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Comic-Besprechung - Bataclan - Wie ich überlebte

Geschichten:
Bataclan - Wie ich überlebte
Autor / Zeichner: Fred Dewilde


Story:
Fred Dewilde ist ein Illustrator der in Paris lebt. Eines Abends entschliesst er sich mit einigen Freunden in ein Konzert zu gehen. Kaum einer kann ahnen, dass es an diesem Abend zu einem Terroranschlag kommen wird auch das Leben der Überlebenden zerstören wird.


Meinung:
Manche Comics entziehen sich nahezu einer Rezension. Zum einen betrifft das die Form an sich und zum anderen den Inhalt. Bataclan – Wie ich überlebte ist so ein Comic.

Wobei man den Band eigentlich gar nicht als richtigen Comic bezeichnen kann. Denn nur etwa die ersten zwanzig Seiten sind gezeichnet und erzählen visuell eine Geschichte. Der Rest ist ein längerer Prosatext. Rein formal gesehen ist Bataclan also ein Hybrid und kein reiner Comic. Im Text wird das ansatzweise erklärt. Der Autor und Zeichner Fred Dewilde ist nämlich kein Comiczeichner, sondern hauptsächlich als Illustrator tätig. Zwar ist er ein Comicfan, aber bislang hatte er nie eine sequenzielle Erzählung geschaffen. Doch hier war ihm das ein Ausweg. Er hatte die Möglichkeit Bilder aus dem Kopf zu bekommen, indem er sie auf Papier bannte und ihnen so ansatzweise den Schrecken zu nehmen.

Womit man bei dem inhaltlichen Aspekt wäre. Fred Dewilde war bei dem Konzert der Rockgruppe „Eagles of Death Metal“ am 13. November 2015 im Bataclan. Der Abend des Terroranschlags an dem vier Terroristen den Club stürmten und das Feuer eröffneten und Sprengsätze zündeten. Über 80 Menschen starben und viele wurden verletzt. Einer der Überlebenden ist Fred Dewilde der sich tot stellte und zwei Stunden in einer Ausnahmesituation zubrachte die sein Leben veränderte. Der Band Bataclan ist ein Schritt auf seinem Weg mit dem posttraumatischen Stress-Syndrom fertig zu werden. Insofern reiht er sich ein mit den eindrucksvollen Bänden Katharsis von Luz und Die Leichtigkeit von Catherine Meurisse welche beide den Anschlag auf Charlie Hebdo überlebten und die Form des Comic bzw. der Cartoons nutzten, um die Folgen aufzuarbeiten.

Diese Vorgehensweise ist wichtig. Nicht nur für die Schaffenden an sich, sondern auch für Außenstehende denen so nahegebracht wird was Überlebende durchmachen und wie sich ein Stresssyndrom eigentlich äußert. Meistens nimmt man anhand der Nachrichten bei solchen Geschehnissen nur die Anzahl der Todesopfer wahr und ist schockiert, aber das Trauma der Überlebenden wird bei den Nachrichtensehern oft vergessen, da das Blut das Leben überdeckt. So ergeht es nämlich den Traumatisierten welche grauenvolle Dinge ansehen mussten. Dewilde kann sich zum Beispiel nicht an den Anblick des Clubs unmittelbar nach dem Anschlag erinnern. Als er in Sicherheit war, sah er sich nach seinen Freunden um und konnte so die Leichen, die Verwundungen, die zerfetzen und abgerissenen Gliedmaßen sehen. Aber geistig herrscht bei ihm eine  Blockade und er kann diese Bilder nicht abrufen. Ein Selbstschutz des Gehirns, weil die Seele nicht damit fertig wird. Wie soll man dann so einen Band besprechen? Man traut sich nicht etwas Negatives zu sagen, da man befürchtet dem und den Überlebenden und vor allem den Opfern nicht gerecht zu werden. Dewilde redet dann auch nur von sich, was der richtige Weg ist, denn Pauschalisierungen sind gefährlich und darauf geht er auch ein. Er schildert was das Attentat bei ihm ausgewirkt hat und nicht bei anderen.

Es fällt schwer, als Leser Distanz zu wahren. Die Zeichnungen sind beeindruckend und der Schwarz-Weiß gehaltene Bildanteil ertrinkt manchmal geradezu in der Schwärze. Die Entscheidung die Terroristen als todbringende Skelette darzustellen mag auf den ersten Blick plakativ wirken. Aber Dewilde hatte nie ihre Gesichter sehen, sondern er stellt sie als dar was sie bedeuten: die Todbringer, apokalyptische Reiter ohne Pferde. Als Comicleser hätte man sich später einen größeren Bildanteil gewünscht, aber wie soll es bebildert werden, wenn es um die Seele geht? Wenn Dewilde nur die Wörter hat, die ihm schwer genug fallen, da er keine Erfahrung als Comiczeichner besitzt? So bleibt bei dem Leser eine gewisse Distanz, worüber man aber auch dankbar ist, denn zu grauenvoll ist das was Dewilde berichtet, aber indem er davon erzählt erfährt man wie es Überlebenden geht, kann deren Verhalten einordnen und dementsprechend mit ihnen umgehen. Und das ist ein sehr wichtiger Aspekt, weswegen man den „Comic“ auf jeden Fall lesen sollte.


Fazit:
Nur bedingt kann man den Band als Comic bezeichnen, was aber niemanden abschrecken sollte ihn zu lesen. Es wird nachvollziehbar gemacht wie sich Überlebende fühlen und wie sich ein Posttraumatisches Streßsyndrom äußert. Ein wichtiger und eindrucksvoller Comic.


Bataclan - Wie ich überlebte - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Bataclan - Wie ich überlebte

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 16,99

ISBN 10:
3741604437

ISBN 13:
978-3741604430

50 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • nachvollziehbar gestaltet
  • eindrucksvolle Zeichnungen
  • Vermeidung Pauschalisierungen
Negativ aufgefallen
  • formal nicht konsequent
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(5 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 10.12.2017
Kategorie: Alben
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