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Comic-Besprechung - Nick Cave – Mercy on me

Geschichten:
Text und Zeichnungen Reinhard Kleist

Story:
Bei „Nick Cave – Mercy on me“ handelt es sich um keine klassische Biographie in Comicform. Vielmehr bringt uns Kleist vor allem das Werk des australischen Ausnahmekünstlers nahe. Zwar nimmt der Comickünstler seine Leser mit auf eine Reise zu den Bands „The Boys Next Door“ oder den einflussreichen „The Birthday Party“, er taucht ein in die Punkszene der späten 1970er- und frühen 1980er-Jahre, aber im Mittelpunkt der Geschichte stehen die Texte von Nick Cave und nicht er als Mensch. 


Meinung:
Reinhard Kleist hat in den letzten Jahren eine Form des Erzählens für sich entdeckt, die seine Comics „Made in Germany“ weit über unsere Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht hat: die Comicbiographie. Nach Werken zu beispielsweise Johnny Cash, Fidel Castro, Hertzko Haft und Samia Yusuf Omar, widmet er sich nun also Nick Cave. Allerdings unterscheidet sich seine Darstellung wesentlich von der in anderen Werken, denn bei „Nick Cave – Mercy on me“ ging es ihm weniger um die genaue Darstellung von biographischen Details, als vielmehr um ein Aufsaugen der Kunst des australischen Musikers, Poeten, Drehbuchautors, Schriftstellers und Schauspielers. Dieser Intention folgend, wird sein Leben auch nicht chronologisch wiedergegeben, sondern fragmentarisch und dabei unterbricht Kleist immer wieder den logischen Fortgang der Ereignisse.
Eine Überlegung scheint dem deutschen Zeichner und Szenaristen ganz am Anfang beschäftigt zu haben: Rockmusiker verkaufen mehr als nur ihre Stimme, eine Melodie oder ein Gitarrenriff. Sie verkaufen sich – und zwar nicht das reale Abbild, sondern das Image von sich, das entworfene Abbild. Wer Bruce Springsteen hört, will glauben, dass er ein harter Arbeiter ist, wer die Rolling Stones hört, will einfach, dass sie den Traum von Sex, Drugs and Rock ´n Roll leben und wer Rammstein hört, will, dass die Musik von bösen Jungs gemacht wird. Dies hat aber alles nichts mit der Realität zu tun. Springsteen ist mehrfacher Millionär und die Stones und Rammstein sind alte Daddys, die samstags den Rasen mähen.
Was bei einer Ikone wie Cash noch funktioniert, kann bei einem Musiker wie Nick Cave nur schief gehen: die realistische Darstellung seines Lebens. Kleist leistet deshalb in seinem neuen Comicband viel mehr, als beispielsweise bei Cash. Er taucht gemeinsam mit dem Leser in die Welt von Nick Cave ein. Er schildert uns seine Lyrik und erklärt sie uns mit seinen Zeichnungen. Er entführt uns in das Abbild von Nick Cave, so wie der Künstler gesehen werden will. Und damit bringt er uns auch den Sänger ein ganzes Stück näher. Man kann nur erahnen, wie viele Stunden der deutsche Comickünstler die Platten des australischen Barden zuhause gehört hat, bis ihm die inspirierenden Bilder zu seinen Texten einfielen.
Denn besonders stark ist der Band in den Passagen, in denen Kleist sich als Erzähler zurücknimmt und seine Bilder zu den Texten von Nick Cave wirken lässt. Hier gehen Text und Bilder eine faszinierende Symbiose ein: der düstere Strich des Zeichners und die dunkel metaphorischen Texte des Poeten. Ich muss gestehen, dass ich bei der Musik von Cave kein Experte bin, aber in genau diesen Passsagen wünschte ich mir, ich wäre einer. 
Das Artwork von Kleist ist in jedem Panel mitreißend. Mitunter treibt er den Leser nur mit seinen Zeichnungen tiefer hinein in die Welt des Musikers. Und dazwischen immer wieder Bilder, die zum Ausschneiden und Einrahmen schön sind. Der Verlag tat gut daran, und es kommt ganz sicher auch nicht von ungefähr, parallel zum Comic ein 96-seitiges Artbook zum Band herauszugeben. Die Kraft seiner Bilder reicht aus, dass sie nicht als Panels eines Comicbandes wahrgenommen werden müssen, sondern für sich alleine stehen können.


Fazit:
„Nick Cave – Mercy on me“ ist ein Comicband, der sich nicht nur für Fans des australischen Sängers eignet. Kleist lässt den Leser in die düstere Poetik eines Künstlers eintauchen und hilft dem Leser beim Verständnis seiner metaphorischen Ausdrucksweise. Nach Navid Kermanis „Das Buch der von Neil Young Getöteten“ dürfte kein Künstler einem anderen Künstler je wieder so nahe gekommen sein.


Nick Cave – Mercy on me - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Nick Cave – Mercy on me

Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs

Verlag:
Carlsen

Preis:
€ 24,99

ISBN 13:
978-3-551-76466-9

328 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Symbiose Text/Bilder
  • Artwork von Kleist
  • Beschränkt sich nicht auf biographische Daten
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 08.12.2017
Kategorie: Alben
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