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Comic-Besprechung - Jeremiah 35

Geschichten:
Kudy Malloy und Mama Olga
Text und Zeichnungen:Hermann


Story:
Kurdy schleicht durch ein Getreidefeld auf eine Ranch zu. Hier hat Mama Olga das Sagen. Für ein bisschen Essen und einen Schlafplatz lässt sich der Rumtreiber bei ihr nieder. Dabei sind seine Gedanken nicht ausschließlich auf sein leibliches Wohl gerichtet: Denn unweit des Gehöfts von Mama Olga befindet sich ein sogenanntes Erziehungslager. Und in diesem ist Kurdys Freund Chorizo inhaftiert, mit dem er ein Ding gedreht hat. Mama Olga will Kurdy helfen unerkannt ins Lager rein und raus zu kommen und erwartet dafür im Gegenzug Drogenkurierdienste von ihm. Kurdy lässt sich auf den Deal ein und trifft auf eine abgeschottete Gesellschaft innerhalb des Lagers, die nach ganz eigenen Regeln funktioniert.



Meinung:
35 Bände zählt mittlerweile die postapokalyptische Serie des Belgiers Hermann Huppen. Zunächst das Auffälligste am aktuellen Jeremiah-Band: Der titelgebende Held spielt keine Rolle. Er kommt weder in irgendeinem Panel vor, noch wird er namentlich irgendwo erwähnt. Band 35 ist eine Kurdy-Geschichte. Schon einmal in der fast 40-jährigen Geschichte der Serie – die erste erschien 1978 – gingen die beiden Protagonisten getrennte Wege. Damals allerdings erfolgte die Trennung der beiden aufgrund unterschiedlicher Lebensauffassungen – eine Frauengeschichte. Im neuen Band fehlt Jeremiah einfach. Ich habe mir auch den Vorläufer „Jungle City“ noch einmal vorgenommen, um zu sehen, ob ich möglicherweise etwas vergessen habe. Aber nein. In Band 34 fahren Jeremiah und Kurdy gemeinsam auf ihren Motorrädern eine staubige Straße entlang in den Sonnenuntergang. So, wie es sein sollte!
Nun also ein Abenteuer ohne Jeremiah. Möglicherweise brauchte Hermann einfach mal ein bisschen Pause von seinem Helden. Das wäre nur zu verständlich, denn der Albenausstoß, den der mittlerweile 79-jährige Zeichner und Szenarist hinlegt ist außerordentlich. Nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau sind die Zeichnungen Hermanns. Er versteht es einfach die durchtriebenen, hässlichen und undurchschaubaren Menschen, die seine Geschichten bevölkern, in grandiose Bilder einzufangen.
Aber natürlich hat, wie bei fast allen Bänden, die der Künstler auch als Szenarist betreut, die Geschichte ihre Schwächen. Obwohl es da nicht an witzigen Einfällen mangelt. Hermann, der Wallone und der deutschen Sprache fehlerlos mächtig, dürfte sich auch im Bereich der deutschen Literatur bestens auskennen. Sein kleines Augenzwinkern in Richtung des verstorbenen Literaturnobelpreisträgers Günther Grass zu Beginn der Geschichte also kein Zufall. Denn wie auf den ersten Seiten des Romans „Die Blechtrommel“ hastet Kurdy über ein Feld und muss sich unter den Röcken eine alten Frau verstecken. Allerdings kommt Hermann ohne die bei Grass so berühmte Sexszene dabei aus. Stattdessen kommt Kurdy nach Luft hechelnd wieder zum Vorschein und Mama Olga sagt ihm, dass sie keine Beschwerden hören will, dass sie nun mal kein Bad da habe. 
Auch das einer der dümmlichen, aber dafür umso brutaleren und menschenverachtenden, Insassen des Erziehungslager in einem Donald Trump T-Shirt rumläuft, ist sicherlich alles andere als ein Zufall. Zumal alle anderen Personen mit mehr oder weniger farblosen Klamotten dargestellt werden. Auch dies, ein lustiger Einfall.
Allerdings gibt es auch einiges, was der Leser mit dem Gedanken „Schon mal gelesen“ quittieren wird. Beispielsweise die Charakterisierung von Mama Olga. Wie viele von Hermanns Personen, die im Jeremiah-Kosmos auftreten, kann sie mit den Begriffen „leicht dämlich aber weitestgehend harmlos“ beschrieben werden. Sie ist selbstverständlich kein guter Mensch, aber dann doch nicht so durchtrieben oder hinterhältig, dass wir sie komplett ablehnen würden. Und – ebenfalls ein typisches Stilmittel des Belgiers – finden wir auch in der 35. Ausgabe von Jeremiah das arme Schwein, das von allen gehänselt und gequält wird.



Fazit:
Der 35. Jeremiah-Band ist gutes Handwerk, das mit dem Fehlen von Jeremiah sogar etwas völlig unerwartetes bietet. Allerdings sind die handelnden Personen leicht zu durchschauen und Hermann bleibt seiner Charakteristik treu. Der Band sei allen Fans des Zeichners und der Serie empfohlen, denn er bietet genau das, wofür die Serie steht.


Jeremiah 35 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Jeremiah 35

Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs

Verlag:
Erko-Verlag

Preis:
€ 14,95

ISBN 13:
978-90-89821-22-5

48 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Brilliant gezeichnet
  • Witzige Einfälle
  • Spannend
Negativ aufgefallen
  • Stereotype Charaktere
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 30.09.2017
Kategorie: Alben
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