr sympathischen Charakteren, irgendwann knistern muss, ist folglich so sicher, wie die Tatsache, dass die beiden Comicschaffenden nicht nur vom Steampunk inspiriert wurden. Viktorianischen Horrorgeschichten oder Gothic-Horror-Filmen aus dem ehrwürdigen Hammer Studios scheinen es den beiden ebenso angetan zu haben.

Die ganze Geschichte, jede Seite atmet die Atmosphäre dieser legendären Filme. Würde das Comic verfilmt werden, so könnte es ein geistiger Bruder von Tim Burtons „SLEEPY HOLLOW“ werden. Nahezu kein heute noch aktiver Filmschaffender vermag es in seinen Filmen Grusel mit kauzigen und doch liebenswerten Figuren und Humor zu vereinen. Und in der Tat ist dies ein bemerkenswerter Pluspunkt in Boisseries Geschichte. Denn obgleich sie sehr atmosphärisch und flott erzählt wird: Bei objektiver Betrachtung bleibt eigentlich nur Standardkost, die aber durch die Figuren und das Zusammenspiel der bekannten Zutaten doch über den Durchschnitt der Fantasy-/Gruselkost springt. Was den Band aber zu etwas Besonderem werden lässt, sind die dynamischen Zeichnungen von Nicolas Bara. Anfangs noch gewöhnungsbedürftig, entfalten sie schon nach wenigen Seiten eine Sogwirkung. Und bei genauer Betrachtung fällt auf, dass die oben beschriebene Atmosphäre erst durch die Zeichnungen Baras entsteht. Der Leser kann sich kaum des Eindrucks erwehren, er lese einen Comic gewordenen Film aus den Hammer Studios oder von Tim Burton – eben wegen der verwendeten Perspektiven und der Wechsel von diesen.
Dabei sind bei Baras Stil durchaus Anleihen zu Regis Loisel zu beobachten, ohne dass er diesen kopiert.

Zur Geschichte selbst ist noch zu sagen, dass sie in sich abgeschlossen ist. Es würde aber verwundern, wenn bei zu erwartendem Erfolg kein Nachfolger erscheint, denn Potenzial bieten die hier eingeführten Figuren und Mechanismen allemal.

Abschließend ist zu sagen, dass der Band im von SPLITTER gewohnten Albenformat aufgelegt wurde und die dem Verlag eigene Qualität auch hier geboten wird. Papier und Aufmachung bieten keinen Ansatz zur Kritik. Einzig der Mangel von jeglichem Bonusmaterial bietet Anlass zur Kritik.

Fazit:
Das Konzil der Bäume bietet dem geneigten Grusel-/Horrorgenre-Freund sympathische Figuren, die durch eine atmosphärische, leider leicht spannungsarme Geschichte wandeln. Dem zu Trotz punktet diese aber durch ihre temporeiche Inszenierung, sodass zu keiner Zeit Langweile aufkommt. Das Besondere an diesem Band sind die Bilder Baras. Sie lassen die alten Hammer-Filme lebendig werden und tragen stark zur Atmosphäre der Geschichte bei.
Demnach kann dieser Band allen Liebhabern von viktorianischen Gruselgeschichten, kauzigen Charakteren und Liebhabern von Tim Burton-Filmen ans Herz gelegt werden. Für alle anderen lohnt es sich mindestens mal „reinzuschauen“.

Das Konzil der Bäume - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Das Konzil der Bäume

Autor der Besprechung:
Martin Ebert

Verlag:
Splitter Verlag

Preis:
€ 15,80

ISBN 10:
3962191437

ISBN 13:
9783962191436

64 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • zu Beginn gewöhnigsbedürftig, dann aber fantastische Zeichnungen
  • kauzige, liebenswürdige Charaktere
  • angenehmer unaufgeregter Humor
  • temporeiche Inszenierung
  • gewohnt tolle Haptik des Hardcovers
Negativ aufgefallen
  • für ein Grusel-/Horrorcomic zu wenig Grusel oder Horror
  • kein Bonusmaterial
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2
(2 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 25.10.2018
Kategorie: Alben
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