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Comic-Besprechung - Die geheimnisvollen Städte – Das schräge Mädchen

Geschichten:
Text Benoît Peters
Zeichnungen: Francois Schuiten


Story:
Mary von Rathen ist ein ganz normales halbwüchsiges Mädchen, das sich gerne amüsiert. Sie ist lebenslustig, treibt ihre Eltern in den Wahnsinn und ist deshalb umso erfreute, als sie bei einem Jahrmarktbesuch auf einer waghalsigen Achterbahn mitfahren kann. Allerdings ist sie beim Ausstiegen nicht mehr das gleiche Mädchen. Denn Mary ist nun schief. Sie steht schief, sie geht schief und bringt dadurch ihre Eltern in eine schreckliche Verlegenheit. Alle Mediziner sind ratlos und schieben die Schieflage von Mary auf eine ihrer Marotten. Erst der extrovertierte Gelehrte Wappendorf erkennt die Ursache des Übels: Ein dunkler Planet ist schuld an ihrem Schiefstand. Seine Anziehungskraft wirkt sich auf Mary aus. Damit Mary wieder ein gerades Mädchen wird, schlägt Wappendorf eine gemeinsame Reise zu diesem Planten in Jules Verne-Manier vor.



Meinung:
Der Hamburger Verlag „Schreiber und Leser“ setzt seine Neuedition der „Geheimnisvollen Städte“-Reihe fort. Neuestes Produkt ist „Das schräge Mädchen“, das seinerzeit als „Mary“ herauskam. Stellt sich gleich zu Anfang die Frage, ob es zur vorherigen Ausgabe, die seinerzeit bei Feest erschienen war, irgendwelche Änderungen gibt. 
Zunächst wurde auch diese Geschichte von dem Duo Schuiten/Peeters überarbeitet. Dies zeigt sich in drei zusätzlichen Seiten, die im Vergleich zur Originalausgabe von 1996 hinzugekommen sind. Parallel zur gezeichneten Comicgeschichte im Kosmos der fiktiven „Geheimnisvollen Städte“, wird auch eine Geschichte in der realen Welt als Fotocomic erzählt. Und genau auf dieser Ebene sind drei Seiten hinzugekommen. Für das Gesamtverständnis der Geschichte nicht von zentraler Bedeutung, aber ein Teil davon.
Viel wichtiger und für einen Kauf entscheidender, selbst wenn man die alte Feest-Ausgabe noch im Regal stehen hat, ist die Tatsache, dass der Verlag komplett neu übersetzen ließ. Und das tut dem Werk richtig gut. Bei der alten Feest-Ausgabe „Mary“ passten Zeichnungen und Text nie wirklich zusammen – sie bildeten keine klare Einheit. Die Welt von Schuiten und Peters ist eine Welt des Jugendstils, der Verschnörkelungen und des verspielten. Dazu passt aber keine direkte und harte Sprache. Dieser Fehler wurde in der Neuausgabe nun endlich behoben. Eine blumigere Sprache legt sich sanft in die Panels und bildet die Einheit, die Bild und Text im Comic per Definition haben sollten.
Die Geschichte von „Das schräge Kind“ – dem sechsten Band der Serie – ist ein typischer Peeters Plot. Das Grundmuster nimmt bereits wesentliche Handlungsstränge des folgenden Bandes („Licht und Schatten“ – bereits neu aufgelegt) vorweg. Wie aus dem Nichts heraus hat ein Mensch plötzlich Symptome, die ihn aus der Gesellschaft ausgrenzen. Bei „Licht und Schatten“ ist es das Fehlen des Schattens und bei „Das schiefe Kind“ ist es eben die Schieflage. Herrlich sind gerade die ersten Seiten, in denen die Ärzte noch nach Lösungen für das Unglück suchen. Es ist der surreale Ansatz der Serie, der sie so lesenswert macht. Anstatt völlig den Verstand zu verlieren, ob der physischen Unmöglichkeit, bleiben alle Erwachsenen ruhig und deuten die Schieflage von Mary lediglich als eine Art Rebellion des Kindes. „Das wundert mich nun wirklich nicht, dieses Kind war schon immer etwas unausgeglichen“, konstatiert dann auch dementsprechend ein Arzt gegenüber dem Vater. (in der Feest-Ausgabe: „Das wundert mich nicht – die Kleine war nie sehr ausgeglichen“)
Dieser Einbruch in das Alltägliche machen die Geschichten von Peeters – grandios in Szene gesetzt von Schuiten – so besonders und lesenswert: Wie verhalten wir uns angesichts des Unerwarteten, des Fremden? Wie gehen wir mit Menschen um, die nicht zu 100 Prozent unseren Vorstellungen entsprechen? Wie betrachten wir Außenseiter? Schuiten und Peeters liefern mit „Das schräge Mädchen“ eine Parabel, die auch über 20 Jahre nach ihrem ersten Erscheinen nichts an Aktualität verloren hat.


Fazit:
„Das schräge Mädchen“ ist ein Lesegenuss aller erster Güte. Die Geschichte ist surreal, witzig und nachdenklich. Die Zeichnungen haben das gewohnt hohe Niveau von Schuiten und mit der Neuübersetzung stimmt jetzt auch das Zusammenspiel von Bild und Text. In jedem Fall eine Kaufempfehlung auch wenn die Feest-Ausgabe schon im Regal steht.


Die geheimnisvollen Städte – Das schräge Mädchen - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die geheimnisvollen Städte – Das schräge Mädchen

Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs

Verlag:
Schreiber und Leser

Preis:
€ 27,80

ISBN 13:
978-3-946337-27-0

168 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Gute, neue Übersetzung
  • Tolle Aufmachung
  • Vielschichtiger Plot
  • Tolle Zeichnungen
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 02.07.2017
Kategorie: Alben
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