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Comic-Besprechung - Durango 17

Geschichten:
Jessie

Text: Yves Swolfs

Zeichnungen: Iko

Farben: Stéphane Paitrea


Story:
Hancock, eine kleine Stadt in Utah: Hier ist Larry der Sheriff. Ein Freund von Durango. Der Revolverheld erholt sich in Hancock von seinem letzten Abenteuer. Ein friedliches Nest, wie es Durango selbst sagt. Einzig vor einem Monat wurde eine Postkutsche überfallen und eine große Summe Geld erbeutet, von dem jede Spur fehlt. Angie und Elmer Maxwell sowie Frank Parker sind u.a. die Drahtzieher des Überfalls. Sie suchen das Geld. Und jeder verfolgt dabei noch seine eigenen Pläne.


Meinung:
Schon beim ersten lockeren Durchblättern des Albums sieht man einen großen Unterschied zu den Vorgängerbänden. Und dabei geht es nicht um den neuen Zeichner, der für die Serie verpflichtet wurde. Der erste Anschein offenbart ein bisher bei Durango-Bänden nicht bekanntes Ausmaß an Sprechblasen und Erzähltexten. Etwas überspitzt formuliert könnte man sagen, dass der Pistolero, aus dem Genre des Italo-Western, geschwätzig geworden ist. Hauptverantwortlich dafür ist der Umstand, dass Swolfs seinen Antihelden als Ich-Erzähler in das 17. Abenteuer schickt. Einem erzählerischen Trick, dessen sich der Belgier schon in dem grandiosen 13. Band  der Serie, „Ohne Gnade“, bediente. Allerdings waren Durangos Einwürfe in „Ohne Gnade“ eher sporadisch und von der kurzen, prägnanten und zynischen Härte, wie sie eines Revolverhelden würdig sind.
Im neuen Band wachsen sich diese Kommentare schon mal ins epische aus. Das muss nicht schlecht sein, läuft nur dem ursprünglichen Ansinnen Swolfs völlig zuwider. Als der belgische Autor und damals noch Zeichner der Serie Anfang der 1980er-Jahre seinen dreckigen Helden auf die Reise schickte, war er tief verwurzelt im Spaghetti-Western der 1960er-Jahre. Seine Anleihen an diesem Filmgenre sind überall zu sehen: Der erste Band ist eine Würdigung des Western „Il grande silenzio“ („Leichen pflastern seinen Weg“) von Sergio Corbucci: Das winterliche Szenario, die Waffe des „Helden“ – eine Mauser-Automatik – und nicht zuletzt das Auftreten von Klaus Kinski als Reno legen Zeugnis von der Verehrung ab, die Swolfs für das cineastische Werk empfindet. Und auch in den folgenden Alben schoss, schlug und vor allem schwieg sich Durango im Stile eines klassischen Italo-Western-Helden durch die Alben.
In „Jessie“ scheint sich Swolfs von dieser Erzählweise zu verabschieden. Sein gebrochenes Schweigen ist ein Indiz dafür. Ein weiteres ist, dass er seinen Helden weniger brutal darstellt. Durango scheint am Baum des Lebens gereift zu sein. Er wirkt nachdenklicher. Gerade im letzten von Swolfs gezeichneten Band der Serie – „Ohne Gnade“ – hält die Gewalt ausgehend vom Helden ein Fest ab, wie schon in so manchem Italo-Western. Davon hat sich Swolfs spätestens mit dem neuen Band komplett verabschiedet. Versinnbildlicht wird dies beispielsweise in der Schlusssequenz des Bandes. Durango hindert Jessie daran sich an Elmer Maxwell zu rächen, indem sie den wehrlosen Mann niederschießt. Er schreitet ein, nimmt ihr den Revolver ab. Noch in „Ohne Gnade“ hatte er keine Probleme damit, selbst den Auslöser zu drücken und den ebenfalls wehrlosen Louie Holedigger ins Jenseits zu befördern. 
Vermutlich hat Swolfs bemerkt, dass er seine ursprüngliche Idee einen Western zu erzählen ausgereizt hat. Die Wiederholung der immer gleichen Klischees hätte seine Serie vielleicht noch auf Jahre erfolgreich weiterlaufen lassen, wäre am Ende aber wenig einfallsreich gewesen und hätte seinen eigenen Ansprüchen nicht genügt
Freilich kann er es sich nicht verkneifen hier und da noch seine Verehrung des Italo-Westerns zu zeigen. So ist Frank Parker eine Reminiszenz an den Frank aus Sergio Leones „Spiel mir das Lied vom Tod“. Der gleiche Vorname und das äußere von Henry Fonda, der in dem Filmklassiker den Bösewicht spielt, sprechen eine eindeutige Sprache. Hinzu kommt die Schlussszene des Comics auf einem Friedhof, dass in seiner ganzen Atmosphäre deutlich Spuren von der adäquaten Szene in „Zwei glorreiche Halunken“ trägt.
Nachdem als Zeichner bis Band 13 Swolfs selbst in Szene trat, gab er den Stift für Band 14 an Thierry Girod. Dieser zeichnete die Serie bis Band 16. Nun, ab Band 17. Ist Iko für das Artwork verantwortlich. Der Zeichner, der hierzulande bisher aus der Zusammenarbeit mit Christophe Bec für dessen Serie Finsternis bekannt ist, bringt einen komplett neuen Strich in die Abenteuer. Der realistische Stil ist geblieben. 


Fazit:
Mit dem 17. Band der Italo-Western-Serie beschreitet Yves Swolfs neue Wege. Er löst sich von seinen eigenen Vorgaben und entwickelt die Serie geschickt weiter. Es bleibt spannend, denn nun, da der Belgier seinen Revolverhelden von der Tradition des Spaghetti-Western abgenabelt hat, bieten sich ihm völlig neue Möglichkeiten. Die Legende ist endlich zurück – und sie meldet sich eindrucksvoll auf den staubigen Wegen Utahs zurück!



Durango 17 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Durango 17

Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs

Verlag:
Splitter Verlag

Preis:
€ 14,80

ISBN 13:
978-3-95839-459-9

48 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Erstklassige und spannende Westernunterhaltung
  • Interessante Weiterentwicklung der Figuren
  • Gelungenes Artwork
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 30.12.2016
Kategorie: Alben
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