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Comic-Besprechung - Die zwei Leben von Balduin

Geschichten:
Die zwei Leben von Balduin
Autor / Zeichner: Fabien Toulmé, Colorist: Valérie Sierro


Story:
Balduin ist Single, dreißig Jahre alt und steckt in einer beruflichen Sackgasse. Seine Träume hat er schon längst aufgegeben, auch wenn sein Bruder Luc, das genaue Gegenteil von Balduin, ihn ständig damit nervt sie noch zu verwirklichen. Eines Tages bekommt Balduin die schockierende Diagnose das er Krebs hat und ihm nicht mehr viel Zeit bleibt. Zusammen mit Luc macht er sich nun daran, dass Leben noch auszukosten.


Meinung:
Die zwei Leben von Balduin ist eine wunderbare Graphic Novel. Zeichnerisch ist sie ganz klassisch im Stile der ligne laire gehalten. Sprich: es gibt nicht viel Zierrat, kaum Details und die Hintergründe sind ausgespart wenn ihr Inhalt nicht zwingend zur Handlung gehört. Es gelingt hier aber die Zeichnungen nicht steif wirken zu lassen, sondern der Zwiespalt des Stiles passt gut zu der Handlung. Die Kargheit und die Reduktion der Zeichnungen versprühen oft eine gewisse Trostlosigkeit da sie eine Leere verdeutlichen, die oftmals während der Lektüre vom Leser selber gefüllt wird (wie das etwa bei Tim und Struppi der Fall ist). Sie kann aber eben auch die seelische Leere verdeutlichen wie hier diejenige vom Anti-Helden Balduin. Später, gegen Ende der Entwicklung, steht die ligne claire dann für Lebendigkeit, für eine gefundene Leichtigkeit welche alles Eintönige vergessen macht. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Farbgebung. Die erste Hälfte ist meistens in blau und grau gehalten und spiegelt gut die Trostlosigkeit des Alltags wieder und zieht den Leser hinein in die Stimmung von Balduin. Im Laufe seiner Entwicklung werden die Farben dann immer heller und bunter und evozieren damit die jeweilige Stimmung.

Inhaltlich ist die Graphic Novel nicht wirklich innovativ. Balduin steckt in seinem Alltagsleben fest. Auch wenn er unzufrieden ist und seine Träume anscheinend beerdigt hat, fehlt ihm die Motivation etwas an seinem Leben zu ändern. Die Versuche seines unkonventionellen Bruders ihn wachzurütteln, wehrt er meist ab. Doch dann erfährt Balduin, dass er an Krebs erkrankt ist und ihm nicht mehr viel Zeit bleibt. Angesichts der ganzen verpassten Chancen nimmt er nun das Hilfeangebot seines Bruders an und reist sogar mit ihm nach Afrika. Wenn angesichts des nahenden eigenen Todes das Leben gefeiert wird, so ist das im Grunde ein uraltes Thema. Allerdings zählt in der Geschichte dann die Details, die Feinheiten und wie sehr der jeweilige Leser sich emotional daran beteiligen kann. Also ob es sein Lebensgefühl, seine Wirklichkeit und die Gesellschaft in der er oder sie lebt widerspiegelt. Das uralte Motiv des Memento Mori wieder hier also wieder aufgegriffen.  Man findet es in der aktuellen Populärkultur immer wieder. Der Tod naht und der Betroffene denkt über sein Leben nach.

Unabgeschlossenes  wird erledigt, die Verwirklichung von Träumen angegangen und ein Wagnis eingegangen. Schließlich hat man nichts mehr zu verlieren. Man mag das für ein Klischee halten, aber es ist ein wichtiges Thema. Nicht nur als Reflektion über die Gesellschaft, etwa die Entmenschlichung durch die Arbeit oder wie sehr die Ökonomie die Träume zu unterdrücken vermag, sondern auch um den Leserinnen und Lesern einen Spiegel vorzuhalten. Hier sind die Charaktere so sympathisch und realistisch und die erlebten Abenteuer so sehr im Bereich des Möglichen und Realen verankert, dass man jeden Schritt, jede Wendung akzeptiert.  Die Geschichte, die Figuren und die Zeichnungen  packen einen und man beginnt unwillkürlich selber Bilanz zu ziehen und kann so noch mehr mitfeiern und mitfiebern. Trotz des düsteren Themas herrscht sogar ein gewisser Humor vor und man spürt die Liebe zum Leben und vergisst wie der Held sogar in den guten Momenten das drohende Ende. Man möchte „Ja“ zum Leben sagen und im Grunde selbst sogar die Koffer packen und jede Möglichkeit nutzen. Wie schnell kann also alles vorbei sein. Ja, vielleicht könnte in diesem Sinne sogar ein Comic vorliegen der einem hilft, das eigene Leben zu verändern. Und welcher kann das schon von sich behaupten?


Fazit:
Ein wunderbarer Comic, der einen in den Bann zieht und dazu bringt "Ja" zum Leben zu sagen. Und welcher Comic kann das schon?

Die zwei Leben von Balduin - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die zwei Leben von Balduin

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Avant Verlag

Preis:
€ 30

ISBN 10:
3945034779

ISBN 13:
978-3945034774

242 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Zeichnungen und Farbgebung
  • Bejahung des Lebens
  • Verzicht auf Kitsch
  • Figuren werden ernst genommen
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 19.12.2017
Kategorie: Independent
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