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Comic-Besprechung - Bangebüxe

Geschichten:
Bangebüxe
Autor / Zeichner / Colorist: Silvia Berheide, Paul Butterer, Vivien Helders, Udo Jung, Vincent Schlothauer, Maxi Spiess, Willze, Jana Winters


Story:
Die Angst hat vielfältige Formen. So kann man Angst haben vor dem Verschwinden, vor dem Nicht-wahrgenommen-werden, dem wirtschaftlichen Mißerfolg und natürlich vor dem Tod selbst. In den hier enthaltenen Kurzgeschichten wird die Angst in ihrer vielfältigen Form betrachtet.

Meinung:
Bangebüxe ist ein umgangssprachlicher Ausdruck für „Angsthase“ und er passt insofern zu dieser Anthologie da alle hier enthaltenen Kurzgeschichten das gemeinsame Thema Angst besitzen. Dabei kann man den Band nicht einem Genre zurechnen. Es hätte nahe gelegen, eine Sammlung mit Gespenstergeschichten zu veröffentlichen, doch darum geht es hier nicht. Vielmehr werden die unterschiedlichen Ängste beleuchtet, die noch nicht mal so weit gehen müssen indem Phobien oder psychopathologische Auswüchse untersucht werden müssen. Es herrscht eine ganze Bandbreite verschiedener Aspekte vor welche zu einer Angst zählen können. Zum Glück bleiben klischeebeladene wie die Angst vor Spinnen außen vor.

Entstanden sind die einzelnen Comics, die meist auch die Seitenzahl eines dünnen Heftes im Umfang von 36 Seiten haben, als Semesterarbeiten der Akademie für Design der Fachhochschule Münster. Am Ende des Semesters hatten die Teilnehmer jeweils ein eigenes Heft mit einer eigens dafür gezeichneten und geschriebenen Geschichte abzuliefern. Einige wurden für diese Anthologie ausgesucht. Nun mag man eine akademische Verkopftheit befürchten, aber das ist nicht zu finden. Jede Geschichte ist in sich stringent und spannend und kann nicht nur mit Stilwillen punkten, sondern auch auf reine formale Spielereien verzichten. Natürlich möchte der Nachwuchs an den Traditionen rütteln. Wann war das nicht der Fall? Aber es geht nicht avantgardistisch zu, sondern der jeweilige Stil passt zu den Geschichten und der jeweils ausgewählten Thematik. So wird er niemals zum Selbstzweck.

Dabei ist es schon erstaunlich, dass es keinen einzigen schwachen Beitrag gibt und alle durch gute Ideen punkten können und manchmal auch sehr überraschend sind. So wundert man sich in einer Geschichte etwa über die rudimentäre Gestaltung der Hauptperson. Da fehlen Konturen und es stellt sich heraus, dass die Heldin Angst hat nicht wahrgenommen zu werden. So lässt sie sich tätowieren, piercen und geht immer mehr in die Extreme da sie um jeden Preis auffallen will. Oft sieht man nur ihren Körperschmuck und ähnlich wie bei den Malbildern würde sich das Gesicht erst dann ergeben, wenn man von den Stellen her die Linien verbinden würde. Gleichzeitig stellt diese Vorgehensweise auch eben das Auffälligste, eben den Körperschmuck, hervor. Die einzige klassische Adaption betrifft Dr. Jekyll und Mr. Hyde und ist noch am realistischsten gehalten, wenngleich Hyde nie zu sehen ist, da dessen Gesicht ausgespart wird. Andere sind zeichnerisch etwas glatt geraten wie bei der Geschichte mit dem Tod persönlich der als Anhalter mitreist wobei hier der Humor bestechend ist, aber auch an die Independentserie Der Tod und das Mädchen erinnert. Am anstrengendsten ist wohl noch die Geschichte um die Wahrnehmung geworden, wenn sich die Hauptperson so unsicher ist, dass sie sich selber als Monster sieht. Aber selten wurde eine Sozialphobie so eindringlich dargestellt. Ebenso ergeht es einer anderen Heldin welche ihre Aufgaben ironischerweise wie in einem Computerspiel sieht und die Tragik dadurch gemildert wird, aber auch wieder ein Zeichen dafür ist, wie das Computerspielen die Wahrnehmung verändern kann.

Warum eigentlich geht es hier immer um Frauen. Haben Männer keine Ängste? Und doch sind die Hauptpersonen hier fast ausschließlich weiblich. Zum Glück werden die Klischees aber vermieden. Viel zu leicht hätte man sich auf vermeintlich weibliche Ängste wie Bindungsangst, Magersucht etc. einschießen können. Und so ist der Band erfrischend anders und erlaubt einen Blick auf Newcomer von denen man hofft, bald noch mehr lesen zu können.


Fazit:
Erfrischend anders und trotz des Stilwillens geht das formale nie über den Inhalt, sondern beides ergänzt sich auf wunderbare Art und Weise. Hier hat man Newcomer vor sich, von denen man bald mehr sehen will. Ein Geheimtipp.


Bangebüxe - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Bangebüxe

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Schwarzer Turm

Preis:
€ 9,99

ISBN 10:
3934167829

ISBN 13:
978-3934167827

256 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Stilwillen
  • interessante Ansätze
  • überraschende Geschichten
  • Vermeidung von Klischees
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 01.07.2017
Kategorie: Independent
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