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Comic-Besprechung - Hopfen und Malz – Gesamtausgabe Band 1

Geschichten:
Text Jean van Hamme
Zeichnungen: Francis Vallés
Kolorist: Marie-Paule Alluard


Story:
Der erste Teil der Gesamtausgabe enthält die albenlangen Geschichten „Charles 1954“ und „Margrit 1886“ sowie drei Kurzgeschichten, die Einzelaspekte der Geschichte beleuchten. In der ersten Albumgeschichte der Gesamtausgabe, die auf insgesamt drei Bände angelegt ist, erfährt der Leser wie Charles Steenfort und Franz Texel sich gegen den Brauer de Ruiter durchsetzen. Der Beginn der Dynastie von Bierbrauern wird geschildert. Aber auch, wie Charles sich am Ende gegen seine Liebe entscheidet, um die Tochter de Ruiters zu ehelichen und so eine Investition in die Zukunft zu tätigen. In der zweiten Geschichte hat sich Charles als erfolgreicher und patriarchischer Unternehmer etabliert. Er steht für den Kapitalismus des 19. Jahrhunderts. Seine Arbeiter sind keine Menschen, sie sind sein Besitz. Ebenfalls tätig in seiner Brauerei ist sein Neffe Noel. Als dieser auf einer Reise Margrit Feldhoff ehelicht, scheint alles Weitere vorprogrammiert. Aber Margrit kommt aus zweifelhaften Verhältnissen, arbeitete in München als Hure und entfacht in Charles Verlangen. Am Ende verlässt Charles seine Frau und startet mit Margrit neu. Sie gründen eine neue Brauerei. Alles entwickelt sich gut, als Charles völlig unerwartet von seiner Vergangenheit eingeholt wird.


Meinung:
Das Oeuvre des Szenaristen Jean van Hamme ist schier unüberschaubar. Aus seiner Feder stammen so geniale Serien wie „XIII“, „Largo Winch“ oder auch „Die große Macht des kleinen Schinkel“. Eine Serie, die zumindest in Deutschland bei weitem nicht die Bedeutung zukommt, die sie verdient ist „Hopfen und Malz“. Sie steht hierzulande immer etwas im Schatten der großen Bestseller. Und das völlig zu unrecht. Denn mit der Schilderung einer Dynastie von Bierbrauern hat van Hamme ein echtes Meisterstück abgeliefert. Nichts an dem Skript wirkt zufällig, nichts aufgesetzt.
Mit der Geschichte, die lediglich auf sieben Alben angelegt ist, schafft er ein Gesamtkonzept. Der Leser sieht die handelnden Personen altern und nimmt an ihrem Leben teil. Dabei ist es der erzählerischen Raffinesse von van Hamme zu verdanken, dass platte Stereotypen nicht auftauchen. Die Menschen in der Geschichte verändern sich – so wie im wirklichen Leben. Beispiel Charles: war er am Anfang noch Mönch, der sich zum idealistischen Unternehmer wandelt, so entwickelt sich seine Persönlichkeit immer mehr ins Negative. Er nutzt seine Arbeiterinnen sexuell aus und bekämpft jede soziale Entwicklung – ein Patriarch par excellence. 
Die Stärke der Serie besteht auch darin, dass van Hamme uns Charakterisierungen liefert, die dermaßen authentisch wirken, dass der Leser versucht ist, die Familienchronik der Steenforts als Realität anzunehmen. Figuren wie Margrit Feldhoff sind komplex und dicht dargestellt. Es sind keine Figuren die böse oder gut sind, nicht schwarz noch weiß – es sind vornehmlich Menschen. Da liegt vielleicht auch der große Unterschied zu seinen Erfolgsserien: Van Hamme zeigt uns Menschen, die für ihre Träume bereit sind einiges zu zahlen. Margrit will für sich und einem potenziellen Kind ein schönes Leben. Diesem Wunsch ordnet sie alles andere unter. Was vielleicht auf den Leser unmoralisch oder verwerflich wirken mag, ergibt aus ihrer Sicht uneingeschränkt Sinn.
Der erste Band der Gesamtausgabe, der nun vorliegt, gibt der grandiosen Geschichte den passenden Rahmen. Im Gegensatz zu fast allen anderen Gesamtausgaben im deutschsprachigen Raum leistet sich Comicplus den Luxus nicht auf eine französische Integral-Ausgabe zurück zugreifen. Die redaktionellen Seiten wurden eigens für die deutsche Gesamtausgabe zusammengestellt. Eine mühevolle Arbeit, die sich ausgezeichnet hat, denn wie schon bei den anderen Gesamtausgaben erhält der Leser einen interessanten Einblick in die Serie und die Künstler, die dahinter stehen. Hinzu kommt, dass die auf 1.000 Exemplare streng limitierte Gesamtausgabe die Möglichkeit bietet, tatsächlich alle Geschichten des Steenfort-Kosmos in der chronologisch korrekten Reihenfolge zu lesen. Denn auch die Kurzgeschichten aus dem Sammelband „Die Steenforts“ sind an ihren korrekten Platz innerhalb der Gesamtgeschichte gerückt worden.


Fazit:
Endlich, endlich erhält „Hopfen und Malz“ die Ausgabe, die diese tolle Serie verdient. Jean van Hamme beweist hier, warum er zu den großen der europäischen Comicszene gehört. Eine spannende bis ins kleinste Detail durchdachte Geschichte, die den Leser vom ersten Panel in Atem hält – ein Meisterwerk!


Hopfen und Malz – Gesamtausgabe Band 1 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Hopfen und Malz – Gesamtausgabe Band 1

Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs

Verlag:
comicplus+

Preis:
€ 34

ISBN 13:
978-3-89474-290-4

128 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Würdige Ausgabe
  • Komplexe Charaktere
  • Spannende Handlungsstränge
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(2 Stimmen)
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Rezension vom: 15.01.2017
Kategorie: Alben
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