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Comic-Besprechung - Wunderland

Geschichten:
Wunderland
Autor / Zeichner: Tom Tirabosco


Story:
Der spätere Zeichner und Autor Tom Tirabosco kommt als Sohn eines italienischen Vaters und einer Mutter aus der Schweiz zur Welt. Die Kindheit wird nicht nur überschattet von den Streitereien seiner Eltern die sich an den unterschiedlichen Temperamenten entzünden, sondern auch von der körperlichen Behinderung seines Bruders.


Meinung:
Wunderland ist eine Graphic Novel in der klassischen Definition von Will Eisner. Eisner wollte für ihn untypische Geschichten erzählen und mehr aus seinem eigenen Leben schöpfen. Das war thematisch weit weg von seiner Erfolgsserie The Spirit und so wollte er wohl ein neues Etikett, um es inhaltlich und formal abzugrenzen. Aber die Definition ist etwas problematisch, da er sich auf autobiographisches beschränkt.

Und doch fällt eben Wunderland genau in diese Kategorie und ist eine Graphic Novel weil eine autobiographische Geschichte erzählt wird. Der Autor und Zeichner berichtet von seiner Kindheit die etwas schwierig war, da seine Eltern charakterlich gänzlich anders waren und sich aneinander rieben. Der cholerische Vater und die selbstbewusste Mutter deren Temperamente schon fast den Klischees entsprechen die man den Italienern und den Schweizern zuschreibt sorgen für eine permanente Spannung im Haushalt, so dass die Kinder oft nicht wissen wohin sie gehören. Erschwert wird die Situation dadurch, dass einer der Jungen körperlich behindert ist und missgebildete Arme und Beine hat. Natürlich bietet so eine Familiengeschichte einiges an Konfliktpotential, aber eine Autobiographie wird oft auch dann spannend wenn das individuelle Leben in einem Spannungsverhältnis zu der Umwelt oder der Gesellschaft steht. Etwa wenn sich ein armer Junge der auf den Straßen und in Armenhäusern leben musste zu einem Weltstar hervorarbeitet, wie etwa Charlie Chaplin.  In solchen Autobiographien erfährt man nicht nur etwas über die jeweilige Person, sondern auch über eine Epoche und ein Thema.

Hier allerdings fehlt es an einer klaren Linie. Man ist sich nicht so sicher, was das Thema sein soll. Die Vorlieben des Zeichners als Kind und warum er ein Zeichner geworden ist? Das ist etwas selbstverliebt, da er nicht den Status eines Superstars besitzt. Vielmehr hat man den Verdacht, dass dieser Band zu einer Art Familientherapie werden soll. Dabei ist es eine Bestandsaufnahme und ein Blick darauf wie der damalige Junge die Situation wahrgenommen hat. Allerdings ist so auch keine sonderliche Entwicklung festzuhalten. So stellt sich doch die ketzerische Frage warum diese Geschichte erzählt werden musste. Das Thema mit einem behinderten Bruder ist wichtig und soll Betroffenen Mut geben und andere sensibilisieren, wurde aber schon von David B. mit seinem Klassiker Die heilige Krankheit aufgegriffen und hat die Messlatte so dermaßen hoch gelegt das kaum noch jemand dran kommen kann. Hier auch nicht.

Insgesamt ist diese Graphic Novel lange nicht so eindrucksvoll. Der Titel bezieht sich auf Erinnerungen an die Kindheit die als ein Wunderland dargestellt wird, da man noch die Fantasie hatte und alle Möglichkeiten offen standen. Nur war die Situation eben nicht so rosig und so bildet der Titel zu dem Inhalt einen Kontrast. Aber so schlimm war die Kindheit wohl nicht, da man doch die gegenseitige Liebe der Familienmitglieder zu spüren meint und es viele ja auch noch schlechter haben. Im Nachhinein gesehen, verzerren sich Erinnerungen zumeist wobei sie hier nicht idealistisch sind, sondern eben auch Konflikte vorherrschten die offen angesprochen werden. Das ist zwar durchaus interessant aber leider insgesamt etwas ziellos. Ein stärkeres Konzept und ein mehr gewichtetes Thema  hätten der Graphic Novel durchaus gut getan und so fragt man sich, ob man an dieser Selbsttherapie wirklich teilnehmen muss.


Fazit:
Zwiespältig. Der Band hat seinen Reiz, aber es fehlt die klare Linie und eine Zielsetzung, so dass man sich fragt ob man an dieser Familientherapie teilnehmen muss.

Wunderland - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Wunderland

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Avant Verlag

Preis:
€ 24,95

ISBN 10:
3945034574

ISBN 13:
978-3945034576

136 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • nachvollziehbar gestaltet
  • keine Schaffung einer Idylle
Negativ aufgefallen
  • keine klare Linie
  • Ungenaue Zielsetzung
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 02.07.2017
Kategorie: Independent
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